Die Gewinnerfilme des DOK.fest München 2021 @home

Am gestrigen Abend wurden beim DOK.fest München 2021 @home die Hauptpreise der Wettbewerbe verliehen.

 

Als bester Film im Hauptwettbewerb DOK.international hat die Jury "Anny", eine Langzeitbeobachtung über eine Sexarbeiterin im post-sowjetischen Prag, von der tschechischen Filmemacherin Helena Třeštíková ausgezeichnet. Helena Třeštíková hat das Festival in diesem Jahr auch eine Hommage gewidmet.

Jurybegründung: "Der wunderbar intime und handwerklich hervorragend gemachte Film 'Anny' folgt seiner Protagonistin über 16 Jahre ab dem Moment, als diese im Alter von 46 als Sexarbeiterin auf den Straßen Prags zu arbeiten beginnt, um ihr Einkommen als Toilettenfrau aufzubessern. Helena Třeštíková verbindet diese Langzeitbeobachtung meisterhaft mit einer moderaten Filmlänge. Ohne einen überflüssigen oder oberflächlichen Augenblick behandelt Třeštíková ihre scheinbar gewöhnliche und doch facettenreiche Protagonistin mit großem Respekt und Behutsamkeit."

Adele Kohout (Festivalleitung): "Es kommt sicher nicht oft vor, dass ein Festival das Lebenswerk einer Filmemacherin würdigt und diese zugleich den Hauptpreis gewinnt. Aber Helena Třeštíkovás neuester, außergewöhnlich bewegender und einnehmender Film 'Anny' zeigt einmal mehr, welch überragende Filmkünstlerin sie ist. Wir sind glücklich, dem Publikum neben diesem Gewinnerfilm acht weitere Werke präsentieren zu können."

Daniel Sponsel (Festivalleitung): "Auch darüber hinaus ist das Niveau dieser Festivaledition exzellent, wie nicht zuletzt die anderen Gewinnerfilme zeigen. Ich freue mich, dass die Zuschauer*innen in München, Bayern und ganz Deutschland noch eine weitere Woche Zeit haben, diese Werke und unser gesamtes Programm zu entdecken."

Die weiteren Preisträger:

VIKTOR DOK.deutsch

"Zuhurs Töchter"
Regie: Laurentia Genske, Robin Humboldt
Gibt es "richtige" Mädchen? Zwei charismatische Trans*Schwestern wollen von anderen so wahrgenommen werden und ringen um die Normalität ihres Daseins.

Aus der Jurybegründung: "Samar und Lohan dürsten nach dem richtigen Leben. Dem richtigen Leben im richtigen Körper. Die beiden Schwestern sind trans. In ihrem Heimatland Syrien hätte das ihren sicheren Tod bedeutet. Talib und seine Frau Zuhur verstehen ihre Kinder nicht, vor allem aber sorgen sie sich um sie. All das zeigen die Filmemacher.innen Laurentia Genske und Robin Humboldt mit großem Einfühlungsvermögen. Ihr Film begleitet und dokumentiert im besten Sinne den Weg der Transfrauen zu ihrem erhofften Leben – mit allen Hürden und Schwierigkeiten."

VIKTOR DOK.horizonte

"Things We Dare Not Do"
Regie: Bruno Santamaría
Jung und transgender in der mexikanischen Provinz: Arturos größter Traum ist, sich endlich als Frau kleiden zu können.

Aus der Jurybegründung: "Die Jury war fasziniert vom zarten und fürsorglichen Blick des Filmemachers auf seine Hauptfiguren. In täglichen Ritualen und ihrem tiefen existenziellen Erwachen begegnen die Jugendlichen den herzzerreißenden Realitäten des Lebens mit unglaublichem Mut und dem tiefen Wunsch, tatsächlich zu wagen, sie selbst zu sein. Der Film gipfelt in einem atemberaubenden Plädoyer für Akzeptanz und Liebe, das der Jury noch lange nach dem Abspann in Erinnerung blieb."

FFF-Förderpreis Dokumentarfilm

"Väter unser"
Regie: Sophie Linnenbaum
Vorbild, Beschützer, Fremder, Opfer, Täter – sechs Geschichten über Väter.

Aus der Jurybegründung: "Komisch, traurig, schockierend, erstaunlich und berührend sind die Erzählungen über Väter. Dokumentarisches Kino, das sich Zeit für seine Protagonist*innen nimmt und die oft leidvollen und schmerzhaften, aber auch schönen und zarten Momente zwischen Töchtern und Söhnen und ihren Vätern so über Gesichter und Worte erzählt, dass unweigerlich intensive Bilder im Kopf entstehen."

megaherz Student Award

"The Case You"
Regie: Alison Kuhn
In einem Theatersaal brechen fünf Frauen ihr Schweigen und zeigen: Grauzonen sexueller Gewalt gibt es nicht.

Aus der Jurybegründung: "Der Film beeindruckt mit der Präzision, mit der er Machtmissbrauch schildert und anklagt. Er ist laut und ergreifend zugleich und hat uns durch seine Relevanz, die Courage der Protagonistinnen, aber auch durch seine filmische Umsetzung überzeugt. Die Kritik, die der Film anbringt, richtet sich nicht nur gegen die Machtstrukturen innerhalb der Filmbranche, sondern sie zielt auf ein größeres systeminhärentes Problem ab."

Special Mention: "Mein Vietnam"
Regie: Hien Mai, Tim Ellrich

DOK.edit Award – presented by Adobe

"Nemesis"
Regie: Thomas Imbach, Schnitt: Thomas Imbach und David Charap
Der Abriss eines Schweizer Güterbahnhofs gerät zum Abgesang auf unseren Umgang mit Geschichte und die Illusion totaler Sicherheit. 

Aus der Jurybegründung: "Es waren die Integrität und die Komposition der Erzählung, die uns überzeugt haben. Die Qualität des Films beruht sehr stark auf der großartigen Montage, die eine lokale und persönliche Geschichte in eine universelle verwandelt. Ebenfalls ist es der Schnitt, der eine ganze Reihe von Erzählebenen auf brillante Weise zusammenführt."

Bereits verliehen wurden folgende Preise:

VFF Dokumentarfilm-Produktionspreis: "The Other Side of the River" / Frank Müller, Guevara Namer, Antonia Kilian

Deutscher Dokumentarfilm-Musikpreis: "Soldaten" / Christoph Schauer

DOK.fest Preis der SOS-Kinderdörfer weltweit: "School of Hope" / Mohamed El Aboudi

Das DOK.fest München 2021 @home dauert bis zum 23. Mai. Für die verbleibende Zeit wird ein Late-Bird-Festivalpass zum ermäßigten Preis von 50 Euro angeboten (ursprünglich: 70 Euro). Davon gehen fünf Euro an die Partnerkinos des Festivals. Am kommenden Freitag, den 21. Mai, um 20 Uhr, wird noch ein weiterer Preis verliehen: der kinokino Publikumspreis, gestiftet von BR und 3sat. Die Preisverleihung findet live statt unter www.dokfest-muenchen.de.

Quelle: www.dokfest-muenchen.de