Hostess

DDR 1975/1976 Spielfilm

Inhalt

Das zwischenmenschliche Glück ist manchmal nicht so leicht zu erreichen – oder zu bewahren. Diese Erfahrung muss Jette machen, eine junge Frau, die als Hostess Touristen durch Berlin führt. Ihr Freund Johannes, ein bodenständiger Automechaniker, mit dem sie seit zwei Jahren zusammenlebt, eröffnet ihr reichlich unromantisch, dass es doch sinnvoll wäre, die Beziehung durch eine Heirat zu "legalisieren". Enttäuscht von seiner Gefühllosigkeit gibt ihm Jette einen Korb. Es kommt zu Spannungen, dann flüchtet sie zu ihrem Bruder Robert.

Durch ihre eigene Situation sensibilisiert, bemerkt Jette, wie schwer es auch ihre Umgebung in Liebesdingen hat: Robert und seine Frau stecken in einer Ehekrise, und Jettes Arbeitskollegin Conny, die ihr zeitweilig eine Bleibe anbietet, muss mit dem Verlust ihrer ersten Liebe fertig werden. Um ihre eigenen Gefühle für Johannes auf die Probe zu stellen, lässt sich Jette noch einmal auf einen Flirt mit ihrem "Ex" Peter ein. Doch eigentlich ist Johannes der "Traummann", mit dem Jette ihr Leben verbringen möchte. Und auch Johannes entdeckt neue Gefühle für sie, als er sie verloren glaubt. Schließlich werden alle Missverständnisse ausgeräumt, und die beiden versuchen einen Neuanfang.

Die Ausstattung dieser Filmseite wurde durch die DEFA-Stiftung gefördert.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
„Weil man eben heiratet. Das machen doch alle. Und steuerlich liegen wir auch günstiger. Und aus dieser Bude kommen wir dann auch 'raus“: Unter einer romantischen Heiratserklärung hat sich Jette etwas anderes vorgestellt als die so nebenbei hingerotzten Worte von Johannes, mit dem sie seit zwei Jahren zusammenlebt. Zugegeben in einer Dachwohnung, die aber immerhin so groß ist, dass „ihr“ Autoschrauber, der bei privaten „Dienstleistungen“ gern die Hand aufhält, nicht nur seinem Hobby Modell-Cart-Rennen frönen kann, sondern diese ab und an auch als Werkbank nutzt, um an irgendeinem Motorteil herumzufeilen.

Was der attraktiven Berliner Fernsehturm-Hostess mächtig auf die Nerven geht. Und plötzlich, als sie es sich an einem „erweiterten Wochenende“ kuschelig gemacht hatte auf seinem Schoß am Fenster mit Blick über die Dächer der DDR-Hauptstadt, und er auf so prosaische Weise vorschlug, ihr Verhältnis auf dem Standesamt zu „legalisieren“, erinnert sie sich an die Defizite ihrer Liaison: Wie gerne wäre Jette mit Johannes zum Tanzen und ins Kino gegangen, „vom Theater ganz zu schweigen“. Ihre Erwartungen in eine Beziehung, eine Ehe gar, sind offenbar grundverschieden – und Jette zieht kurzentschlossen aus.

Bis sie eine eigene Bleibe gefunden hat, will sie zu ihrer jüngeren Kollegin Conny ziehen. Doch da ist gerade deren Freund, der Matrose Gerd auf Jahresurlaub, vor Anker gegangen. So kommt Jette bei ihrem Bruder Robert und dessen Gattin Christa in deren akkurat-spießiger Neubauwohnung unter, die zwar gerade feucht-fröhlich ihren achten Hochzeitstrag feiern, aber auch eine alles andere als harmonische Ehe führen. Probleme, wohin sie blickt: Auch in der Beziehung ihrer Jugendliebe Peter, einem Arbeitskollegen ihres Bruders, hats offenbar gewaltig gekracht, weshalb einer Flirt-Neuauflage mit Jette nichts im Wege stünde.

Zu Jettes privaten Problemen, Johannes präsentiert ihr mit der langbeinigen sorbischen Blondine Milena eine attraktive „Neue“ an seiner Seite, kommen berufliche: Conny hat in bewusst provokanter Absicht einen „schönen Arsch“ an die Wandzeitung des Fernsehturm-Kollektivs gepinnt und sieht sich den Anfeindungen älterer, konservativer Kolleginnen ausgesetzt, sodass Jette alle Mühe hat, zusammen mit dem einzigen Mann unter all' den adrett wie Stewardessen gekleideten Alex-Hostessen, dem Leiter Karl, die Gemüter wieder zu beruhigen.

So dämmert Jette, der zwischendurch Connys „Ex“ Geerd schöne Augen macht, die Erkenntnis, dass es anderswo auch nicht besser ist als daheim. Worauf Johannes bei seiner blondierten Sorbin auch längst gekommen ist. So renoviert Jette die Dachwohnung und bereitet damit dem berenteten Hausmeister-Faktotum Heinrich eine große Freude: Endlich wieder Arbeit bei der Rohstoff-Sortierung auf dem Hof...

Nach „He, Du!“ (1969), einem Beziehungsfilm mit Annekathrin Bürger als engagierter Lehrerin und überzeugter Emanze, hat sich Rolf Römer mit „Hostess“ einem leichteren Genre zugewandt, ohne in die typische DDR-Musikfilm-Klamotte zu verfallen. Hervorragend besetzt spielt Berlin als Hauptstadt eine große Rolle, wobei es Kameramann Siegfried Mogel gelungen ist, das Brandenburger Tor quasi ohne Mauer auf die Leinwand zu bannen.

Nicht weniger bedeutend ist die sehr ansprechende Musik u.a. von Veronika Fischer & Band, dem Günther Fischer Quartett und der Stern-Combo Meißen, bei der die junge Nina Hagen als Rockröhre made in GDR einen bemerkenswerten Kurzauftritt hat.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Titel

  • Originaltitel (DD) Hostess

Fassungen

Original

Länge:
2689 m, 99 min
Format:
35mm, 1:1,66
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 12.02.1976, Berlin, Kosmos