1966

3. Februar
Gründung der "Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung" in Wiesbaden. Sie hat die Aufgabe, die Filme der ehemaligen reichseigenen Filmgesellschaften zu sichern, zu erhalten und nutzbar zu machen. Der Ufa-Filmstock wurde für 13,6 Millionen DM von Bertelsmann erworben. Insgesamt werden rund 4.400 Filmrechte in die Stiftung eingebracht. Für die kommerzielle Auswertung der Filmrechte wird die Firma "Transit-Film GmbH" gegründet.

4. Februar
In München stirbt der Schauspieler Robert Graf 42jährig. Als intelligentem, sensiblem Darsteller von Bösewichtern war ihm nur eine kurze Karriere vergönnt. In Ottomar Domnicks "Jonas" spielte er die komplexbeladene Titelfigur.

8. Mai
Der Produzent Erich Pommer, 76, stirbt in Los Angeles. Produktionschef der Ufa in den zwanziger Jahren, Emigration 1933. Nach 1945 als Filmoffizier mitverantwortlich für den Wiederaufbau der Filmindustrie in den deutschen Westzonen.

10. Mai
Der Regisseur Erich Engel, 75, stirbt in Berlin. Mit intelligenten Tonfilmkomödien, in denen Jenny Jugo oft die Hauptdarstellerin war, hat er sich der Vereinnahmung durch die Nazis entzogen. Sein bekanntester Nachkriegsfilm war "Affaire Blum".

 

20. Mai
"Der junge Törless", Erstlingsfilm von Volker Schlöndorff, wird bei den Filmfestspielen in Cannes uraufgeführt und mit einem Fipresci-Preis ausgezeichnet. Im Juni erhält er einen Bundesfilmpreis. Eine Literaturverfilmung, wie sie der Regisseur auch später bevorzugt.

28. Juni
"Schonzeit für Füchse", der erste Spielfilm von Peter Schamoni, wird bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin uraufgeführt und bekommt einen "Silbernen Bären" (Sonderpreis der Jury).

30. Juni
Der DEFA-Film "Spur der Steine" von Frank Beyer hat seinen ersten – kurzfristigen – Kinoeinsatz in Ost-Berlin. Der Film schildert in freimütigem Tonfall Konflikte einer Baubrigade der DDR. Nach wenigen Tagen auf Druck von ZK-Mitgliedern aus dem Programm genommen. 1989 als "Verbotsfilm" ein großer Erfolg.

28. Juli
Der Regisseur Josef von Baky ("Münchhausen", "… und über uns der Himmel", "Das doppelte Lottchen") stirbt 64jährig in München. Zu seinen Qualitäten gehörte Sensibilität im Umgang mit Schauspielern.

5. September
"Abschied von gestern", der erste Spielfilm von Alexander Kluge, wird bei den Filmfestspielen in Venedig uraufgeführt und gewinnt einen Sonderpreis der Jury. Damit waren bei den drei wichtigsten internationalen Festivals junge deutsche Filme erfolgreich. Kluges Film mit seinem programmatischen Titel ist ein Schlüsselwerk der sechziger Jahre.

17. September
Die "Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin" (DFFB) wird vom Regierenden Bürgermeister Willy Brandt eröffnet. Gründungsdirektoren sind Erwin Leiser und Heinz Rathsack (der die Akademie bis zu seinem Tod im Dezember 1989 leitet). Zu den Studierenden des ersten Jahrgangs gehören Hartmut Bitomsky, Harun Farocki, Holger Meins, Thomas Mitscherlich, Wolfgang Petersen, Helke Sander, Daniel Schmid und Christian Ziewer.

26. November
Der Schriftsteller und Sozialphilosoph Siegfried Kracauer, 77, stirbt in New York. Er war bis 1933 Kulturredakteur der "Frankfurter Zeitung". In der Emigration entstand seine sozialpsychologische Untersuchung "From Caligari to Hitler" (1947). Sie beeinflußte eine ganze Generation deutscher Filmkritiker ab Mitte der fünfziger Jahre.

 

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Hans Helmut Prinzler: Chronik, 1895-2004. In: Wolfgang Jacobsen, Anton Kaes, Hans Helmut Prinzler (Hg.): Geschichte des deutschen Films. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Metzler 2004

© 2004 J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart.