Hanns Christian Müller

Regie, Drehbuch, Musik
München

Biografie

Hanns Christian Müller, geboren am 14. April 1949 in München, erhielt bereits in jungen Jahren vielfältigen Musikunterricht und wurde als Teenager Mitglied einer R&B-Band. 1966 lernte er seine spätere Mitarbeiterin und Ehefrau Gisela Schneeberger kennen. 1967 begann Müller Musiken für verschiedene Bühneninszenierungen zu schreiben, unter anderem am Münchner Residenztheater. Ab 1968 studierte er zunächst Psychologie, Geschichte und Philosophie, bevor er von 1973 bis 1976 an der Münchner Otto-Falckenberg-Schule ein Regie- und Schauspielstudium absolvierte. Während dieses Studiums schrieb er weitere Schauspielmusiken, unter anderem für das Landestheater Tübingen. 1974 begann er auch als Bühnenregisseur zu arbeiten; im gleichen Jahr begann seine langjährige Zusammenarbeit mit Gerhard Polt und mit Gisela Schneeberger (die er noch 1974 heiratete).

1976 bekam Hanns Christian Müller eine Anstellung am Berliner Schillertheater, wo er unter anderem die Revue "Da schau her" mit Polt und Schneeberger inszenierte. Drei Jahre später ging er zurück nach München. Dort inszenierte er am Residenztheater, an den Kammerspielen und am Volkstheater meist eigene (oder gemeinsam mit Polt geschriebene) Stücke, darunter die Satire "Kehraus" (1979, Kammerspiele). Ebenfalls 1979 erschien sein erstes eigenes Album "Müller & Co", das zweite Album "Uns ko nix mehr passiern" folgte 1983.

Einen Fernsehklassiker schufen Müller und Polt mit der zwölfteiligen TV-Reihe "Fast wia im richtigen Leben" (1979-87), bei der Müller auch Regie führte und die Musik komponierte. In bitterböse-satirischen Sketchen nahm die Sendung Absurditäten des deutschen Alltagslebens aufs Korn. In den Hauptrollen waren stets Polt und Schneeberger zu sehen. Die Reihe wurde von der Kritik hoch gelobt und gilt längst als Klassiker des satirischen Humors. 1981 erhielten Polt, Müller und Schneeberger den Grimme-Preis mit Bronze.

Ein großer Erfolg war auch die Kinoadaption von "Kehraus" (1983), über einen naiven Gabelstaplerfahrer, der während der Fastnachtszeit eine kafkaeske, absurd-komische Odyssee durch die Korridore eines Versicherungskonzerns antritt. Auch hier spielten Polt und Schneeberger die Hauptrollen. Für das Drehbuch wurden Müller, Polt und Carlo Fédier 1984 mit dem Deutschen Filmpreis in Gold ausgezeichnet; außerdem erhielt Müller den Gilde Filmpreis. Der zweite Kinofilm des Trios Müller/Polt/Schneeberger war "Man spricht deutsh" (1988), eine Satire auf deutsche Italienurlauber.

1990 inszenierte Müller eine Fernsehfassung des Volkstheaterstücks "Schweig Bub!", für die Rockband Die Toten Hosen drehte er das Musikvideo zur Coverversion des Liedes "Azzuro". Der Tote Hosen-Frontman Campino wiederum spielte eine Hauptrolle in Müllers nächstem Kinofilm, der satirischen Komödie "Langer Samstag" (1992): Einen Punk, der einer verzweifelten Tankstellenpächterin (Schneeberger) im Kampf gegen einen kriminellen Kaufhauschef zur Seite steht. In den nächsten Jahren war Müller an verschiedenen Musikstücken der Toten Hosen beteiligt: Auf dem Album "Kauf mich!" (1993) unter anderem an "Sascha … ein aufrechter Deutscher" und auf dem Album "Opium fürs Volk" (1996) unter anderem an "Zehn kleine Jägermeister". 1992 veröffentlichte Müller sein eigenes Album "Zeit lassn". Von 1980 bis 1995 produzierte er zudem Alben für die bayerische Musik- und Kabarettgruppe Biermösl Blosn.

1994 führte Müller bei der Münchner "Tatort"-Folge " …und die Musi spielt dazu" Regie, über einen Mord in der Volksmusik-Szene. Ebenfalls fürs Fernsehen entstand "Willkommen in Kronstadt" (1996), eine bissige Satire auf Spießertum und Fremdenhass. Neben all diesen Tätigkeiten inszenierte Müller weiterhin Bühnenstücke, meist mit Polt und Schneeberger in den Hauptrollen. Von 1998 bis 1999 war er Intendant des Münchner Volkstheaters. Dort brachte er 1998 die satirische Musikshow "Abfent" auf die Bühne, in der die Toten Hosen, Gerhard Polt und die Biermösl Blosn mitwirkten. Im Jahr 2000 wurde  "Abfent" am Wiener Burgtheater aufgeführt.

Im Sommer 2001 fanden die Dreharbeiten zu Müllers viertem Kinofilm "Germanikus" statt, eine im 4. Jahrhundert spielende Komödie über einen Germanen, der in Rom jede Menge Unheil stiftet. Neben Polt und Schneeberger gehörten unter anderem Rufus Beck, Anke Engelke und Moritz Bleibtreu zum prominenten Ensemble. Auf Grund von Differenzen zwischen Müller und den Produzenten wurde der Film jedoch mehrfach umgeschnitten und nachsynchronisiert. Ursprünglich sollte er Ende 2001 starten. Tatsächlich kam er erst 2004 in die Kinos. Die Kritiken fielen überwiegend negativ aus, auch beim Publikum war "Germanikus" kein Erfolg.

Seither drehte Müller einige Musikvideos, unter anderem für die Punkrockband Wilde Zeiten und die bayerische Folk-Rock-Band Zweckinger. Außerdem veröffentlichte er diverse CDs und Bücher und inszenierte Bühnenstücke, zum Beispiel Hans Scheibners "Die Geiselnahme" an den Hamburger Kammerspielen (2013). Mit "Im Auge des Trommelfells" führte er 2017 erneut bei einer musikalisch-satirischen Show mit den Toten Hosen, Gerhard Polt und den Wellbrüdern Regie.

Hanns Christian Müller lebt mit seiner zweiten Frau, der Schauspielerin Claudia Wipplinger (seit 2001), in München.

 

 

 

FILMOGRAFIE

2001-2004
  • Regie
  • Drehbuch
1992
  • Regie
  • Drehbuch
  • Stoff
  • Musik
1987/1988
  • Regie
  • Drehbuch
  • Musik
1986
  • Regie
  • Drehbuch
  • Musik
1983
  • Regie
  • Drehbuch
  • Musik
1979-1988
  • Regie
  • Drehbuch