Die Preisträger des 30. Internationalen KurzFilmFestivals Hamburg

Die Jurys und das Publikum haben entschieden. Bei der feierlichen Preisverleihung im Festivalzentrum Halle 5 auf dem Kolbenhof wurden am Sonntagabend die Preisträger des 30. Internationalen KurzFilmFestivals Hamburg ausgezeichnet.

Der Hauptpreis, der Hamburger Kurzfilmpreis im Internationalen Wettbewerb, geht an Joel Wanek für seinen Film "Sun Song".

Trotz des herrlichen Sommerwetters, das die Menschen ins Grüne und ans Blaue zog, haben wie in den Vorjahren rund 15.000 Zuschauer unsere Veranstaltungen besucht und sich ungeachtet der Temperaturen in die dunklen Kinos gewagt. Zahlreiche Screenings waren ausverkauft, und unseren Open Airs und dem Kurzfilmrundgang "A Wall Is a Screen" kamen die Sommernächte natürlich zupass: Insgesamt genossen über 1300 Besucher kurze Filme unter freiem Himmel.

Das 16. Mo&Friese KinderKurzFilmFestival mit 35 Veranstaltungen vermeldet einen großen Zuwachs und konnte seine Besucherzahlen um ein Viertel auf etwa 3600 Kinder, Jugendliche und Erwachsene steigern. Wir freuen uns riesig über diesen tollen Zuspruch.

Erstmals wurde von einer Jugendlichen-Jury ein Preis im Jugendprogramm FreiStil vergeben. Die Jury wollte sich indes nicht auf einen Preisträger festlegen, sondern vergab den Preis zu gleichen Teilen an die Filme "Niemandsland" und "Exchange and Mart".

Festivalzahlen: Mit mehr als 6000 Filmeinreichungen gab es eine erneute Steigerung der Kandidaten für die Wettbewerbe. Und auch die Zahl unserer Festivalgäste überstieg mit rund 600 Gästen aus dem In- und Ausland, davon etwa 200 Filmemacher, alles bisher Dagewesene. Rund 120 Teammitglieder haben das Festival möglich gemacht, das über 120 Veranstaltungen präsentierte.

Schließlich wurde auf der Preisverleihung noch das Thema des nächsten Flotten-Dreier-Wettbewerbs bekannt gegeben. Das Thema lautet: Nach einer wahren Begebenheit. Wir freuen uns auf maximal drei Minuten lange Filme zu diesem Thema, die bis zum 1. April 2015 bei uns eingehen müssen.

Ehe wir uns ganz vom Festivalzauber verabschieden, zeigen wir am Montag, den 9. Juni noch einmal die Best-of-Programme des Internationalen, Deutschen und NoBudget-Wettbewerbs – und natürlich die Preisrolle um 19.15 Uhr im Zeise Kino.

Alle Preisträger und Jurybegründungen

Internationaler Wettbewerb
Die Jury: Sandro Aguilar, Barbara Engelbach, Joe Gerhardt, Anna-Karin Larsson, Paola Ruggeri

Hamburger Kurzfilmpreis (Jurypreis des Internationalen Wettbewerbs, 3000 Euro)
"Sun Song"
Joel Wanek, USA 2013, 15:00 min, Experimentalfilm

Begründung:
Indem er mit einem Zitat Sun Ras beginnt, lädt uns Joel Waneks ›Sun Song‹ dazu ein, das Tempo zu drosseln, während wir uns noch bewegen. Der Regisseur lässt uns dem Sonnenlicht folgen, durch das sich die Welt auf einem fahrenden Bus abzeichnet: ein auf seine Grundlagen destilliertes Kino. Die bewegungslosen Passagiere flimmern zwischen einem zeitlosen Raum hin und her und werden dabei feinfühlig und rhythmisch porträtiert.

