Die Regentrude

DDR 1975/1976 TV-Spielfilm

Kommentare

Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!

Heinz17herne
Heinz17herne
Einen so heißen Sommer wie vor 100 Jahren hat es seither nicht mehr gegeben: In Theodor Storms Märchendichtung „Die Regentrude“ steht nur der Wiesenbauer breitbeinig in der Einfahrt zu seinem Hof. Hat er doch sumpfiges Wiesenland gekauft, sodass seine Heuernte üppig ausfällt und seine Kasse mit Krontalern füllt. Ganz anders dagegen sieht es bei Mutter Stine, seiner 50-jährigen verwitweten Nachbarin aus: Ihr Mann hat seinerzeit sein ganzes Tiefland vertauscht gegen Hochland, auf dem die Saat nun verdorrt und das Vieh verschmachtet. Stine schuldet dem Wiesenbauern fünfzig Taler und soll ihm dafür ihre Grundstücke verpfänden.

Er zeigt sich auch deshalb so hartherzig, weil sein Sohn Andrees (im Film: Andreas) mit ihrer Tochter Maren geht, der Wiesenbauer für seinen Erben aber eine bessere Partie im Blick hat. Nur die Regentrude könnte ein Ende der Dürre herbeizaubern, aber Stine hat das Sprüchlein, dass sie weckt, vergessen. In seiner Überheblichkeit schließt der Wiesenbauer mit Andrees eine Wette ab: Wenn es binnen 24 Stunden regnet, ist er mit der Hochzeit der Liebenden einverstanden. Vetter Schulze ist Zeuge.

Die Situation eskaliert: Jemand hat den Wasserzuber für die Schafe umgestürzt, ein Tier ist bereits verdurstet, alle anderen sind arg geschwächt. Dahinter steckt ein knorpsiges Männchen im feuerroten Rock und roter Zipfelmütze, der Feuermann. Der Andrees unfreiwillig nicht nur das Sprüchlein verrät, sondern auch den Weg zur Regentrude: Hinter dem Wald in einer hohlen Weide ist eine Treppe, die in ihren Garten führt.

Allerdings kann sie nur durch eine reine Jungfrau geweckt werden, weshalb sich Andrees und Maren am anderen Morgen gemeinsam auf den Weg machen, Letztere aber die steile Treppe allein betritt. Als Maren die Regentrude geweckt und den Brunnen aufgeschlossen hat, strömen wieder alle Wasser und in einem Nachen kehrt das Mädchen rasch zu ihrem Liebsten zurück. Zwar sind nun die Wiesen von Marens Vater überschwemmt und das noch nicht eingefahrene Heu verdorben, der Wiesenbauer ist aber schließlich versöhnlich gestimmt: Es sei am Ende so übel nicht, „wenn Höhen und Tiefen beieinanderkommen“.

Die Novelle ist in Heiligenstadt entstanden, nachdem der Husumer Theodor Storm nach seiner Unterstützung für den 1850 vorerst niedergeschlagenen schleswig-holsteinischen Aufstand 1853 zunächst nach Potsdam und drei Jahre später als Assessor ans Kreisgericht in die anheimelnde thüringische Fachwerkstadt ging, bis er 1864 nach der dänischen Niederlage in seine Heimat zurückkehrte. In ihrer Adaption haben Siegfried Hönicke und Ursula Schmenger die Rolle des Schäfers als Erzähler-Figur aufgewertet und den beiden Liebenden Maren und Andreas neben Mutter Stine gleich zwei Großbauern an die Seite gestellt.

Hans-Joachim Hanisch spielt den so großmäuligen wie rücksichtslosen Moorbauern, der Maren zu seiner Frau nehmen will: „Wenn wir es gut anstellen, regnet es für uns Goldtaler“. Er lässt nichts unversucht, seinen Rivalen um die Wiesenbauer-Tochter, den „Hungerleider“ Andreas, zu schädigen. Zumal dieser abgelehnt hat, ihm als Großknecht zu dienen. Im Defa-Film ist es der Moorbauer, der die Feldquelle mit Steinen unbrauchbar zu machen versucht.

Gerd Ehlers gibt den Wiesenbauer, dessen Maisfelder unter der anhaltenden Dürre bereits verdorrt sind und der dennoch Mitleid hat mit Frau Stine und den anderen Bauern, die es noch ärger getroffen hat. Dennoch besteht er wie in der Vorlage auf der Verpfändung des Grundstücks um die versiegte Feldquelle für die noch ausstehenden 50 Taler. Und er geht folgende, von Storm leicht abweichende Wette ein: Wenn es binnen 48 Stunden regnet und der Feldquell wieder fließt, kann Maren den Sohn von Frau Stine freien.

Die Figur des Feuermanns ist zweigeteilt und wird daher auch von zwei Schauspielern, Gudrun Jaster und Wolfgang Brunnecker, verkörpert: Der eine mischt sich inkognito unters Bauernvolk und unterstützt den Moorbauern in seinen vielfältigen Bemühungen, Maren davon abzuhalten, zusammen mit Andreas die Regentrude (die Amsterdamerin Cox Habbema in einem wahren Märchenwunderland) aufzusuchen. Der andere ist ein feuerspeiender Kobold im Narrenkostüm, der Andreas so viel Steine in den Weg legt wie möglich. Weil den Babelsberger Filmemachern das mit der Jungfrau anno 1976 überholt schien, schicken sie beide Liebenden in die unterirdische Phantasiewelt der Regentrude, wo selbst dort noch die Kobold-Version des Feuermanns sein Unwesen treibt. So bleibt die Spannung bis zum erhofften Märchen-Schluss erhalten.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Länge:
1894 m, 69 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

TV-Erstsendung (DD): 25.12.1976, DDR-TV

Titel

  • Originaltitel (DD) Die Regentrude

Fassungen

Original

Länge:
1894 m, 69 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

TV-Erstsendung (DD): 25.12.1976, DDR-TV