Wir Wunderkinder

BR Deutschland 1958 Spielfilm

Inhalt

Kurt Hoffmanns Satire auf die Entwicklung Deutschlands während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erzählt die Geschichte der beiden Schulkameraden Hans und Bruno. Die beiden könnten unterschiedlicher kaum sein: Während der strebsame Hans stets hart für seine Karriere arbeiten muss, scheinen dem lebenslustigen Bruno die glücklichen Zufälle nur so zuzufliegen. In den 20er Jahren etwa kommt Bruno zu durch Aktiengeschäfte zu schnellem Geld; Hans muss sich derweil sein Studium durch den Verkauf von Zeitungen verdienen. Als die Nazis die Macht in Deutschland übernehmen macht Bruno politische Karriere und profitiert von der Enteignung der jüdischen Bevölkerung. Und nach dem Ende des Dritten Reiches entdeckt der findige Bruno die diversen Schwarzmärkte als lukrative Geldquelle, während Hans seine Familie kaum ernähren kann. Im Deutschland der Wirtschaftswunderjahre steigt Bruno schließlich zu einem wohlhabenden Geschäftsmann auf. Als der Journalist Hans jedoch einen aufschlussreichen Artikel über die Karriere seines Schulfreundes veröffentlicht, ist Bruno erbost über diesen Angriff auf seine Ehre. Er sucht Hans in der Redaktion auf, um ihn einzuschüchtern.

 

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Falk Schwarz
"Mit Herz und Sand fürs Vaterland"
Was für ein raffinierter Übergang! Neuss und Müller singen: „Leute genießt bloss die Nachkriegszeit, denn bald wird sie wieder zur Vorkriegszeit und weil wir dem Frieden bei uns hier nicht traun, wird auf die Pauke gehaun.“ Schnitt. Kamera auf die Pauke im Nachtclub der Meisegeiers, wo das Leben in den Zwanzigern tobt. Hans Böckel (Hansjörg Felmy) ist der gute Deutsche, Bruno Tiches (Robert Graf) der böse. Sie begegnen sich immer wieder, aber Böckel kommt gegen diesen "Schulfreund" nicht an, der ihm immer einen Schritt voraus ist: als Opportunist, als NS-Größe, als Spekulant, als Gewinner. Garniert ist diese Geschichte eines halben Jahrhunderts mit prächtigen Charakteren wie den Meisegeiers (Elisabeth Flickenschildt als fünffache Mutter. Kommentar: „Ein Glück, dass sich die Väter verkrümelt haben, sonst wäre es eine elfköpfige Familie“). Überragend die schauspielerische Leistung von Robert Graf, der diesen Film fast alleine trägt. Seine Wandlungsfähigkeit vom brüllenden Nazi zum belfernd-wütenden Generaldirektor gerät zu einer Studie in Deutschsein. Kurt Hoffmann sorgt für Sentiment, indem er Felmy und Johanna von Koczian viel Raum erlaubt, aber auch für Leichtigkeit und bittere Zeitkritik. Seine beiden Autoren Günter Neumann und Heinz Pauck sprudeln nur so vor Einfällen und Ironie („ Das ist ja das Schöne am Frieden, dass man die Erinnerung an die Kriege immer wieder aufwärmen kann“). Neumann war es auch, der für die "Film-Erklärer" Wolfgang Neuss und Wolfgang Müller jene bösen Songs schrieb („Adolf, wenn wir dich erst im Film sehn, ist Charlie Chaplin nur noch die Hälfte wert“), die mit zu den besten in jenen Jahren gehörten. Die Deutschen in gute und böse aufzuteilen, ist sicherlich zu grob - denn was war mit den Mitläufern? Aber das wäre ein anderer Film. Es gab sicher auch eine Tendenz in diesen Jahren, die Probleme so zu „verniedlichen“ (Seidl), dass sie im Kino aalglatt goutiert werden konnten. Das gilt hier nicht: eine perfekte Besetzung bis in die kleinsten Rollen, witzig-freche Dialoge, die unter die Haut gehen. Ein Meisterstück.

Credits

Kamera

Schnitt

Musik

Darsteller

Produktionsfirma

Alle Credits

Kamera

Kamera-Assistenz

Standfotos

Außenrequisite

Innenrequisite

Schnitt

Schnitt-Assistenz

Musik

Liedtexte

Darsteller

Produktionsfirma

Herstellungsleitung

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Geschäftsführung

Dreharbeiten

    • 13.05.1958 - Juni 1958: München, Verona, Sizilien, Dänemark; Bavaria-Atelier München-Geiselgasteig
Länge:
2934 m, 107 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 28.08.1958, 17763, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 28.10.1958, München, Sendlinger Tor-Lichtspiele;
TV-Erstsendung (DD): 18.11.1959, DFF;
TV-Erstsendung (DE): 06.10.1964, ARD

Titel

  • Originaltitel (DE) Wir Wunderkinder
  • Weiterer Titel (ENG) Aren't We Wonderful?

Fassungen

Original

Länge:
2934 m, 107 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 28.08.1958, 17763, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 28.10.1958, München, Sendlinger Tor-Lichtspiele;
TV-Erstsendung (DD): 18.11.1959, DFF;
TV-Erstsendung (DE): 06.10.1964, ARD

Auszeichnungen

Hollywood Foreign Press Association 1960
  • Golden Globe, Bester ausländischer Film
Deutscher Filmpreis 1959
  • Filmband in Silber, Bester Nachwuchsschauspieler
  • Filmband in Silber, Weiterer überdurchschnittlicher abendfüllender Spielfilm
Verband der Deutschen Filmkritik 1959
  • Preis, Beste Darstellerin
IFF Moskau 1959
  • Goldene Medaille
IFF Acapulco 1959
  • Großer Preis
FBW 1958
  • Prädikat: wertvoll