Liberté-Publikumspreis (1500 Euro), präsentiert von Gauloises, wettbewerbsübergreifend vergeben an einen Film aus dem Internationalen und Deutschen Wettbewerb
"The Way"
Max Ksjonda, Ukraine 2013, 21:06 min, Kurzspielfilm

"NoBudget-Wettbewerb"
Die Jury: Gunter Deller, Anna Gritz, Jorge López Navarrete

No Budget Jurypreis (2000 Euro)
"Dusty Stacks of Mom: The Poster Project"
Jodie Mack, Großbritannien 2013, 41:00 min, Experimentalfilm

Begründung:
Die NoBudget-Jury entschied sich für eine anspruchsvolle und repräsentative Arbeit, welche die Art und Weise widerspiegelt, mit der heutige Künstler und Filmemacher arbeiten: Jodie Macks "Dusty Stacks of Mom: The Poster Projekt". Jodie überzeugte uns mit ihrem innovativen und lebendigen Filmstil, der ihre persönliche Geschichte mit der jüngeren Geschichte verbindet. Ihre obsessive Erforschung des Poster-Versandhandels ihrer Mutter ruft verschüttete Erinnerungen wach, die zwischen Hoch- und Popkultur schwanken – von Postkarten der Venus Botticellis hin zu LP-Covern von Pink Floyd. Der Stop-Motion-Collage-Stil schafft es, das Medium des 16-mm-Films in einer aktuellen und relevanten Weise zu nutzen: in der Zerstörung des Alten, um Platz für etwas Neues zu machen. Den Film durchgehend begleitend, wird der Betrachter durch exzentrische Soundtrack-Songs geführt, die für den Film aufgenommen und gelegentlich live gesungen werden.

No Budget Publikumspreis ›Der optimistische Durchblick‹ (1500 Euro)
"Dot Matrix"
Richard Tuohy, Australien 2013, 16:53 min, Experimentalfilm

Deutscher Wettbewerb
Die Jury: Anja Ellenberger, Omer Fast, Sabine Holtgreve

Jurypreis (2000 Euro)
"Sieben Mal am Tag beklagen wir unser Los und nachts stehen wir auf, um nicht zu träumen"
Susann Maria Hempel, Deutschland 2014, 17:30 min, Experimentalfilm

Begründung:
Der Film mit dem langen Titel "Sieben Mal am Tag beklagen wir unser Los und nachts stehen wir auf, um nicht zu träumen" von Susann Maria Hempel ist unser Gewinner des Deutschen Wettbewerbs. Basierend auf einem Interview mit einer Person, die über ihren Missbrauch erzählt, verwebt der Film Ton und Bild auf virtuose und zunehmend verstörende Art. Gesprochen, gesungen und animiert, baut der Film ein Gruselkabinett, in dem eine Erinnerungsmechanik abläuft.

Pilsner Urquell Hamburg Nacht
Die Jury: Anja Ellenberger, Omer Fast, Sabine Holtgreve

Jurypreis der Pilsner Urquell Hamburg Nacht (1500 Euro)
"Waldgrenze"
Lina Paulsen, Deutschland 2014, 19:45 min, Dokumentarfilm

Begründung:
Der Preis der Pilsner Urquell Hamburg Nacht geht an den Film "Waldgrenze" von Lina Paulsen. Mit zurückhaltenden Mitteln erzählt ›Waldgrenze‹ eine Geschichte des Eilenrieder Forsts. In dieser natürlichen Enklave inmitten von Hannover beobachtet ein Förster einen Außenseiter, der sich diesen Forst als Rückzugsort gewählt hat. Ohne wertende oder psychologisierende Mittel lässt der Film Räume für Assoziationen entstehen. Assoziationen über Stadt und Natur und die Frage nach der Selbstbestimmtheit des Menschen innerhalb der Gesellschaft.

