Fickende Fische

Deutschland 2001/2002 Spielfilm

Inhalt

Jan liebt das Wasser, die Fische, die Schwerelosigkeit des nassen Elements, das für ihn das Paradies bedeutet – allemal besser als die irdische Realität. Denn letztere hat den 16-jährigen schon in seiner Kindheit mit einer Hypothek belegt, die der verträumte und introvertierte Junge als sein Geheimnis und seine Belastung mit sich trägt: Durch eine Bluttransfusion nach einem Autounfall ist er mit dem HIV-Virus infiziert worden. Jan setzt in zahlreichen Situationen – z.B. mit geschlossenen Augen auf dicht befahrenen Straßen – absichtlich sein Leben aufs Spiel, bis er dabei Nina kennen lernt. Die erste große Liebe ändert Jans Leben, reißt ihn mit, doch mit seiner Sexualität kommt sein Geheimnis wieder ins Spiel. So spät erklärt er sich Nina, dass sie sich zunächst erschreckt von ihm wendet – doch so schnell wird diese Liebe nicht enden.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
In der ambitionierten Reihe „Debüt im Ersten“ ist am 4. November 2004 ein Streifen ausgestrahlt worden, dessen spekulativer Titel in die Irre führt. Denn „Fickende Fische“ ist ein Film der verhaltenen Töne und der berührenden Momente, und was das beste ist: Er kommt ohne tränenseliges Happy End aus. Was sowohl die Experten als auch das Publikum bei der Uraufführung am 25. Januar 2002 im Saarbrücker Max Ophüls-Wettbewerb und am 14. Februar 2002 bei den 52. Berliner Filmfestspielen, wo Almut Gettos erster Langfilm in der Reihe „Perspektiven“ lief, honorierten.

Aber der Reihe nach. Ein Fisch und Ninas Unfähigkeit, auf ihren Inlineskates zu bremsen, bringen Jan und Nina schlagartig zusammen. Jan Borcherts ist 16, schüchtern und ein Einzelgänger. Fische sind sein Leben, er besitzt ganze 39 Exemplare davon. Seine Leidenschaft ist die Unterwasserwelt, in die er am liebsten eintauchen würde, um seine Krankheit zu vergessen und seine überfürsorgliche Mutter Lena, die ihn auch noch „Mäuselchen“ nennt, abzuschütteln.

„Alles hat man herausgefunden, nur nicht wie man liebt“: Diesen Satz Jean-Paul Sartres hat Jan über sein Bett gepinnt – direkt neben das „The Big Blue“-Kinoplakat. Der einzige Vertraute des schüchternen Jan, der kaum wagt, Mädchen auch nur anzusprechen, ist sein Großvater, ein skurriler Kauz, der die Abenteuerlichkeit des Lebens zu schätzen weiß und als einziges Familienmitglied seinen Humor nicht verloren hat.

Nina ist anders. Sie ist gerade ’mal 15, frech, spontan und steht auf eigenen Beinen. Ihre Mutter hat sich ins ferne Kenia abgesetzt, auf ihren Vater und ihren Bruder kann Nina nicht zählen. Zumal Papas „Neue“ Caro versucht, den übrigen Familienmitgliedern Manieren beizubringen. Nur ihre Freundin und Nachbarin Angel, eine Mittfünfzigerin, die sich mit dem Verkauf von Erotikspielzeug über Wasser hält, hört ihr zu.

Doch Nina und Jan haben mehr gemeinsam, als es auf den ersten Blick scheint. Zusammen brechen sie aus ihrem Alltag (in der Dortmunder Nordstadt) aus und genießen ihr Leben in vollen Zügen. Zwischen gespielter Coolness und wirklicher Verletzlichkeit kommen die beiden sich auch körperlich näher. Sie suchen ihr Paradies – und das ist dunkel, ruhig, nass und voller Fische. Die Schwerelosigkeit des jungen Glücks erlebt in gemeinsam verbrachten Sommertagen am See ihren Höhepunkt.

„Ficken? Gibt’s dafür kein anderes Wort?“ Um die brennende Frage zu beantworten, ob Fische wirklich Sex haben, übernachten Nina und Jan heimlich im Tierpark-Aquarium – mit ungeahnten Konsequenzen. Ihr kleines Paradies ist bedroht – durch die beengende Welt der Erwachsenen, durch Missverständnisse, Unsicherheiten und durch eine nicht mehr zu verdrängende Realität: Jan ist mit dem HIV-Virus infiziert.

Im Krankenhaus wurde er vor Jahren versehentlich bei einer Bluttransfusion infiziert. Seither ignoriert Jan die Tatsache, dass er aus gesundheitlichen Gründen täglich Tabletten nehmen muss. Und: Nina hat keine Ahnung davon. Wie wird sie damit umgehen, wenn sie von Jans unheilbarer Krankheit erfährt?

Almut Gettos romantische Liebesgeschichte besticht durch ihre feste Verankerung in das soziale Umfeld ihrer Protagonisten – und durch ein schier umwerfendes Ensemble von jungen Darstellern. Der 1964 geborenen Absolventin der Kölner Kunsthochschule für Medien ist mit ihrem Debüt ein großer Wurf gelungen: Er thematisiert die ungeheure Not, in die das Aids-Virus junge Menschen besonders in der Phase des Erwachsenwerdens, des Aufkeimens ihrer ersten großen Liebe, stürzt.

Und das ohne jede Verkrampfung: „Fickende Fische“ macht Mut für das Leben. Jan: „Aufs Sterben warten bringt dich um“. Nina: „Aufs Leben warten auch.“ Einzig störend die mit entsprechender Musik unterlegten kitschig-entrückten (Traum-) Bilder aus der Unterwasserwelt.

Pitt Herrmann

Credits

Regie

Drehbuch

Schnitt

Darsteller

Produktionsfirma

Produzent

Alle Credits

Dreharbeiten

    • 01.08.2001 - 10.09.2001: Dortmund, Wuppertal
Länge:
2887 m, 105 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Eastmancolor, Dolby Digital
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 08.02.2002, 89893, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Kinostart (DE): 15.08.2002;
TV-Erstsendung (DE): 04.11.2004, ARD;
Aufführung (DE): 30.01.2008, Saarbrücken, Max-Ophüls-Preis

Titel

  • Originaltitel (DE) Fickende Fische

Fassungen

Digitalisierte Fassung

Länge:
103 min
Format:
DCP 2k, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby 5.1

Original

Länge:
2887 m, 105 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Eastmancolor, Dolby Digital
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 08.02.2002, 89893, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Kinostart (DE): 15.08.2002;
TV-Erstsendung (DE): 04.11.2004, ARD;
Aufführung (DE): 30.01.2008, Saarbrücken, Max-Ophüls-Preis