Sanssouci

Deutschland 1922/1923 Spielfilm

Fridericus Rex

Ein Königsschicksal


J–s., Film-Kurier, Nr. 27, 31.1.1922


(...) Dieser Film ist in sich ein Stück Weltgeschichte, er überragt das engere Thema um unermeßliche Dimensionen. Er ist ein Wurf allergrößten Stiles! Er ist eine Rechtfertigung der historischen Begebenheiten, ein Weg zur Verständigung und zum Verstehen, ein gewaltiges, überzeugendes Dokument, mit dem Deutschland an die Pforten der anderen Völker pocht, mit dem Preußen-Deutschland folgenden einfachen, schlichten Gedanken ausspricht: Es gab eine Zeit, in der Preußen klein war, in der sich ein kleiner preußischer König kuschen mußte… Und in dieser Zeit hat dieser geduckte König die Ohren steif gehalten, hat eine Armee geschaffen, um seiner kleinen Existenz willen. Und er glaubte einen Sohn zu haben, der das Werk seines Geistes mißachtete, der lieber die Flöte blies, als daß er das Werkzeug der Selbstbehauptung schätzte. Dieser Sohn brachte in die nüchterne Utilitätswelt seines Vaters philosophische und literarische Belesenheit, er brachte fränkische Künste zu Ehren, er trug die Enzyklopädie Frankreichs in den puren Zweckmilitarismus seiner preußischen Heimat. Und der Vater verkannte, wie Väter das oft tun, den Fortschritt, den er noch nicht brauchte, weil seine militärische Tat zu seiner Zeit hinreichender Fortschritt war. Er verkannte die neue Geistigkeit, aber doch erhob sich das Angefeindete: Die Einrichtungen der nationalen Notwehr blieben die Sicherung für den nun anhebenden wissenschaftlichen Aufschwung, zwei Elemente verbrüderten sich, gingen fortan Hand in Hand, und aus den Werken von Vater und Sohn ging der Geist Potsdam-Weimar hervor.

(...) Über jeden Einwand erhaben ist die Darstellung des jungen Prinzen durch Otto Gebühr: eine von unübertrefflichem Können dirigierte Leistung gibt er, und das in einer Maske, die geschichtliche Figur Fleisch und Blut werden läßt. Von eminenter Einschmiegung ist er in seinem Übergang vom widerspruchsvollen Jüngling zum jungen König, von eindringlicher Gewalt in der Erfassung des Charakteristischen der Person. Und neben ihm steht ein prachtvolles Ensemble, um seine Rolle zu tragen: zunächst Albert Steinrück als Friedrich Wilhelm I., derb und brutal als Soldatenkönig, weich in seinen väterlichen Regungen und zornig in seiner begründeten Enttäuschung über den "Querpfeifer". Er geht gelegentlich mit einem Augenzwinkern bei der Komödie in die Anleihe, sieht sich jedoch gleich wieder als Potentat mit Verantwortlichkeiten und führt seine Rolle auch so durch. Dann Gertrud de Lalsky als Sophie Dorothea: lebendig, mütterlich und furchtlos; später erst bringt sie die Sorge um den Sohn, und dann läßt sie sich von Angst und Schmerz niederdrücken. Bruno Decarli ist der allmächtige Minister Grumbkow, stolz unbeweglich und rücksichtslos. Eduard von Winterstein –der alte Dessauer, ein Mensch voller Saft, Haudegen und Prachtkerl; F.W. Kaiser – der junge Katte, weich und sympathisch, männlich und doch zart in seiner Ritterlichkeit; Albert Patry – der Hofprediger Müller, ernst und behäbig-würdevoll; Leonhard Haskel – der Kammerdiener, humorvoll, bedrückt und sentimental. (...)

Die Regie Arzen von Czerépys – voll vieler Einzelheiten, Gottseidank ohne jede Entstellung durch Virage in der Kopie, ohne Gesuchtheiten in der Komposition und doch voller Leben im Bilde selbst. Die Großaufnahmen in angebrachter Anzahl, die Bildübergänge in den verschiedenen Aufnahmestellungen sehr gut, die Außenaufnahmen an den geschichtlichen Stätten von treffendster Wirkung. Eine Arbeit – die subtil bis ins Kleinste genannt werden muß. (...)

Das Publikum raste bei abrollender Szene Beifall.

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