10 neue Sterne für den BOULEVARD DER STARS

Zum ersten Mal war es in diesem Jahr Alfred Holighaus, von der Deutschen Filmakademie in die Jury entsandt und jetzt in der Rolle des Sprechers der Jury, der die Namen von 10 neuen Stars verkündete, die in der Erweiterungsrunde 2013 einen Ehrenstern auf dem BOULEVARD DER STARS am Potsdamer Platz erhalten werden.

Nach einem herzlichen Dank an seinen turnusmäßig ausgeschiedenen Vorgänger, Hans Helmut Prinzler, kommentierte er zunächst die Zahl der neuen Sterne: "Prinzler hat im vergangenen Jahr sehr richtig angemerkt, komplett würde eine Ehrenmeile für die sehr lebendige 7. Kunst nie sein, dass aber der BOULEVARD mit seinen damals 81 Sternen schon einen wirklichen Einblick in Geschichte und Kraft des deutschsprachigen Film- und Fernsehschaffens liefere. Unsere Entscheidung vom 25. April hat das ganz konsequent fortgesetzt: Wir haben großartige Schauspielerinnen wie Hannelore Elsner und die diesjährige Filmpreis-Gewinnerin Barbara Sukowa, mit Hardy Krüger sen. und dem österreichischen Oscar-Gewinner Christoph Waltz nicht weniger markante männliche Darsteller. Wir haben mit Kurt Gerron, Thea von Harbou und Helmut Käutner drei Filmschaffende, die mit sehr unterschiedlichen Temperamenten und Schicksalen Filmgeschichte geschrieben haben - und mit Tom Tykwer einen, der es immer noch tut. Die Regisseurin und Autorin Helke Misselwitz habe ich hier nur deswegen nicht eingereiht, weil sie uns vor allem mit ihren dokumentarischen Arbeiten und ihrem inspirierenden Schaffen an der Potsdamer Filmhochschule beeindruckt hat. Die Kamerafrau Judith Kaufmann, die derzeit in Afghanistan dreht und deren Bilder aus Filmen wie 'Jetzt oder Nie', 'Vier Minuten', 'Die Fremde' oder 'Wer, wenn nicht wir' unvergesslich sind, gehört aktuell zu den ganz Großen ihres Faches. Bei aller Begeisterung für unsere 'Neuen' ein letzter Satz: Es soll keiner glauben, dass die Auswahl von 10 Stars leichter fällt, als die Auswahl von 20! Wir haben wirklich hart gerungen um unser Tableau 2013 - und sicher hat jeder Juror noch Namen für die nächste Runde im Kopf."

Zur Anzahl der neuen Sterne kommt ein Zwischenruf von Georgia Tornow, Geschäftsführende Gesellschafterin der GEMEINNÜTZIGEN GMBH: "Mit der Konzentration auf 10 Sterne in diesem Jahr wollten wir die Jury ganz bestimmt nicht quälen! Klar ist unsere gemeinnützige GmbH immer auf Unterstützer angewiesen, und klar, wir sind auch immer klamm. Aber ich darf ganz zart erinnern: 7 bis 10 Sterne pro Jahr, das war die Ausgangslage, von der wir nur abgegangen sind, damit der Charakter und das Versprechen des Projektes von Anfang an deutlich wurde: Alle Gewerke – alle Epochen des Film- und Fernsehschaffens mit ihren Protagonisten abzubilden!"

Dr. Rainer Rother, für das Museum für Film und Fernsehen neu in die Jury gekommen, weist darauf hin, dass mit dem BOULEVARD die Verbindung des Potsdamer Platzes zum Film eigentlich erst recht sichtbar werde. Die Deutsche Kinemathek - Museum für Film und Fernsehen und die Berlinale haben deswegen die Umgestaltung des Mittelstreifens in den BOULEVARD immer unterstützt. Zur Auswahl merkte er an, dass die von verschiedenen Institutionen erstellten Listen für die Jury die Grundlage bilden - was mit den darauf genannten herausragenden Künstlern natürlich die Entscheidung nicht leicht gemacht habe. Denn die nun Gewählten seien zweifellos der Ehrung unbedingt würdig und die Auswahl überzeuge durch die Mischung der Gewerke, die Würdigung sehr verschiedener Karrieren sowie der Vertretung der Perioden der Filmgeschichte. Jedes Jurymitglied wisse aber auch, dass die diesmal nicht aufgenommenen Künstlerinnen und Künstler die Ehrung ebenfalls verdienten.

