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Es brennt im Kloster, ein Pfarrer stirbt. Wer war es? Dieser Frage geht Kommissar Falke nach, zum Missfallen der örtlichen Polizistin. Denn hier ist jeder irgendwie in die Sache verstrickt. Es geht abermals um Missbrauch in der katholischen Kirche, aber anders als sonst verbindet dieser Film dabei das Entdecken von Geheimnissen aller Beteiligten mit einer ganz und gar nicht üblichen Ermittlungsarbeit. Schließlich war Falke ja eben noch selber Gast hier und hat Freundschaften geschlossen, so wie überhaupt kein Missbrauch denkbar wäre, ohne emotionale Bindungen und Loyalitäten.
Ein wahres Netzwerk dessen tut sich auf, makabre Entdeckungen im Keller des Klosters verbinden sich mit dem subjektiven Gefühl der Verwundbarkeit beim Kommissar. Am Ende ist wahrhaft niemand nicht irgendwie auch betroffen von diesem Missbrauch, und sei es aus Liebe. Ein erstklassig inszenierter Film. (MK)
Quelle: 20. Festival des deutschen Films Ludwigshafen am Rhein
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Der 46-jährige Gabelstaplerfahrer ist nervlich am Ende, nachdem seine Ehe gescheitert ist und er sein Kind nicht mehr sehen darf. Mit ihm feiert Thorsten, der vorgibt, von keinen Alpträumen mehr um den Schlaf gebracht zu werden, seinen letzten Abend mit einer waghalsigen „Abfahrt“ auf Skiern durchs Treppenhaus und reichlich Klosterlikör – auch wenn Daniel grundsätzlich keinen Schnaps trinkt.
Blaulicht und Martinshorn der Feuerwehr-Fahrzeuge, die Thorsten Falke aus dem kurzen, unruhigen Schlaf reißen, sind real: Im Hof des Klosters ist ein Brand ausgebrochen, dem nicht nur ein Wohnwagen zum Opfer gefallen ist, sondern auch der Vorsteher Pater Otto Wiegald, der diesen als privaten Rückzugsort genutzt hat. Ihn hatte Falke als allseits beliebten Fußballtrainer einer Jungenmannschaft kennengelernt, in der auch Lukas kickt.
Und damit, wie sich nun herausstellt, der Sohn des Feuerwehrhauptmanns Pit Pötter und der Kriminalkommissarin Eve Pötter, die Falke am Tatort antrifft. Als ein solcher stellt sich der Hof des Klosters heraus: Der Tote weist eine Schnittwunde auf, ohne dass eine Tatwaffe gefunden worden ist. Außerdem fehlt der Computer aus dem Wohnwagen. Eve Pötter, der Falke auch ohne offiziellen Auftrag zur Hand geht, geht von einem Mordanschlag aus.
Der Fall erhält eine unerwartete Dimension, als eine Geheimtür zu einem Kellerraum mit Altar und Selbstgeißelungsinstrumenten gefunden wird – und kinderpornografisches Material. Als die heimische Kommissarin Fotos, auf denen ihr Sohn Lukas zu sehen ist, unterschlägt, diese aber an anderer Stelle im Nachlass des Toten wiederauftauchen, wird ihr der Fall entzogen und Falke ermittelt nun offiziell unter Mitarbeit der LKA-Kollegin Lisa Schwerdtfeger.
Wie sich herausstellt, hat Daniel Weinert in der Nacht die Feuerwehr alarmiert. Der offenbar vor allem im Kloster ist, weil auch er zu den Missbrauchsopfern gehört und erfahren hat, dass der nach einer Messdiener-Freizeit versetzte Pater Otto wieder nach St. Joseph zurückgekehrt ist – und erneut Jugendliche betreut.
„Niemand ist frei von Sünde, leider“ konstatiert Generalvikar Billing. Er weigert sich, Ottos Personalakte ohne Gerichtsbeschluss herauszurücken, um wenig später mit seinem Adlatus Bruder Tace Material vernichten zu können. Was niemand ahnt: Auch Billing gehört zu den Missbrauchsopfern des „Monsters“ (Falke), das einen ganzen Pädophilen-Ring mit einschlägigen Fotos beliefert hat. Und das offenbar mit Billigung des Bischofs Zeul. Falke regt sich völlig zu Recht tierisch auf: „Es geht doch immer nur um Macht.“
Wotan Wilke Möhring im ARD-Presseheft: „Es ist ein emotional herausfordernder und mutiger Film, allein auf Grund des Themas, kein typischer Whodunit-Krimi, in dem am Ende ein Einzeltäter zur Strecke gebracht wird. Im Fokus steht ein uraltes, antikes kirchliches System, das Missbrauch begünstigt und die Täter in Schutz nimmt. Die Geschichte ist leider sehr nah an der Wirklichkeit. Umso größer ist mein Respekt für das Bistum, in dessen Kloster wir den ‚Tatort‘ drehen durften. Die Verantwortlichen haben das Buch ja vorher gelesen. Mit diesem Einverständnis hat das Bistum versucht, einen wichtigen Beitrag zu leisten.“
Die „Tatort“-Folge ist vor dem Hintergrund eines seinerzeit aktuellen, bei der Staatsanwaltschaft Saarbrücken anhängigen Verfahrens gegen einen Priester aus dem Bistum Trier gedreht worden – als erster Krimi der Reihe, der den sexuellen Missbrauch in der (katholischen) Kirche aufgreift.
Pitt Herrmann