Viel Lärm um nichts

DDR 1963/1964 Spielfilm

Inhalt

Der florentinische Graf Claudio und sein Weggefährte Benedikt haben soeben im Gefolge von Don Pedro siegreich eine Schlacht geschlagen, als sie von Leonato, dem Gouverneur von Messina, eingeladen werden, einen Monat seine Gäste zu sein. Die drei Männer nehmen dankend an. Schon bald entbrennt zwischen Claudio und Leonatos Tochter Hero heiße Liebe, die schon kurz darauf in einer Verlobung gipfelt, während sich der spottlustige Benedikt mit Leonatos schöner, doch spitzzüngiger Nichte Beatrice wiederholt verbale Schlagabtausche liefert. Dabei bedarf es allerdings nur eines kleinen Anstoßes, um den eingefleischten Junggesellen und die Männern höchst skeptisch gegenüberstehende junge Frau zusammenzubringen.

Das Liebesglück bleibt jedoch nicht ungetrübt. Don Juan, der eifersüchtige Halbbruder Don Pedros, inszeniert eine Intrige, um die Hochzeit zwischen Claudio und Hero zu verhindern. So wird Hero am Hochzeitstag der Untreue bezichtigt, und Claudio verstößt sie. Scheinbar stirbt Hero daraufhin vor Schmach, und Beatrice nimmt Benedikt das Versprechen ab, den Freund zur Strafe im Duell zu töten. Doch zum Glück kann die schändliche Tat Don Juans aufgedeckt werden, bevor es zum Schlimmsten kommt, und der Übeltäter wird dingfest gemacht. Hero kehrt von den Toten zurück. Schließlich feiert man im Hause des Gouverneurs eine fröhliche Doppelhochzeit.

Die Ausstattung dieser Filmseite wurde durch die DEFA-Stiftung gefördert.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Wasser ist das zentrale Moment zum Auftakt – und ein fürs DDR-Publikum sicherlich sehnsuchtsvoller Blick auf die jugoslawische Adriaküste, die hier für Italien steht, spielt William Shakespeares Komödie „Viel Lärm um Nichts“ doch im sizilianischen Messina. Der florentinische Graf Claudio und sein schalkhafter Weggefährte Benedikt haben im Gefolge von Don Pedro siegreich eine Schlacht geschlagen. Sie werden von Leonato, dem Gouverneur von Messina, eingeladen, einen Monat seine Gäste zu sein. Die drei Männer nehmen dankend an, zumal sie sich im opulent ausgestatteten Palast (Hans-Jorg Mirrs Studio-Bauten erinnern an Theater-Kulissen) bald in reizender weiblicher Gesellschaft befinden.

Schon bald entbrennt zwischen Claudio und Leonatos Tochter Hero eine heiße Liebe, die schon kurz darauf in einer Verlobung gipfelt. Derweil liefert sich der spöttische Benedikt einen verbalen Schlagabtausch nach dem anderen mit Leonatos schöner, nicht weniger spitzzüngiger und daher „Fräulein Spottvogel“ genannter Nichte Beatrice. Die dem sich als eingefleischter Junggeselle gebenden Kriegshelden nichts schuldig bleibt: „Ich weiß, aus was die Männer gemacht sind – aus Lehm.“

Es ist eine heutige Sprache, die Regisseur Martin Hellberg, der langjährige und überaus erfolgreiche Dresdener Theaterintendant, und sein Dramaturg Dieter Wolf einer aristokratischen Höflings-Gesellschaft in den Mund legt – und die dennoch zu gestelzt wirkenden Dialogen führt. Die eleganten Damen stecken in farbenprächtigen Kostümen der 1960er Nachkriegsjahre, umso stärker kontrastiert die lose Zunge Beatrices mit ihrem konventionellen Äußeren: Sie würde „lieber Affen zu Hölle führen“ als einen „feuchten Lehmkloß“ von Mann zum Traualtar.

Das Liebesglück zwischen Claudio und Hero bleibt nicht lange ungetrübt. Don Juan, der eifersüchtige Halbbruder Don Pedros, inszeniert eine Intrige, um die Vermählung zwischen den beiden zu verhindern. So wird die Gouverneurstochter am Hochzeitstag der Untreue bezichtigt - und Claudio verstößt sie ohne weitere Nachfrage: „Leidenschaft hält Freundschaft nicht stand.“. Mit Hilfe ihrer jungen Zofe Ursula stirbt Hero, die von Pater Franziskus versteckt wird, jedoch nur scheinbar vor Schmach.