Zu den zehn Namen merkte er an, dass ihn besonders freue, dass sie allesamt, auf die eine oder andere Art und Weise, bereits im Museum für Film und Fernsehen vertreten seien. Rother: "Hannelore Elsner etwa mit dem Mantel, den sie in 'Die Unberührbare' getragen hatte - so wie Barbara Sukowa mit dem Kleid der Mieze aus 'Berlin Alexanderplatz'. Hardy Krüger sen. hat das Museum bereits 2003 eine Ausstellung gewidmet, Thea von Harbous Drehbuch zu 'Metropolis' gehört ebenso zu den Schätzen des Archivs wie Material zu Tom Tykwers Filmen, etwa 'Lola rennt'. Nur von Christoph Waltz sei noch nichts in den Sammlungen - dafür aber die Kostüm- und Szenenbildentwürfe, die seine Mutter, Elisabeth Urbancic, u.a. für "Das Haus in Montevideo" oder "Das Wirtshaus im Spessart", entworfen habe. Mit neuem Optimismus fügte er hinzu: "Das scheint mir eine gute Basis, um darauf aufzubauen..." Daneben gebe es ja auch ganz aktuelle Bezüge zu einem bereits auf dem BOULEVARD Geehrten: "Am 28. Juni öffnen wir im Rahmen unseres Jubiläumsjahres die Tore zur großen Ausstellung 'Bernd Eichinger – Alles Kino!' für das Publikum. Das ist übrigens auch DIE Gelegenheit, den Stern für Bernd Eichinger um sein noch fehlendes Bild in der 'magischen Kamera' zu ergänzen!"

Hier stimmt Georgia Tornow direkt zu: Darum habe man bei Katja Eichinger schon gebeten. Und: "Damit es kein Vertun gibt: Wenn es um Nachrüstung geht, wird bei uns nicht gespart – und das gilt für ganz unterschiedliche Fälle bei diesem 'lebendigen Projekt', wie Senatsbaudirektorin Regula Lüscher den BOULEVARD schon im vergangenen Jahr lobte. Wir handeln, sobald wir dürfen und technisch können: Das gilt für ein Eichinger-Foto ebenso wie für die Ergänzung von drei geklauten Namenssternen auf unserer mittleren Info-Welle und ganz sicher auch für den Beschluss der Jury, mit den Architekten des BOULEVARD eine angemessene Art und Weise zu finden, den Missbrauchsvorwurf von Pola Kinski direkt am Stern für ihren Vater abzubilden. Da warten wir nicht bis zur nächsten Erweiterung, da wird gehandelt!"

Sprecher Holighaus unterstreicht hierzu noch einmal die Position der Jury: "Wir haben uns in zwei Stellungnahmen geäußert – hier will ich daraus noch einmal mit Nachdruck festhalten: Persönlichen Schmerz und erlittene Traumata wird die Jury weder ermessen, noch angemessen ausgleichen können – durch keinen Akt der Welt. Aber Pola Kinskis tief berührende Schilderung gehört unablöslich zu dem Stern für Klaus Kinski. Dies wollen wir für die Zukunft SICHTBAR machen, und nicht etwa auslöschen. Dazu ist die Gemeinnützige GmbH im Jury-Auftrag mit den Architekten im Gespräch – und da entscheidet die Jury mit!"

Filmhistoriker und Jury-Mitglied Gero Gandert – gleichzeitig auch Initiator und Namensgeber des Projektes BOULEVARD DER STARS – wehrte sich als "faktischer Urheber" gegen grundlegende Missverständnisse: "Natürlich sind wir alle vom Walk of Fame in Hollywood beeindruckt, aber hier in Berlin ist doch etwas Anderes entstanden: Vorwürfe, Berlin habe nur eine billige Kopie, machen mich richtig traurig! Wir zeigen doch hier, wie sehr sich die Entwicklungen und Wertschätzungen durch alle politischen Wechselfälle des turbulenten und grausamen 20. Jahrhunderts gegen- UND miteinander entwickelt haben und damit weit über den deutschsprachigen Rahmen hinaus für die Filmkunst wirksam geworden sind. Dabei war mir der Blick auf das Exil während der Nazi-Zeit immer sehr wichtig. Deshalb bin ich sehr froh, dass wir gerade in diesem Jahr der Erinnerung an Ausgrenzung und Verfolgung uns vor Kurt Gerron an seinem Stern verneigen können."

Zuletzt konnte Georgia Tornow von Freude bei allen Stars berichten, von Reiseüberlegungen bei Hannelore Elsner und Hardy Krüger sen., möglichen Drehterminen bei Judith Kaufmann und Tom Tykwer und der Schwierigkeit, einen Österreicher mit Wohnsitz in Berlin wie Christoph Waltz direkt an die Strippe zu bekommen. Die Verabredungen mit den neuen Stars seien in vollem Gange - aber auch einige der Stars aus den Vorjahren wollen IHREN Stern noch in Besitz nehmen! Danach sollen die Stars wieder auf der MEDIANIGHT von der zum Medienboard-Kongress auf der IFA angereisten Branche gefeiert werden.

Quelle: Boulevard der Stars