Fritze Bollmann wollte angeln

Deutschland 1942/1943 Spielfilm

Filme der NS-Zeit sind im Kontext der staatlich beeinflussten Produktion und Rezeption zu sehen. Mehr erfahren »

Inhalt

Als Barbier von Brandenburg ist Fritze Bollmann weit und breit beliebt und geachtet. Bollmann hat nur ein Laster: das Angeln. Jede freie Minute widmet er seinem Hobby, und gefährdet dadurch nicht nur sein Geschäft, sondern auch seine Beziehung zu der hübschen Anni. Als er eines Tages gerade wieder sein Geschäft verlassen will, die Angelrute unterm Arm, taucht ein kleiner Junge zum Haare schneiden auf. Entnervt rasiert Bollmann dem Racker den Schädel – bis auf einen Streifen. Damit soll er am nächsten Tag wiederkommen!

 

Kein Wunder, dass der Steppke auf Rache sinnt: Gemeinsam mit seinen Freunden lauert er Bollmann am Angelsee auf. Und kaum hat Bollmann in seinem kleinen Boot Platz genommen, beginnen die Lausejungs, ihn solange mit Grasbüscheln und Wiesenstücken zu bombardieren, bis er vor lauter Aufregung das Gleichgewicht verliert und ins Wasser plumpst. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen: Im ganzen Ort macht das von den Kindern gedichtete Hohnlied "Fritze Bollmann wollte angeln ..." die Runde. Bollmann vergeht vor Schmach. Aber die Bürger haben nicht mit seiner Gewitztheit gerechnet. Als er eines Tages spurlos verschwindet, glaubt jeder, der arme Kerl habe sich aus Scham das Leben genommen. Doch das ist erst der erste Streich von Fritze Bollmanns listigem Racheplan.

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Falk Schwarz
Lachen vor dem Abgrund
Ein "kleiner" Film im vierten Kriegsjahr, nicht ohne Witz und mit pfiffigen Dialogen, um einen Friseur, der in Brandenburg lebte und zum Ziel eines Spottliedes wurde. Der Anfang ist überraschend: ein Herr (Regisseur Volker von Collande) besucht den mürrischen Archivar Hickeduhn (Otto Gebühr), um ihn nach dem längst verstorbenen Fritze Bollmann auszufragen. Er stellt sich auch als Filmemacher vor, worauf Hickeduhn wegwerfend antwortet, für so etwas habe er keine Zeit. Sie arrangieren sich dann doch und der Film beginnt als Rückblende. - Bollmann (Will Dohm) lebt in permanenter Fehde mit dem Kollegen Jean Blanc (Werner Fütterer). Er vernachlässigt sein Geschäft, weil ihm das Angeln wichtiger ist. Die Schulkinder amüsieren sich über den tolpatschigen Angler und bewerfen ihn in seinem Boot mit Grassoden. Da fällt er ins Wasser. Nun lacht die ganze kleine Gemeinde. Die Jungs der kleinen Stadt stimmen ihr Spottlied an, das täglich neue Strophen erhält. Als sich die Paare auf der Kirmes treffen, legt Kameramann Behn-Grund ein kleines virtuoses Stück Kameraarbeit hin: der Gerichtsschreiber Wibbelstrunk (Günther Lüders) und Anni (Carsta Löck) setzten sich in einem Karussell in eine Gondel, die sich um die eigene Achse dreht. Gleichzeitig dreht sich aber auch das Karussell. So kommt ein schwindelerregender Effekt zustande. Die Kamera wird subjektiv, setzt sich zu den Beiden in die Gondel, dann wieder auf das Karussell und so entsteht eine turbulente Szene, die alles vergessen lässt (vor allem den mörderischen Krieg). Gegen Ende gestaltet der Trickspezialist Ernst Kunstmann den Traum des Fritze Bollmann, der sich im Paradies wähnt, tapfer durch die Wolkenberge stapft und sich selbst in einer himmlischen Gerichtsverhandlung gegenüber sitzt. Der Angler fällt über den Friseur her. Die überlange Sequenz (neun Minuten) führt in jene wolkig sanften Höhen mit Engeln und Harfen, in denen so mancher sich in jener Zeit gerne gesehen hätte. Fazit des Films: "Bollmann gehört zu den traurigen Menschen, die nicht über sich lachen können". Der Satz wird nach der Premiere im Herbst 1943 Ambivalenzen ausgelöst haben. Der Film war ganz im Sinne des Propagandaministers, der befand, dass gute Laune kriegswichtig sei. Und wenn es nur für 90 Minuten war.

Credits

Alle Credits

Dreharbeiten

    • 28.09.1942 - Dezember 1942: Berlin und Umgebung
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Ton
Aufführung:

Berliner Erstaufführung (DE): 12.11.1943, Berlin, U.T. Friedrichstraße

Titel

  • Schreibvariante Fritze Bollmann wollte angeln...
  • Originaltitel (DE) Fritze Bollmann wollte angeln
  • Arbeitstitel Wer zuletzt lacht

Fassungen

Original

Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Ton
Aufführung:

Berliner Erstaufführung (DE): 12.11.1943, Berlin, U.T. Friedrichstraße

Prüffassung

Länge:
2327 m, 85 min
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 15.06.1943, B.59076, Jugendfrei