Symposium des 15. goEast Filmfestivals beleuchtet Ost-West-Produktionen der Jahrhundertgestalt Artur Brauner

Das Symposium des Wiesbadener goEast Filmfestivals, das von 22. bis 28. April stattfindet, widmet sich einem Ausschnitt bundesrepublikanischer Filmgeschichte, die eng mit Osteuropa verknüpft ist.

Filme wie "Anastasia, die letzte Zarentochter" und "Der brave Soldat Schwejk" waren BRD-Kassenschlager der 50er und 60er Jahre; "Hitlerjunge Salomon" löste in den 90er Jahren hitzige Debatten aus. Das goEast Symposium 2015 "Artur Brauner - Der Produzent als Grenzgänger und Brückenbauer" beleuchtet das Œuvre des legendären deutschen Filmproduzenten, das entlang der Ost-West-Achse bisher kaum erforscht ist.

Der in Polen geborene, in Deutschland seit 1946 tätige und bis heute beruflich aktive Produzent Artur Brauner ist eine Jahrhundertgestalt: Er hat den Holocaust überlebt, hat das BRD-Kino der Nachkriegszeit entscheidend und - trotz aller Branchenkrisen - erfolgreich mitgeprägt und hat sich immer wieder selbst neu erfunden.

Was Brauner von allen anderen westdeutschen Produzenten unterscheidet, ist sein politisches Sendungsbewusstsein: Die Erinnerung an den Holocaust, die kritische Beschäftigung mit dem Zweiten Weltkrieg, aber auch das Bemühen, einen Dialog zu führen mit dem Gegenüber im Kalten Krieg, durchziehen sein Schaffen von den ersten Produktionen an.

Brauner war eine Schlüsselgestalt im Kulturaustausch zwischen den politischen Blöcken der Nachkriegszeit - mit "Der achte Wochentag" (1958, Aleksander Ford) stemmte er die erste Spielfilmkoproduktion der Bundesrepublik Deutschland mit der Volksrepublik Polen. Seither hat kein in der BRD agierender Produzent derartig ausgiebig in den verschiedenen Ländern Mittel- und Osteuropas Produktionen initiiert. Artur Brauner hat dabei in einigen Fällen auch politisch verfolgten Filmschaffenden geholfen.

In sieben Fachvorträgen von Film- und MedienwissenschaftlerInnen und einem Programm aus zwölf Filmen führt das goEast Symposium unter Leitung von Olaf Möller (Filmjournalist / Kurator, Köln) vom 23. bis 26. April durch das facettenreiche Filmschaffen Artur Brauners. Krönender Abschluss des Symposiums ist ein moderiertes Gespräch mit Artur Brauners Tochter, Dr. Alice Brauner, die als Geschäftsführerin der CCC Filmkunst GmbH in Berlin als Produzentin lebt und arbeitet.

An den Symposiumstagen werden vormittags und nachmittags in der Wiesbadener Casino-Gesellschaft Vorträge zu hören, nachmittags und abends im Murnau-Filmtheater Filme zu sehen sein. Die Teilnahme an den Vorträgen ist für Interessierte offen und kostenfrei.

Detaillierte Informationen zu den Zeiten sind von Ende März an auf der Festival-Website online.

15. goEast Filmfestival vom 22. bis 28. April 2015 in Wiesbaden
Filmemachen in Kriegszeiten ist in diesem Jahr einer der thematischen Schwerpunkte von goEast - Festival des mittel- und osteuropäischen Films, das vom 22. bis 28. April zum 15. Mal in Wiesbaden stattfindet. Das vom Deutschen Filminstitut veranstaltete Festival präsentiert seit 2001 alljährlich die künstlerische Vielfalt des Filmschaffens aus Mittel- und Osteuropa. Ob eigenwilliges Autorenkino oder Mainstream, Spiel- oder Dokumentarfilm - die ausgewählten Produktionen bieten beeindruckendes Kino, meist noch unentdeckt vom westlichen Kinomarkt.

Die Fülle des mittel- und osteuropäischen Autorenkinos zeigt sich bei den 16 ausgewählten Beiträgen im Spiel- und Dokumentarfilmwettbewerb. Bewegende, eigenwillige und wegweisende Produktionen zeichnen ein differenziertes Stimmungsbild der Gesellschaften Osteuropas.

Quelle: www.filmfestival-goeast.de