Beatrice nimmt währenddessen Benedikt das Versprechen ab, seinen Freund Claudio zur Strafe zum Duell zu fordern – und ihn dabei nach Möglichkeit zu töten. Zum Glück kann das schändliche Doppelgänger-Spiel noch rechtzeitig aufgedeckt werden, bevor es zum Schlimmsten kommt: Don Juan wird dingfest gemacht, nachdem seine Helfer die Tat zugegeben haben. Hero kehrt von den Toten zurück und auch Beatrice lüpft ihren Schleier und bekennt ihre Liebe zu Benedikt: Nun steht einer fröhlichen Doppelhochzeit unter südlicher Sonne nichts mehr im Wege...

Martin Hellbergs Leinwand-Adaption ist ein in jeder Hinsicht farbenprächtiges Spektakel, zu dem auch Solisten der Deutschen Staatsoper Berlin beigetragen haben mit der Theater-auf-dem-Theater-Einlage eines Shakespeare-Pasticcios: einem „Sommernachtstraum“-Ballett folgen ein „Romeo und Julia“-Pas de deux und in rascher Schnittfolge überblendete „Was ihr wollt“-Szenen.

Bei „Viel Lärm um Nichts“ handelt es sich bis auf die stimmungsvolle Italianita-Umrahmung um eine reine Studioproduktion, deren erheblicher Aufwand erstaunt. Wohl um den Eindruck eines faktenbasierten Historienfilms zu vermeiden, hat sich Martin Hellberg für Theaterkulissen als Studiobauten entschieden. Und er hat einen an Baron Münchhausen erinnernden Märchenschluss erfunden: das Quartett der glücklichen Hochzeiter entschwindet wie auf einer Kanonenkugel reitend in den wolkenfreien Himmel Messinas.

Noch heute schwärmt Christel Bodenstein von den aufwändigen Kreationen der beiden Kostümbildner Gerhard Kaddatz und Luise Schmidt. Sie habe ihre Rolle der frechen, allen Konventionen Hohn sprechenden Beatrice als „frühe Emanze“ verstanden, bekundete sie am 11. April 2019 im Prenzlberger Kaffekaffe nach einer Vorführung dieses Defa-Schatzes. Und berichtete begeistert von einer neuen digitalen Fassung des Films, die zum Auftakt der 14. Merseburger Defa-Filmtage am 8. März 2019 erstmals gezeigt worden ist. Christel Bodenstein brach im Übrigen eine Lanze für Martin Hellberg, einen wegen seiner Extravaganzen von der Studioleitung ungeliebten und letztlich geschassten Außenseiter im Kreis der Defa-Regisseure. Den Egon Günther 1975 noch einmal als Schauspieler auf die große Kinoleinwand holte – als Johann Wolfgang von Goethe in der Thomas-Mann-Adaption „Lotte in Weimar“.

Zum eigentlichen Treibmittel der Komödie wird in Hellbergs Film das Rüpelspiel um die Protagonisten Gerhard Bienert als Polizeimeister Holzapfel und Fred Delmare als Gendarm Haberkuchen. Sie treiben das Satyrspiel auf die Spitze – im Knallchargen-Niveau. Was dem Spaß allerdings keinen Abbruch tut: Verglichen mit seiner zwei Jahre zuvor entstandenen „Minna von Barnhelm“ ist diese Klassiker-Verfilmung nahezu befreit von allen Zwängen des Defa-Genrekinos, in dem es in der Regel vor allem um Gegenwartsbewältigung geht – oder um die kritische Auseinandersetzung mit der bürgerlichen Gesellschaft.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie-Assistenz

Drehbuch

Dramaturgie

Kamera

Kamera-Assistenz

Standfotos

Schnitt

Musik

Produktionsleitung

Länge:
2775 m, 102 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 23.04.1964, Berlin, International

Titel

  • Originaltitel (DD) Viel Lärm um nichts

Fassungen

Original

Länge:
2775 m, 102 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 23.04.1964, Berlin, International