Was gewesen wäre

Deutschland 2018/2019 Spielfilm

Inhalt

Seit rund zwei Monaten sind die beiden Endvierziger Astrid und Paul ein glückliches Paar. Als Paul Astrid auf ein romantisches Wochenende nach Budapest einlädt, ahnt er jedoch nicht, was der Aufenthalt dort für ihre relativ junge Liebe bedeuten wird. Denn im Hotel trifft Astrid unverhofft auf ihre Jugendliebe Julius, mit dem sie 1986 auf einer Künstlerparty in der DDR eine Beziehung begann, die zwar von diversen Differenzen, vor allem aber von großer Leidenschaft geprägt war. Als sich das Paar durch den Lauf der Geschichte trennte, blieb zwischen ihnen vieles unausgesprochen, was beide – wie sich zeigt – bis in die Gegenwart begleitet. Und so fühlt Astrid, dass es an der Zeit ist, Vergangenes aufzuarbeiten, während ihr Paul mal mehr, mal weniger freiwillig beisteht. Und am Ende stellt sich für Astrid heraus, dass doch alles so sein könnte, wie es nie gewesen ist...

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Heinz17herne
Heinz17herne
Seit rund zwei Monaten sind die beiden Berliner Endvierziger Astrid Grundmann und Paul Schneider ein glückliches Paar. Sie hat als erfolgreiche Ärztin ihr Leben vermeintlich fest im Griff, als Paul, dem sie auf dem OP-Tisch das Leben erhalten konnte, sie auf ein romantisches Wochenende ins noble Jugendstil-Hotel Gellert nach Budapest einlädt. Ihre erste gemeinsame Reise wird zur Belastungsprobe ihrer relativ jungen Liebe. Wie groß diese ausfällt, ahnen beide nicht, als Astrid unverhofft ihre einzige große Jugendliebe Julius Mischke an der Rezeption entdeckt – und sogleich die Flucht ergreift. So landen die beiden statt im kakanisch-luxuriösen Ambiente des Hotelrestaurants in der Dönerbude „Istanbul“.

Astrid, die damals noch Wolter hieß, hatte Julius 1986 auf einer Künstlerparty in der DDR kennengelernt. Welche Katharina gab, die jugendbewegte Mutter von Julius, seiner Schwester Jana, Astrids bester Freundin, und deren damals jenseits des Eisernen Vorhangs in Hamburg lebenden Halbbruder Sascha. Katharina durfte als Künstlerin damals nicht mehr öffentlich ausstellen, trat dafür aber in der nicht so stark von der Zensur überwachten Provinz, so im Theater Anklam, wo Frank Castorf in den 1980er Jahren Oberspielleiter war, als Sängerin einer punkigen Jugendband auf. Die einerseits die „Monotonie“ in Ossiland thematisierte, andererseits aber der staatlichen Repression trotzte: „Wir sind hier und wir bleiben hier.“

Aus der Fete war eine niemals einfache, aber immer aufregende Beziehung entstanden, geprägt von diversen Differenzen, vor allem aber von großer Leidenschaft. Wobei Astrid bei Julius die Initiative ergriffen hatte. Die Halbbrüder trafen sich in den Sommerferien regelmäßig mit ihren Freundinnen im damals weltoffenen Budapest oder am Balaton. Astrid zeigt nun „ihrem“ Paul die so stark an Wien erinnernde Jahrhundertwende-Metropole Budapest aus dem Blickwinkel junger Ostblock-Zeiten. Zum abrupten Bruch kam es damals, als Janas Eltern einen Ausreiseantrag stellten und sie vor versammelter Klasse der Erweiterten Oberschule (EOS) Johann Wolfgang Goethe gegen ihre beste Freundin votieren musste, um ihren Medizinstudienplatz zu retten. Und dann hatte auch noch Julius Schluss gemacht, der von der EOS direkt zur Volksarmee gegangen war. Später wurde er von Sascha über Ungarn und Jugoslawien in den Westen geholt, während Astrid in der DDR bleiben und Ärztin werden wollte.

