25. Mannheimer Filmsymposium mit dem Thema "Schnitt – Montage – nicht/lineare Erzählstrukturen"



Von Freitag, 29.10., bis Sonntag, 31.10. findet im kommunalen Kino Mannheim, Cinema Quadrat, das Mannheimer Filmsymposium statt - und feiert Jubiläum: Es ist die 25. Ausgabe.


In diesem Vierteljahrhundert haben sich Experten und interessierte Laien mit so gut wie allen Aspekten der Filmkunst und der Filmtechnik auseinandergesetzt – nur mit einem noch nicht: dem Thema "Schnitt – Montage". Neben der Fotografie, dem Raum, der Bewegung, dem Ton und der Farbe gehören sie aber zu den zentralen Gestaltungsmedien des Films. Schnitt und Montage strukturieren die Zeit, liefern den Rhythmus und prägen entscheidend den Gesamteindruck eines Filmwerks mit.

Das Mannheimer Filmsymposium will traditionell den Dialog zwischen Produktion und Rezeption fördern. Vorträge, Werkstattberichte, Diskussionen und selbstverständlich speziell zu diesem Thema ausgewählte Filme werden beim Symposium alle relevanten Aspekte von Schnitt und Montage ausloten.

Im Eröffnungsvortrag befasst sich der Kölner Psychologie-Professor Dirk Blothner, der als Filmwirkungsforscher und Berater für Drehbuch und Stoffentwicklung tätig ist, mit der Filmmontage als einer "Kunst im Werden" am Beispiel der jüngeren Filme der Brüder Coen.

Ein Film, der schon nach wenigen Jahren zu einem Klassiker der Kinogeschichte geworden ist – und das nicht zuletzt wegen seines Schnitts –, ist "Lola rennt" von Tom Tykwer. Mathilde Bonnefoy, Berlin, hat als Cutterin dieses Werkes 1999 den Deutschen Filmpreis bekommen und mit dem Regisseur Tom Tykwer immer wieder zusammengearbeitet, auch 2010 bei "Drei". Am Beispiel dieser Filme und ihrer Arbeit für "Orly" (R: Angela Schanelec) – der gerade den Filmkunstpreis beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen gewonnen hat – wird Mathilde Bonnefoy beim Symposium ihre Arbeit als Editorin erläutern.

Drei Tage lang sind im Cinema Quadrat namhafte Referenten zu erleben. Der Kameramann Rolf Coulanges aus Berlin referiert über "Plansequenz, Perspektive in Bewegung" – und zeigt, dass auch das Fehlen von Schnitten einen Film charakterisieren kann. Mit der "Montage im Essayfilm" befasst sich der Kunsthistoriker Ralf Fischer, Tübingen. Sowohl als Filmwissenschaftler als auch als Filmkritiker befasst sich Ivo Ritzer, Mainz, mit dem Kino. Sein Thema heißt "Nonlineare Erzählstrukturen contra Fortschrittslogik im Western?". Aus Kiel kommt Norbert Schmitz, der aus der Perspektive des Kunsthistorikers den "Kubismus des Kinos und die Kunst der Montage" beleuchtet. Der Medienwissenschaftler Ernst Schreckenberg, Paderborn, referiert über "Die Lang- und Zählebigkeit des Continuity Editing und der Integration von Steadicam und schnellerer Schnittfolge". In Workshops und Diskussionsrunden kann man mit allen Referenten ins Gespräch kommen.

Zudem können die Besucher die "Timeline"-Ausstellung von Klaus Eichler ansehen – zum ersten Mal wird die grafische Umsetzung des Filmschnitts seiner Dokumentation "24 Stunden Südafrika" öffentlich gezeigt.

Wie unterschiedlich Schnitt und Montage im Film eingesetzt werden, wie sie eine Geschichte strukturieren und wie sich dieses Element der Filmarbeit im Lauf der Zeit verändert hat, kann man beim Betrachten verschiedener Filme nachvollziehen. Gezeigt werden "The Broken" (R: Sean Ellis, GB 2008), "The White Castle" (R: Johan van der Keuken, NED 1973), "Lone Star" (R: John Sayles, USA 1996), "Les Herbes Folles" (R: Alain Resnais, FRA 2009) sowie zwei Kurzfilmprogramme.

Weitere Informationen:
www.cinema-quadrat.de