Berlinale Kamera an Haro Senft

Mit der Berlinale Kamera zeichnen die Internationalen Filmfestspiele Berlin seit 1986 Filmpersönlichkeiten oder Institutionen aus, denen sie sich besonders verbunden fühlen und denen sie mit dieser Ehrung ihren Dank ausdrücken möchten.
 
Bei den 62. Internationalen Filmfestspielen Berlin wird Haro Senft, einer der Pioniere des Neuen deutschen Films sowie unermüdlicher Aktivist des deutschen Kinderfilms mit der Berlinale Kamera geehrt.
Haro Senft ist einer der zentralen Gründungsväter des Neuen deutschen Films. Geboren in Budweis (České Budějovice) initiierte er Ende der 50er Jahre die Münchener Gruppe DOC 59, aus deren Kreis 1962 auch die meisten Unterzeichner des Oberhausener Manifests kamen. In der damaligen Bundesrepublik stellten diese beiden Gruppen hochaktive Zellen der Moderne im bleiern nachwirkenden Muff der Nachkriegszeit dar. Für seinen Film "Kahl", über den Bau des ersten deutschen Atomkraftwerks erhielt Haro Senft 1961 eine Oscar-Nominierung, er war maßgeblich an der Gründung des Kuratoriums Junger Deutscher Film beteiligt, in seinem ersten Spielfilm "Der sanfte Lauf" gab er Bruno Ganz dessen erste Filmrolle und er war Gründungsmitglied sowie langjähriger Vorstand der "Arbeitsgemeinschaft Neuer Deutscher Spielfilmproduzenten".

1971 zog er sich aus allen filmpolitischen Ämtern zurück und widmete sich wie kein zweiter in Deutschland der Entwicklung einer Kultur des Kinderfilms. Mit seinen Filmen "Ein Tag mit dem Wind" (1978) und "Jacob hinter der blauen Tür" (1987) setzte er Maßstäbe für das Genre. In den 80er Jahren koproduzierte er mehrere Spielfilme, darunter Doris Dörries "Im Innern des Wals" (1984) und Tevfik Başers "Lebwohl Fremde" (1989). Da Haro Senft nicht mehr reisen kann, hat ihm Dieter Kosslick die Berlinale Kamera an seinem Wohnort in München bereits vor dem Festival überreicht. Die Berlinale wird am 15. Februar 2012 zu Ehren von Haro Senft im Kino Arsenal den Film Ein Tag mit dem Wind präsentieren. Vor der Vorführung wird eine Filmaufzeichnung der Preisverleihung eingespielt.
 
Die Berlinale Kamera wird seit 2004 von dem Düsseldorfer Goldschmiedekünstler Georg Hornemann gestiftet. Seit der Berlinale 2008 hat die Trophäe ein neues Design. Sie besteht aus 128 Einzelteilen und ist einer realen Kamera nachempfunden. Viele der Silber- und Titanteile vom Schwenkkopf bis zum Stativ sind beweglich und goldschmiedekunstfertig zusammengefügt.


Quelle: www.berlinale.de