Der Maler

Deutschland 2021/2022 Spielfilm

Inhalt

Dokudrama über den Krefelder Künstler Albert Oehlen, Jahrgang 1954, der zu den "Neuen Wilden" der deutschen Kunstszene gehört. Er ist Objekt- und Installationskünstler, vor allem aber einer der bedeutendsten Vertreter zeitgenössischer Malerei; seine neoexpressionistischen Gemälde zeichnen sich durch eine ausdrucksstarke Pinselführung und oftmals ironische Motive aus. Im Film spricht Albert Oehlen, verkörpert von Ben Becker, über seine eigene Kunst, aber auch über das Wesen und den Zustand der Kunst allgemein.

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Heinz17herne
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„Immer schon was hinmalen, wo schon was ist. Die Stelle kann ja nicht so schlecht sein, wo ich schon was hingemalt habe“: Von der Euphorie, die zunächst leere Leinwand im lichten Atelier, situiert im Obergeschoss seiner an einem Berghang liegenden Bauhaus-Villa, besiegt zu haben, bis zur Verzweiflung über die augenblickliche Einfallslosigkeit ist es für den von Ben Becker kongenial verkörperten „Neuen Wilden“ Albert Oehlen nur ein kleiner Schritt.

Der 1954 in Krefeld geborene Protagonist des Neoexpressionismus, von „The New Yorker“ als „der einfallsreichste abstrakte Maler der Welt“ geadelt, malt in Oliver Hirschbiegels 94-minütiger Dokufiktion „Der Maler“ außerhalb der Objektive der sieben (!) Kameraleute, während Ben Becker das Kino-Publikum mit leicht genialischer Attitüde einlädt, mit ihm durch den Garten über die Terrasse auf dem begrünten Dach ins geräumige Atelier Albert Oehlens zu treten. „Andere Leute haben eine Märklin-Eisenbahn, ich reite“ sagt Oehlen alias Becker und präsentiert ein Foto seiner Vierbeiner.

Im gelben Overall steht der Künstler vor der weißen Leinwand: „Das Schönste und das Furchtbarste zugleich.“ Gudrun Guts Stimme gibt aus dem Off auch weitere Weisheiten des Sigmar Polke-Schülers, Martin Kippenberger-Freundes und emeritierten Professors an der Kunstakademie Düsseldorf preis wie: „Man muss die Leute vergraulen. Sie müssen es nicht unbedingt merken.“ Oder: „Die schönste Farbe ist nichts als Pinselfutter.“ Und: „Ohne Weiß läuft gar nichts“. Schließlich: „Beim Entstehen eines Werkes müssen sich Auge, Hand und Gehirn gegenseitig helfen, indem sie sich im Wege stehen.“

Der Film ist eine „Tour de Force“ eines Künstlers, der mit der Entstehung eines neuen Gemäldes parallel im Kopf und auf der Leinwand ringt und in einem gestellten Interview über den ermüdenden Schöpfungsprozess spricht und über sein Vorbild Willem de Kooning, der neben Jackson Pollock als „der“ Protagonist des Action Paintings gilt. Unter einem Werk des Niederländers in seinem Atelier lässt Oehlen wenn auch nur kurz Zweifel an der Bedeutung seines eigenen Werks aufkommen.

Bisweilen vermittelt Oliver Hirschbiegels Film den Eindruck, Albert Oehlen, der über den nur „Onkel“ genannten Willi Baumeister, einen Kriegskameraden seines Vaters, zur Kunst gekommen ist und mit zahlreichen bekannten Kollegen wie Werner Büttner, Georg Herold, Markus Oehlen, Martin Kippenberger oder auch Jonathan Meese zusammengearbeitet hat, übe Kritik am Kunstmarkt generell. Und auch an der Beteiligung der eigenen Person an der Kommerzialisierung des kreativen Schaffensprozesses. So gestaltete Oehlen ein Monumentalmosaik für die Weltausstellung Expo 2000 in Hannover und einen Fliesenboden für den Hauptsitz des Kölner Taschen-Verlags. Aber das sind nur episodische Nuancen.

In der Hauptsache aber geht es Regisseur Oliver Hirschbiegel, der selbst Malerei und Grafik an der Hamburger Hochschule für bildende Künste studierte, bevor er ins Studienfach Film wechselte, um den Entstehungsprozess eines Gemäldes, um die inneren Kämpfe des Malers, die emotionale Achterbahnfahrt zwischen euphorischem Schaffensdrang und verzweifelter Suche nach Inspiration. „Der Maler“ ist auf den ersten Blick ein so noch nicht gesehener Dokumentarfilm, in Wirklichkeit jedoch eine inszenierte Improvisation, während der
Reale Schaffensprozess hinter der Kamera stattfindet. Zum Cast an der Seite Ben Beckers gehören Birgit Minichmayr und Charlotte Taschen, während für die Musik (und die Off-Texte) mit der Komponistin und Sängerin Gudrun Gut eine Ikone der deutschen elektronischen Musikszene sorgt.

Uraufgeführt unter dem internationalen Titel „Painter“ mit dem Voiceover von Charlotte Rampling (in der deutschen Synchronfassung: Gudrun Gut) Anfang November 2021 beim 18. Seville Festival de Cine Europeo im spanischen Sevilla, gilt eine Pressevorführung am 13. Dezember 2022 im Hackesche Höfe Kino Berlin als Deutsche Erstaufführung.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Länge:
94 min
Format:
DCP
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DE): 13.12.2022, Berlin, Kino Hackesche Höfe;
Kinostart (DE): 16.03.2023

Titel

  • Originaltitel (DE) Der Maler
  • Weiterer Titel (ENG) The Painter

Fassungen

Original

Länge:
94 min
Format:
DCP
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DE): 13.12.2022, Berlin, Kino Hackesche Höfe;
Kinostart (DE): 16.03.2023