Inhalt
Der 16-jährige Georg lebt mit seinem geschiedenen Vater in Frankfurt am Main. Einen emotionalen Ausgleich zu persönlichen Konflikten findet der Junge im Sport: Georg ist leidenschaftlicher Teakwondo-Kämpfer. Als er mit seinem Vater nach Frankfurt/Oder ziehen muss, und ihm dadurch die ersehnte Chance geraubt wird, die hessische Landesmeisterschaft im Teakwondo zu gewinnen, gerät Georgs inneres Gleichgewicht bedenklich ins Wanken. Als Folge gibt sich der intelligente Junge in seiner neuen Schule rebellisch und trotzig. Mit dieser selbstbewussten Haltung beeindruckt er vor allem den gleichaltrigen, rechtsradikalen Thomas. Zwischen den beiden Jungen entwickelt sich eine zwischen Gegnerschaft und Sympathie changierende Beziehung.
Kommentare
Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!
Jetzt anmelden oder registrieren und Kommentar schreiben.
Nun muss er in einem fremden Umfeld ganz von vorn beginnen. Nur gut, dass er sich als angehender Meister des koreanischen Kampfsportes auf der Straße behaupten kann, niemanden fürchten muss. So weckt Georg, der „Neue“, schnell das Interesse von Thomas, dem Anführer einer von Georgs Durchsetzungsvermögen beeindruckten rechtsradikalen Clique aus dessen neuer Klasse. Da Georg keinen neuen Taekwondo-Club findet, lässt er sich von Thomas, einem hellen, eloquenten und dabei noch einfühlsamen Kopf, der so gar nicht dem Klischee des Ossi-Nazis entspricht, ködern und richtet sich bei ihm einen provisorischen Trainingsraum ein.
Trotz anfänglicher Abwehr gerät Georg nach und nach immer mehr in die Clique, sodass sich nicht nur sein Vater und seine Schwester, sondern auch seine Freundin von ihm abwenden. Aus Rache klebt er Plakate seiner neuen Freunde gegen das vom Vater geplante Einkaufscenter an Häuserwände. Doch dann kommt es zum großen Kampf: Angetrieben von Angst, Hoffnungslosigkeit und Neid, offenbart sich schon wenig später für Georg und Thomas, dass der Unterschied zwischen beiden gar nicht so groß ist…
Der 1971 in Cottbus geborene, in Berlin lebende Autor und Regisseur Mirko Borscht im Presseheft: „Das Thema Rechtsradikalismus in den neuen Bundesländern scheint ein nahezu unerschöpflicher Pool für reißerische und oberflächliche Berichterstattung zu sein. Viel zu oft dient uns der ’böse, unheilbare Nazi aus dem Osten’ als Bestätigung des eigenen bequemen, aber politisch korrekten Standpunktes, der nicht mehr hinterfragt werden muss. Doch genau diese Art von Ignoranz und Doppelmoral macht es den extremen Rechten so leicht ihren Nachwuchs zu rekrutieren, vermitteln sie doch vordergründig ein klar strukturiertes Weltbild. In ihrer scheinbaren Rückbesinnung auf die ’wahren und verlorengegangenen Werte’ wie Gerechtigkeit, Mut und Kameradschaft glaubt die Hauptfigur des Films sogar eine Art Geistesverwandtschaft zu den Regeln seines Kampfsports zu finden. Die Verständnislosigkeit und Ignoranz der Außenstehenden empfindet er nur als Bestätigung des eigenen Handelns. Ich wollte eine Authentizität vermitteln, die sich nicht aus der dokumentarischen Außenansicht speist, sondern aus dem Innenleben der Hauptfigur. Dabei geht es weniger um eine detailgenaue Bestandsaufnahme der Gegenwart, denn um das Aufzeigen von Defiziten im Umgang miteinander.“
„Kombat Sechzehn“, Mirko Borschts erster Spielfilm nach seinen beiden Kurzfilmen „Mäuseboxen“ (1992) und „Bastard!“ (2002), gibt der inzwischen seit Jahrzehnten geführten Diskussion über den grassierenden Rechtsradikalismus in den neuen Bundesländern eine so ungewöhnliche wie notwendige Binnenperspektive. Er ist am 7. Mai 2006 gleichzeitig von den koproduzierenden Sendern Rundfunk Berlin-Brandenburg innerhalb der „Ostwind“-Reihe und dem ZDF in der Reihe „Das kleine Fernsehspiel“ erstausgestrahlt worden.
Pitt Herrmann