Tilo Prückner gestorben

Der preisgekrönte Schauspieler Tilo Prückner ist am vergangenen Donnerstag im Alter von 79 Jahren in Berlin gestorben.

 

Tilo Prückner zählte 1970 zu den Gründungsmitgliedern der legendären Berliner Schaubühne am Halleschen Ufer, schrieb Bühnenstücke und inszenierte auch selbst. Vor allem aber gehörte er zu den produktivsten Schauspielern der deutschen Film- und Fernsehlandschaft: Im Lauf seiner rund 50 Jahre währenden Karriere wirkte er in weit über 250 Kino- und Fernsehproduktionen mit. 

Im Kino der 1970er Jahre arbeitete er oft mit Regisseuren des Neuen deutschen Films zusammen. So gehörte er 1975 als ärmlicher Heiligenschnitzer zum Ensemble von Hans W. Geißendörfers Kinodebüt "Sternsteinhof". In der Folge wurde er immer wieder für Außenseiter, Sonderlinge und Gaunerrollen engagiert. Einem Leinwandauftritt als Hilfsarbeiter im Kritikererfolg "Berlinger" (1975) von Alf Brustellin und Bernhard Sinkel folgte Prückners nächstes Meisterstück in der Slapstick-Komödie "Bomber & Paganini" (1976), in der er an der Seite von Mario Adorf ("Bomber") den verschlagenen Schmalspurganoven Paganini gab. Für diese Leistung wurde er 1976 mit dem Deutschen Darstellerpreis (Chaplin-Schuh) ausgezeichnet.

Einem breiten Publikum wurde Prückner freilich durch seine Fernsehrollen bekannt, vor allem als "Tatort"-Kommissar Holicek (2001-2008). Daneben wirkte er in vielen Fernsehspielen mit und übernahm ungezählte Seriengastrollen. Häufig spielte er Nebenrollen, die er jedoch stets so einprägsam gestaltetet, dass er den eigentlichen Stars die Schau zu stehlen drohte. Seit 2015 gehörte er zum Hauptensemble der Erfolgsserie "Rentnercops". 

Im Kino sah man Prückner in den letzten Jahren als Arzt in "Honig im Kopf", als Vater von Wotan Wilke Möhring in dem Roadmovie "Kleine Ziege, sturer Bock" und als Reitlehrer in den "Ostwind"-Filmen. In einer seiner letzten Rollen kann man ihn ab kommender Woche auf der Kinoleinwand erleben: als Stammgast von Luise Heyer in der liebevollen Kneipen-Milieustudie "Leif in Concert - Vol. 2".

Tilo Prückner starb am 2. Juli 2020 in Berlin. Mit ihm hat der deutsche Film einen Charakterdarsteller verloren, auf den diese Bezeichnung passte wie auf kaum einen zweiten.