Flotter Dreier Wettbewerb: "Thema ›Doping"

Publikumspreis "Der Flotte Dreier2 (1000 Euro), von der Hamburgischen Kulturstiftung
"Drei Experten drehen auf"
Volker Heymann, Deutschland 2013, 3:53 min, Kurzspielfilm

ARTE-Kurzfilmpreis
Die Jury: Sabine Brantus-Lauffer, Barbara Häbe

ARTE-Kurzfilmpreis (bis zu 6000 Euro). Der Preis beinhaltet die Ausstrahlung auf ARTE.
"Cut"
Matthias Müller und Christoph Girardet, Deutschland 2013, 12:53 min, Experimentalfilm

Begründung:
Matthias Müller und Christoph Girardet vollenden in diesem Werk ihre Kunst der Found-Footage-Collage. Cut/Wunde, immer wiederkehrende Schmerz- und Gefühlszustände. – Der ewige Zustand der Menschheit.
Wir gratulieren dem virtuosen Künstlerduo zu ihrer Hingabe an die kurze Form.

Jugendprogramm FreiStil
Die Jury: Valentin Kleitmann, Alice Sawadski, Fritzi Weitzenegger, Marie Krahl, Eva Carlotta Schumacher

"Freischwimmer" (Jurypreis 1000 Euro, ab 14 Jahre)
Der Preis wird ex aequo geteilt und geht an folgende zwei Gewinner:
"Ingenmandsland"
Michael Graversen, Dänemark 2013, 29:30 min, Dokumentarfilm
"Exchange and Mart"
Martin Clark, Großbritannien 2013, 15:00 min, Kurzspielfilm

Begründung:
Nach langen Diskussionen über die zwölf Filme hatten wir zwei Favoriten. Da es sich um sehr unterschiedliche Filme handelt, haben wir uns entschieden, den FreiStil-Preis zu teilen. Einer der Gewinnerfilme befasst sich mit dem Thema sexuelle Gewalt, jedoch auf eine überraschend leichte Art und Weise. Der schottische Film "Exchange and Mart" arbeitet mit großer Liebe zum Detail, großartigen Schauspielerinnen, Kostümen und einer tollen Kamera. Der zweite Gewinner ist ein Dokumentarfilm, der junge Flüchtlinge in deren Hoffnung auf Asyl begleitet. Der Film berührte uns, er zeigt, wie unterschiedliche Jugendliche unseren Alters in einer isolierten Situation leben und ihre Hoffnungslosigkeit. Der Film ermöglicht uns einen Blick in ihre Leben, ohne dabei jedoch Ihre Privatsphäre zu verletzen. Der Filmemacher geht offen an sein Thema heran und zeigt seine Protagonisten und ihre Hoffnung auf eine neue Heimat.

16. Mo&Friese KinderKurzFilmFestival
Diese Preise werden von den beiden Kinderjurys und der Jugendjury vergeben.

Mo-Preis (Jurypreis 1250 Euro, ab 9 Jahre)
"Vigia"
Marcel Barelli, Frankreich/Schweiz 2013, 7:45 min, Animation

Als erstes möchten wir sagen, dass wir uns über jeden der 24 Filme, die wir gesehen haben, riesig gefreut haben! Wir hoffen, dass ihr Filmemacher noch viele weitere macht!
Begründung:
Am allermeisten begeistert hat uns aber ein Film, der – kurz zusammengefasst – so geht: Summ, summ! Prchrurr! Öhoöho. "Vigia" aus Frankreich und der Schweiz erzählt die Geschichte von einem Großvater und seinem Enkel, von Bienen, die einst Partys gefeiert haben, und von Landwirten, die heute alles mit Gift verseuchen. Wir finden es total wichtig, dass noch viel mehr Kinder und Erwachsene diesen Film sehen, weil er uns zeigt, wie wir Menschen nicht nur Ungeziefer, sondern die ganze Natur zerstören. Diese Botschaft verpackt Marcel Barelli richtig kreativ, mal superkomisch, mal erschreckend – und dabei schön animiert und vertont.

