September

Deutschland 2002/2003 Spielfilm

Inhalt

Der Film erzählt von vier Paaren in einer deutschen Großstadt, deren Leben durch die Anschläge vom 11. September 2001 in New York und Washington verändert werden. Die fiktiven, miteinander verwobenen Handlungsstränge handeln von dem pakistanische Pizzabäcker Ashraf, der sich von seiner schwangeren deutschen Freundin Lena entfremdet; von dem Banker Philipp, der sich von seiner Ehefrau Julia scheiden lassen will; von dem Polizisten Helmer, der finanzielle Sorgen hat und kaum noch Zugang zu seinem Sohn und seiner kranken Frau Susanne bekommt; von dem ambitionierten, in Windeseile zum Fundamentalismus-Experten mutierenden Nachwuchsschriftsteller Felix und dessen Freundin Natascha.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Neun Menschen in Deutschland, vier Paare und fünf Geschichten von fünf zumeist jungen, darunter seinerzeit auch noch unbekannten Autoren, die sich nicht direkt berühren und die doch miteinander verwoben sind: Was treibt sie um seit dem 11. September 2001, der alle erschütterte und noch lange bewegte, seit dem Tag also, an dem die Welt stillstand?

Max Färberböcks Episodenfilm, nach dem Erfolg „Aimee und Jaguar“ erst sein zweiter Kinostreifen, spielt zwischen diesem Datum, einem Wendepunkt in der großen (Welt-) Politik wie in der kleinen privaten Welt, und den ersten amerikanischen Bombenangriffen auf Afghanistan. „September“ erzählt, wie diese „ganz normalen Paare“ diesen Tag und seine Folgen in Deutschland erleben.

Als die ersten Bilder der einstürzenden Zwillingstürme des World Trade Centers in New York über die Bildschirme flimmern, wird im Hause Scholz Kindergeburtstag gefeiert. Während Julia (als Wohlstandsbürgerin vor den Scherben ihrer längst kaputten Ehe eine Entdeckung: Leinwand-Debütantin Catharina Schuchmann) versucht, die Nachrichten vor den Kindern zu verbergen, rotiert ihr Mann, der Vermögensberater Philipp, im Büro: Der Banker befürchtet, zwei Kollegen könnten sich zum Zeitpunkt des Anschlags im WTC-Gebäude befunden haben – und dann brechen auch noch die Kurse ein...

Der junge Publizist Felix Baumberger zählt zum Kreis der Meinungsbildner. Seine Kommentare zum Anschlag sind in den Medien gefragt. Routiniert will der selbstgefällige Kolumnist ans Werk gehen, schließt sich wie gewohnt in seinem Arbeitszimmer ein. Doch der Versuch, wie üblich Stellung zu beziehen, scheitert. Nachdem ein erster Artikel erschienen ist, ringt sich Baumberger zu einem eigenwilligen Standpunkt durch – nicht ohne Mitwirkung seiner Freundin Natascha, mit der er ansonsten im Dauerclinch liegt. Doch der Chefredakteur will diese Amerika-Schelte nicht drucken – und der Autor provoziert einen Eklat...

Für die Nachrichtensprecherin Sandra scheinen goldene Zeiten angebrochen zu sein: Die Sendung der alleinerziehenden Mutter, die zum ersten Mal live im Studio moderiert, als die Schreckensbilder aus New York einer raschen Kommentierung harren, erfährt enormen Zuspruch. Sie berichtet begeistert ihrer Mutter am Telefon, dass sie nun vier Sendungen mehr pro Woche hat – und leidet doch unter der Trennung von ihrem Kind...

Helmer, der Leiter des Sonder-Einsatz-Kommandos der Polizei, würde am liebsten an vorderster Front mitkämpfen. Immerhin darf er eine Wohnung stürmen. Er hat eine Corvette in der Garage, viel Liebe für Amerika und ebenso viel Solidarität für einen farbigen US-Kollegen vom FBI im Herzen. Doch mit seinem überzogenen US- Patriotismus geht Helmer nicht nur seinen Kollegen auf die Nerven, sondern auch seiner herzkranken Frau Susanne, die auch unter den finanziellen Sorgen nach dem Bau des Einfamilienhauses leidet...

Ashraf (Rene Ifrah, ein Deutsch-Amerikaner mit jüdischen Wurzeln) betreibt eine Pizzeria. Der Eingewanderte gibt sich als Italiener aus, obwohl er ein muslimischer Pakistaner ist. Weil es gut für das Geschäft ist, in dem ihm seine hochschwangere Freundin Lena hilft. Mit keinem Wort kommentiert er den Anschlag, lädt vielmehr „Freunde“ zum „Feiern“ ins Lokal ein. Lenas Misstrauen und das ihrer Freundinnen in der Schwangeren-Gruppe wächst: Ist der Vater ihres Kindes vielleicht auch ein Terrorist?

Die neun Protagonisten in „September“ treffen sich lose, eher zufällig in einer deutschen Großstadt, die paradigmatisch für alle Metropolen der westlichen Hemisphäre steht, und gehen wieder in ihren Alltag zurück. Sie kommen aus verschiedenen Welten, die jedoch eines verbindet: Sie alle sind ihren verwirrten Gefühlen ausgesetzt, ihre totale Verunsicherung spiegelt sich in ihrem teils unberechenbaren Verhalten.

Max Färberböcks fiktive, jedoch mit dokumentarischem Material unterfütterten (zunächst vor allem auch Beziehungs-) Geschichten, am 23. Mai 2003 bei den Filmfestspielen in Cannes in der Sektion Un Certain Regard uraufgeführt, liefern Momentaufnahmen aus einer globalisierten Welt, in die das Böse so unerwartet wie undurchschaubar eindringt. Sie liefert daher auch nicht den Schlüssel zu einer neuen Lebenshaltung nach „9/11“, denn die New Yorker Katastrophe ließ die Menschen zumindest in der westlichen Welt fassungslos zurück.

Max Färberböck beschränkt sich darauf, einen bestimmten Ausschnitt zu beleuchten, die Unmittelbarkeit und Gleichzeitigkeit des Ereignisses und seine Auswirkung auf die Individuen. Dabei zeigt sich, wie sich das Öffentliche im Privaten fortsetzt, wie der unlösbare Schock, der die Allgemeinheit traf, sich auch im eigenen privaten Bereich niederschlägt. Und wie dabei die Ohnmacht der Gesellschaft im Privaten zu teilweise irrationalen Reaktionen führt.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Steadicam

Titelgrafik

Szenenbild

Kostüme

Schnitt

Ton-Design

Ton-Assistenz

Geräusche

Ausführender Produzent

Produktions-Assistenz

Post-Production

Erstverleih

Dreharbeiten

    • 15.07.2002 - 15.09.2002: Köln, Hamburg, Berlin
Länge:
2994 m, 109 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby Digital
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 02.06.2003, 94211, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Kinostart (DE): 26.06.2003;
TV-Erstsendung (DE): 12.09.2004, ZDF

Titel

  • Originaltitel (DE) September

Fassungen

Original

Länge:
2994 m, 109 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby Digital
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 02.06.2003, 94211, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Kinostart (DE): 26.06.2003;
TV-Erstsendung (DE): 12.09.2004, ZDF