In jeder Sekunde

Deutschland 2007/2008 Spielfilm

Inhalt

Der Arzt Dr. Frick leitet die psychiatrische Abteilung eines Krankenhauses. Mit seiner Frau Anna hat er eine Tochter, die an einer Erbkrankheit leidet. Während Frick sich in jeder freien Sekunde mit seiner Tochter beschäftigt, kommt Anna mit der Situation nur sehr schwer zurecht. Die Ehe der beiden leidet zusehends unter der Belastung – ein Umstand, auf den Frick mit Rückzug und penibler Pflichterfüllung reagiert. Als er sich in die Galeristin Luisa verliebt, scheint er endlich einen Ausweg aus der emotionalen Sackgasse seiner Ehe zu finden. Auf der anderen Seite ist da der Event-Manager Christoph: Ein oberflächlicher und narzisstischer Lebemann, dessen Beziehung zu Sarah immer mehr in die Brüche geht. Bei dem Fotografen Ben scheint sie die ersehnte Zuwendung zu finden. Dann aber muss Ben für längere Zeit verreisen. Nach seiner Rückkehr ist Sarah spurlos verschwunden. Auf der Suche nach ihr kommt es zu einem dramatischen, schicksalhaften Zwischenfall

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Ein Patient (Charly Hübner) in der Psychiatrischen Abteilung einer Münchner Klinik macht Stress. Für das Team um Dr. Hans Frick nichts Neues: immer wenn er von seiner Mutter, einer streng gläubigen Katholikin, besucht worden ist, hört er Stimmen, kann sich gar nicht beruhigen. Schnitt. Christoph Zach zieht sich eine „Linie“ nach der anderen in die Nase, um besseren Sex mit Sarah Arles zu haben. Selbstverliebt guckt er sich das karnickelhafte Rammeln auch noch im großen Wandspiegel seiner Bude an. Höchste Zeit für Sarah, die Reißleine zu ziehen. Sie betreibt einen nostalgisch anmutenden, aber exzellent bestückten Plattenladen und legt ihre Schätze ab und an in angesagten Clubs der Isar-Metropole selbst auf, wo sie auch den ständig zugekoksten „Veranstaltungsmanager“ Christoph kennengelernt hat.

Ben Weisser ist 'mal wieder schlecht bei Kasse und schiebt Nachtdienst bei einem Abschleppunternehmen. Als er in polizeilichem Auftrag den Schlitten eines Rechtsanwaltes an den Haken nimmt, wird dieser ausfällig bis hin zur Drohung, ihm seinen Job zu vermasseln. Was dem in der Bananenrepublik Deutschland tatsächlich auch gelingt, weil der Unternehmer kalte Füße kriegt nach Eingang eines entsprechenden anwaltlichen Schreibens. Ben ist eigentlich nicht so, aber den Frust muss er 'rauslassen – und foult einen Mitspieler beim Freizeit-Kick brutal.

Der Facharzt für Psychiatrie fährt nach seinem langen Arbeitstag heim. In der luxuriösen Villa erwartet ihn bereits sehnsüchtig seine elfjährige Tochter Ina, die an der immer noch unheilbaren Erbkrankheit Mukoviszidose leidet. Frick umsorgt sie liebevoll und sendet gleichzeitig böse Blicke hinaus auf die Terrasse, wo sich seine Gattin Anna auf dem Boden kauernd eine Zigarette angezündet hat. Sie ist am Ende ihrer Nerven, leidet nicht nur schwer am Schicksal ihrer Tochter, sondern auch unter dem pedantischen Verhalten ihres sich selbst für unfehlbar haltenden Mannes. Der seit Langem gewohnt ist, mit penibler Selbstdisziplin eigene Interessen und Gefühle hintan zu stellen. Nur eines lässt er sich nicht nehmen – die frühmorgendliche Joggingrunde durchs nahe Grün. Anna, die derweil das Frühstück zubereitet, hat längst depressive Züge entwickelt, welche die Ehe der Fricks zunehmend belasten. Was Ina natürlich nicht verborgen bleibt.