Die Gefühle füreinander sind irgendwie unterschwellig immer noch vorhanden, wie Astrid feststellt, obwohl sich das einstige Paar völlig aus den Augen verloren hat. Julius lebt bei seinem Halbbruder Sascha in Hamburg, wo beide eine Galerie leiten, die auch ungarische Künstler vertritt, weshalb sie häufiger in Budapest weilen. Oder in der Provinz beim Künstlerpaar Margarete und Jozef, zu denen nun auch Astrid und Paul eingeladen werden. So fühlt Astrid, dass es an der Zeit ist, Vergangenes aufzuarbeiten, während der sogleich eifersüchtige Paul ihr dabei 'mal mehr, 'mal weniger freiwillig beisteht. Die Erinnerung beflügelt die Vorstellung, dass ein kurzer Moment im Leben, eine einzige Entscheidung, alles hätte verändern können. Am Ende aber weiß Astrid endlich, was sie will – und wen...

Ost-West-Geschichten haben dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung Konjunktur, in die schon unübersichtliche Phalanx reiht sich nun das Kino-Regiedebüt des 1963 in Essen geborenen und seit 1982 in Berlin lebenden Florian Koerner von Gustorf nahtlos ein. Bisher als seit Jahrzehnten erfolgreicher Produzent der Filme Christian Petzolds („Yella“, „Barbara“, „Transit“) bekannt, hat der Ko-Direktor von Schramm Film ein erlesenes Ensemble für die Leinwand-Adaption des Liebesromans „Was gewesen wäre“ von Gregor Sander zusammenbekommen, die am 21. Mai 2021 auf Arte erstausgestrahlt wird.

Der Neunzigminüter erzählt eine verwickelte Geschichte in zahlreichen Rückblenden, was den Zugang für Wessis, die mit den Gepflogenheiten des DDR-Alltags nicht so vertraut sind, nicht gerade erleichtert. Als Paul zwischendurch einmal eine Zigarette mit Julius draußen vor dem Hotel raucht, schweift ihr Blick rüber zur Kettenbrücke: Kameramann Reinhold Vorschneider (Deutscher Filmpreis 2017 für „Wild“) rückt das nächtlich illuminierte Wahrzeichen der ungarischen Hauptstadt wie auch später das herrlich nostalgische Cafe Central (das zu Ostblock-Zeiten Cafe Hungaria hieß) tourismusfördernd ins rechte Bild. Gelackte Oberflächenschönheit scheint mir überhaupt das Stichwort zu sein: Zu emotionslos agieren die prominenten Schauspieler sowohl in den Szenen, die in der Gegenwart spielen, als auch in den Flashbacks. Florian Koerner von Gustorf im Presseheft: „Und das ist es, was ‘Was gewesen wäre‘ von Anfang an für mich so spannend machte: Wenn man es schafft, nach all' den Erfahrungen, die das Leben mit sich bringt, zu jemandem zu stehen, dann ist diese kleine Entscheidung eine sehr Große.“

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Drehbuch

Kameraführung

Kamera-Assistenz

Kamera-Bühne

Innenrequisite

Garderobe

Schnitt

Ton-Design

Casting

Darsteller

Produktionsfirma

Produzent

Herstellungsleitung

Produktionsleitung

Dreharbeiten

    • 10.07.2018 - 14.08.2018: Berlin, Brandenburg, Budapest
Länge:
90 min
Format:
1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 14.10.2019, 194154, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 29.06.2019, München, Filmfest;
Kinostart (DE): 21.11.2019

Titel

  • Originaltitel (DE) Was gewesen wäre

Fassungen

Original

Länge:
90 min
Format:
1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 14.10.2019, 194154, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 29.06.2019, München, Filmfest;
Kinostart (DE): 21.11.2019