1968

1. Januar
In der Bundesrepublik tritt das Filmförderungsgesetz in Kraft. Für jede verkaufte Eintrittskarte muß jeder Kinobesitzer 10 Pfennig in einen Fond abführen. Von diesem Geld erhalten Filmhersteller einen "Grundbetrag" für einen neuen Film, wenn ein vorausgegangener in zwei Jahren mindestens 500.000 DM Brutto-Verleiheinnahmen erzielt hat (bei prädikatisierten oder mit dem Hauptpreis eines A-Festivals ausgezeichneten Filmen 300.000 DM). Zur Organisation wird die "Filmförderungsanstalt" (FFA) gegründet.

18. Januar
Der Produzent Horst Wendlandt wird in München nach Vollendung einer Serie von 25 Edgar Wallace-Filmen mit einer speziellen "Goldenen Leinwand" ausgezeichnet, vergeben vom Hauptverband Deutscher Filmtheater und der Zeitschrift "Filmecho/Filmwoche".

1. Februar
Premiere des DEFA-Films "Ich war Neunzehn" von Konrad Wolf. Ein autobiografisches Sujet: die Heimkehr eines emigrierten Deutschen (Jaecki Schwarz) als Rotarmist 1945. Gefilmt mit Wut und Verständnis.

3. Februar
In Utrecht wird die "Chronik der Anna Magdalena Bach" von Jean-Marie Straub uraufgeführt. Weil das Projekt von Förderungsgremien zurückgewiesen worden ist, haben Alexander Kluge, Enno Patalas und Volker Schlöndorff den "Gemeinnützigen Verein Filmfonds e.V." gegründet und Anteilscheine verkauft.

25. Juni
Uraufführung des ersten Spielfilms von Werner Herzog, "Lebenszeichen", im Wettbewerb der Berliner Filmfestspiele. Er wird als bester Debütfilm mit einem "Silbernen Bären" ausgezeichnet. Sein Sujet: der individuelle Krieg eines deutschen Fallschirmjägers auf einer griechischen Insel 1942.

27. Juli
In ihrem Haus an der Côte d'Azur stirbt die Schauspielerin Lilian Harvey im Alter von 62 Jahren. Mit drei Filmen wurde sie ein europäischer Star: "Die Drei von der Tankstelle" (1930), "Der Kongreß tanzt" (1931), "Ein blonder Traum" (1932). Ihr Partner: Willy Fritsch. Für die Deutschen waren sie ein Traumpaar.

30. August
Uraufführung des Films "Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos" von Alexander Kluge bei den Filmfestspielen in Venedig. Die Unternehmerin Leni Peikert scheitert mit ihrem "Reformzirkus", bei dem die Phantasie vor dem Leistungsprinzip rangieren soll. Eine Metapher für die Situation der Künstler, ein vielzitierter Filmtitel.

 

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Hans Helmut Prinzler: Chronik, 1895-2004. In: Wolfgang Jacobsen, Anton Kaes, Hans Helmut Prinzler (Hg.): Geschichte des deutschen Films. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Metzler 2004

© 2004 J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart.