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Valeska Gert wurde 1892 als Gertrud Valesca Samosch in Berlin geboren, "in eine Familie, die nie etwas mit Kunst zu tun hatte." Tanzen war für sie Ausdrucksmittel und auch Bewältigung einer inneren Befindlichkeit, sehr persönlich, und doch immer mit gesellschaftlichem Bezug. Ihre Verbindung von Tanz, Pantomime und Schauspiel, die sie als "Grotesktanz" bezeichnete, war radikal anders, rüttelte auf, schockierte, faszinierte.
"Ihre Ästhetik war damals so modern wie heute", so Volker Schlöndorff in seiner Gedenkrede auf Valeksa Gerts Beerdigung. "Sie ließ sich keiner Schule zuordnen, auch nicht den Avantgardisten. Sie wetterte gegen die Expressionisten, deren schräge Bühnenbilder nur das altmodische Schauspiel verdeckten, und gegen die Realisten, indem sie feststellte: 'Nur der groteske und realistische Künstler ist in Wahrheit der reale.'"
Nicht wegen der immer stärker werdenden Anfeindungen und Verfolgung durch die Nazis, sondern vor allem wegen der 'vergifteten' Atmosphäre ging die Jüdin Gert Anfang der 1930er Jahre immer öfter ins Ausland, um dort zu arbeiten. 1939 emigrierte sie schließlich nach Amerika, wo sie sprichwörtlich als Tellerwäscherin wieder von Neuem beginnen musste. Anfang der 1940er Jahre eröffnete sie in New York, entgegen allen Widrigkeiten, die "Beggar Bar", eine Mischung aus Kneipe (allerdings ohne Alkoholausschank) und Kabarett.
In Schlöndorffs Dokumentarfilm "Nur zum Spaß – nur zum Spiel. Kaleidoskop Valeska Gert", der ein Jahr vor ihrem Tod entstand, erzählt Valeska Gert in ihrem Haus in Kampen auf Sylt, wo sie seit ihrer Rückkehr nach Deutschland in den 1950er Jahren das Kabarett "Ziegenstall" betrieb, von ihrem bewegten Leben. Eine Inhaltsangabe des Films, von Volker Schlöndorff selbst notiert:
Nur zum Spaß, nur zum Spiel.
Ein Porträt und eine Biografie in 16mm Farbe von Volker Schlöndorff. Originalaufnahmen mit Kinski / Kamera Michael Ballhaus sowie bisher unveröffentlichte Archivaufnahmen. /
Valeska Gert war in den Zwanziger Jahren berühmt für ihre Auftritte als "Grotesk-Tänzerin" mit Anita Berben in Berlin, beim Prolet-Kult in Moskau und im Pariser Théatre [sic!] des Champs Elysées. Sie trat in Filmen von Pabst und Renoir auf, soll S. M. Eisensteins große Liebe gewesen sein, hatte während des Krieges einen Nachtclubkeller in New York, ein Cabaret im Berlin der fünfziger Jahre und schließlich eine Künstlerkneipe auf Sylt. /
Mit unnachahmlicher Schlagfertigkeit und der Berliner Frechheit der 20er Jahre erzählt sie von ihren Skandalen und von den Menschen, die sie traf. Vor der Kamera stellt sie mit der jungen Schauspielerin Kinski ihre Grotesktänze und Pantomimen nach. /
Hanna Schygulla sagt von ihr, sie sei die Einzige, bei der sie je hätte Schauspielunterreicht nehmen wollen.
Quelle: Virtuelle Ausstellung der Sammlung Volker Schlöndorff
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