Sanssouci

Deutschland 1922/1923 Spielfilm

"Fridericus Rex"

III. und IV. Teil


J–s., Film-Kurier, Nr. 67, 20.3.1923


(...) Die beiden ersten Teile des "Fridericus"-Filmes haben – wenn ich mich darauf berufen darf – meinen Beifall in ungehemmtem Maße gefunden und das, weil diese beiden Teile gleichzeitig historisch und menschlich waren, das Menschliche also nicht im Historischen unterging, das Historische aber auch weder entstellt wurde (höchstens gemildert), noch über dem ergreifenden Kern des Kampfes zwischen Vater und Sohn dominierte. (...)

Die beiden abschließenden Teile "Sanssouci" und "Schicksalswende" jedoch lassen, wie mich dünkt, jenen architektonischen Aufbau vermissen, der den beiden ersten Episoden eigen ist. Zum großen Teil hat das seine Ursache im Stofflichen; Friedrich der Große war nun einmal ein Mann, dem Amourschaften wie Louis Quinze nicht anzuhängen sind, der, wenn er auch Verse machte und bis in sein späteres Lebensalter Flöte blies, doch sein Hauptgeschäft im Regieren sah. Und da der Krieg schließlich nur eine Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist, so hatte Friedrich auch im Felde keine für den Film geeignete Existenz zu bestehen. So kommt es denn, daß die Drehbuchverfasser Hans Behrendt und Arzen von Cserépy mit der Materie einen Strauß zu bestehen hatten, gegen den der Siebenjährige Krieg fast ein Kinderspiel genannt werden muß.

Zwar ist eins vermieden worden: man hat nicht "nur" Schlachten gestellt, aber dennoch bedingt der Vorgang der Grundsteinlegung zur politischen Macht Preußen-Deutschlands eine so uneingeschränkte Einstellung des Manuskriptes auf die kriegerischen Verwicklungen der Zeit, daß die kleinen Geschichtchen, die von Friedrich dem Großen in die Anekdoten-Sammlungen übergegangen sind, nur mehr Beiwerk werden, ja – sein Verhältnis (beispielsweise) zu Voltaire mit einigen unverbindlichen Bildern lediglich gestreift wird. (...)

Die beiden abschließenden Teile des "Fridericus"-Filmes enthalten etwas unbedingt Bedeutendes: sie zeigen zum ersten Male die Entwicklung einer alten Schlacht, sie heben die Wichtigkeit strategischer Punkte hervor und enthüllen, in welcher Form sich der Aufmarsch der kampfbereiten Truppe gegen einen alarmierten Feind vollzog und zum Teil noch heute vollzieht. Diese Bildvorgänge sind von einer überwältigenden Stärke, und in ihnen liegt auch die verblüffende Wirkung einzelner Akte; diese Szenen beweisen, daß in der Regie endlich einmal ein Mann am Werke war, der in der Tat weiß, was Aufmarsch und Feldzug heißt, und an diesen Bildern wird die Legion der sogenannten Massenregisseure Unendliches lernen! Darüber hinaus jedoch möchte ich auszusprechen wagen, daß die beiden Episoden "Sansouci" und "Schicksalswende", ohne sie auf die historisch getreue Verknüpfung aller Fäden untersuchen zu wollen, dem Wesen Friedrichs des Großen nicht gerecht werden, und daher auch nicht ganz zu loben sind. Die Urheber dieses Filmes haben geglaubt, mit einem rohen Muster, herausgegriffen aus den mannigfachen Verstrickungen der Zeit der schlesischen Kriege, alle Ornamente der Politik vortäuschen zu können, und sind dabei – nein, nicht gescheitert, das wäre zu viel gesagt, aber sie sind vom guten Wege des menschlichen Filmes abgekommen … (…)

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