Sex, Drugs and Rock'n Roll: Der großspurige Christoph wähnt sich immer noch auf der Überholspur des Lebens, hat gar nicht registriert, dass seine Freundin mit ihm Schluss gemacht hat. Weil er ganz offenbar an ihr als Person, als Mensch gar nicht interessiert ist. Dennoch kann er Sarah gegen entsprechende Bezahlung dafür gewinnen, in seinem Club für gewisse Zeit aufzulegen - sozusagen als Urlaubsvertretung. Wo Ben sogleich auf die attraktive junge DJane aufmerksam wird – und umgekehrt. Als sie ihn nach einem dem Frustfoul folgenden Frustbesäufnis im Taxi nach Hause begleitet, staunt sie über seine tolle Plattensammlung. Ein Neuanfang ist gemacht – für beide.

Was man auch für Hans Frick sagen kann, nachdem Luisa Engels bei ihm in der Klinik aufgetaucht ist. Deren Schwester, einst hier in Behandlung, hat sich das Leben genommen, zuvor aber noch ein Geschenk für den von ihr sehr verehrten Kopf-Doktor eingepackt. Das Luisa jetzt überbringt zusammen mit einer Einladung zur nächsten Vernissage ihrer angesagten Kunstgalerie. Dort kneift er noch, wenig später aber brechen alle Dämme. Weil Luisa mit sanfter Beharrlichkeit um die Liebe des ihr wesensverwandten Mannes kämpft, den sie von seiner kranken Tochter gar nicht entfremden will.

Auch beruflich gibt’s für den sympathischen und integren Ben endlich eine Zukunftsperspektive: Sein Kumpel Lars, mit dem er regelmäßig abends selbst auf Schneeboden kickt, schätzt seine Qualitäten als innovativer Fotograf und vermittelt ihm einen zeitlich befristeten Job bei der Zeitung. Aus dem bald mehr wird, weil Lars' Chef hochzufrieden ist mit Bens Bildern. Er soll für eine Reportage ins Ausland – und Sarah zieht mit. Sie verspricht, in der Zwischenzeit seine Wohnung zu renovieren. Was beide bei seiner Abreise noch nicht wissen: Sie erwartet ein Kind von ihm. Und trifft in einer Nachttanke zufällig auf Christoph, der die Gründung eines eigenen großen Clubs plant und sich dabei Sarahs konzeptueller Mitarbeit versichert. Nicht ohne Hintergedanken, versteht sich. Weil sie sich weigert, hilft er mit Drogen nach – heimlich. Sarah erleidet einen toxischen Schock, verliert ihr Ungeborenes und landet ebenso wie Christoph, der – vergeblich - aus Scham versucht hat, sich mit Gas zu vergiften, bei Dr. Frick in der Psychiatrie. Als Ben bei seiner Rückkehr allein am Flughafen steht, fahndet er nach Sarah. Dabei kreuz sich sein Weg auf fatale Weise mit dem Luisas, die auch auf dem Weg zu Frick ist...

„Wenn man es so sehen will, ist es die Gegenüberstellung von zwei Dreiecksgeschichten, die sich sehr unterschiedlich entwickeln, aber unweigerlich treffen“, so Jan Fehse über sein Spielfilm-Debüt mit schnellen Schnitten und nicht einer langweiligen Minute. Die Handlungsstränge dieser flott verzahnten Short Cuts sind kunstvoll miteinander verwoben, die Darsteller erste Klasse bis in die Nebenrollen hinein (Antonio Di Mauro, Benjamin Hansen und Tom O'Malley). Das Ende kommt durchaus überraschend – und wird hier naturgemäß nicht verraten. „In jeder Sekunde“ ist am 11. Juli 2011 in der ARD erstausgestrahlt worden.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Dreharbeiten

    • 15.11.2007 - 20.12.2007: München und Umgebung
Länge:
2848 m, 104 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 01.09.2008, 115121, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 24.10.2008, Hof, Internationale Filmtage;
Kinostart (DE): 11.12.2008

Titel

  • Arbeitstitel (DE) Gegen den Strom
  • Originaltitel (DE) In jeder Sekunde

Fassungen

Original

Länge:
2848 m, 104 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 01.09.2008, 115121, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 24.10.2008, Hof, Internationale Filmtage;
Kinostart (DE): 11.12.2008

Auszeichnungen

Bayerischer Filmpreis 2009
  • Beste Nachwuchsregie