Lobende Erwähnung:

"Weekendfar (Wochenendpapa)"
Johan Stahl Winthereik, Dänemark 2013, 27:00 min, Kurzspielfilm

Begründung:
Nur einen Film gewinnen zu lassen ist fast nicht möglich, deswegen sprechen wir gleich noch ein dickes Lob an den "Wochenendpapa" aus. Die Beziehung zwischen Sune und seinem chaotischen Papa hat uns berührt, weil sie leider ziemlich realistisch ist. Deren Abenteuer im Wald erzählt Johan Stahl Winthereik aber so toll, dass wir erst vor Lachen vom Stuhl gefallen sind und uns dann wie im Krimi gegruselt haben. Ein großes Lob an den Filmemacher und ganz besonders auch an die Pyrotechniker und die beeindruckenden Schauspieler.

Friese-Preis (Jurypreis 1250 Euro, 4 bis 8 Jahre)
"Ziazan"
Derya D. Durmaz, Armenien 2014, 14:39 min, Kurzspielfilm

Begründung:
Der Friese-Preis geht dieses Jahr an den armenischen Kurzspielfilm "Ziazan" von Derya D. Durmaz! Uns hat gefallen, dass in dem Film wie im richtigen Leben gesprochen wurde. "Ziazan" ist ein mutiges und schlaues Mädchen, das versucht, seine Ziele Wirklichkeit werden zu lassen. Auch wenn sie die Tubenschokolade nur im Traum bekommen hat. Es ist aber ein schöner Traum und Schokolade mögen wir auch.

Lobende Erwähnung:
"Tzdafa"
Maya Tiberman, Israel 2013, 7:20 min, Animation
Begründung:
Die Entscheidung ist uns schwer gefallen, darum möchten wir für den Film "Tzdafa" von Maya Tiberman eine lobende Erwähnung aussprechen. Wir mögen diesen Film, weil das Thema schön erzählt ist und wir dem Film folgen konnten, ohne dass darin ein einziges Wort gesprochen wurde. Der Junge hat tolle Sachen mit seiner Zaubermuschel gemacht und die technische Umsetzung war super.

GIB MIR FÜNF!-Wettbewerb
Kurzfilmwettbewerb für Kinder bis einschließlich 13 Jahren. Filme mit maximal 5 Minuten Lauflänge zu einem jährlich vorgegebenem Thema. Thema 2014: Traumtänze

(Preisgeld: 600 Euro, gestiftet von GEOlino, vergeben von der Mo-Jury und der Friese-Jury)

1. Preis (300 Euro): "Tanz der Helden"
Olivia und Onno Sawitzki, Josefine und Julie Gerdes, Deutschland 2014, 4:50 min, Kurzspielfilm
Begründung:
Unser Lieblingsfilm und damit Platz 1 aus dem GIB MIR FÜNF!-Wettbewerb ist "Tanz der Helden" von Olivia und Onno Sawitzki und Josefine und Julie Gerdes. Die Geschichte von der tanzenden Superheldin ist spannend und steckt voller lustiger Ideen. Besonders gefällt uns, wie die Schauspieler gespielt haben und die vielen Tanzszenen. Den Film anzusehen macht einfach Spaß.

2. Preis (200 Euro): "Pepe und Dörte"
Paulikids, Deutschland 2014, 2:23 min, Animation
Begründung:
Wow, die animierten Pappfiguren in "Pepe und Dörte" haben uns wirklich beeindruckt. Wir könnten die nicht so gut basteln und animiert durch Hamburg spazieren lassen. Interessant finden wir auch, wie kreativ die Paulikids mit dem Müll umgegangen sind und dass sie so viel Witz in ihren Film eingebaut haben.

3. Preis (100 Euro): "2513"
Hynek Voracek, Matous Hruby und Bruno Socolic, Tschechische Republik 2013, 3:14 min, Animation
Begründung:
Der Animationsfilm "2513" von Hynek Voracek, Matous Hruby und Bruno Socolic spielt in der Zukunft. Und zwar in einer Zukunft, die im schlimmsten Fall tatsächlich eintreten könnte, wenn wir uns nicht besser um unsere Erde kümmern. Wir finden das Thema sehr wichtig und vor allem die Umsetzung der Filmemacher sehr gelungen: Die Geräusche sind toll, alle Elemente gut gebastelt und überzeugend animiert

Quelle: www.shortfilm.com