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Wilhelm Thiele

Weitere Namen
William Thiele (Weiterer Name)
Date of Birth
05/10/1890 - 12:00
Geburtsort
Wien, Österreich-Ungarn (heute Österreich)
Sterbedatum
09/07/1975 - 12:00
Sterbeort
Woodland Hills, Kalifornien, USA
Biografie

Wilhelm Thiele, geboren als Wilhelm Isersohn am 10. Mai 1890 in Wien, studierte zunächst am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und erhielt anschließend ein Stipendium des Burgtheaters, wo er eine Schauspielausbildung absolvierte. Sein Bühnendebüt gab er 1909 in Karlsbad (heute: Karlovy Vary), gefolgt von Engagements in Stuttgart. Ab 1914 leistete er Kriegsdienst bei den Deutschmeistern in Wien; dort inszenierte er erste Revuen zur Unterhaltung der Soldaten. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 erhielt er eine Stelle als Regisseur am Münchner Volkstheater.

Seine erste Kinorolle spielte Thiele in dem Drama "Orchideen" (1920), kurz darauf wechselte er das Metier und wurde Drehbuchautor und Filmregisseur. In Wien produzierte er Musiker-Biografien als gefilmte Bühnenshows; in Berlin führte er bei einzelnen Filmen Regie, arbeitete aber vor allem als Dramaturg und Drehbuchautor: So schrieb er unter anderem die Drehbücher zu der Gesellschaftskomödie "Die Insel der Träume" (1925) und der Operetten-Adaption "Die Csardasfürstin" (1927). Ab 1927 führte Thiele vor allem Regie, wobei er sich auf leichte Komödien, Krimis und Liebesfilme spezialisierte. Mit Publikumserfolgen wie dem Krimi "Orientexpress" (1927), der Abenteuerkomödie "Hurra! Ich lebe!" (1928) und der Romanze "Adieu Mascotte" (1929) machte er sich einen Namen als geschickter Inszenator leichter Stoffe.

Mit dem Aufkommen des Tonfilms knüpfte Thiele an seine Bühnenerfahrung mit musikalischen Formen an: 1929/30 entwickelte er für die Ufa das Genre der Tonfilmoperette und inszenierte mit "Die Drei von der Tankstelle" (1930) den ersten deutschen Musikfilm – ein überragender Erfolg. Die Hauptrollen spielten Lilian Harvey und Willy Fritsch, die kurz zuvor bereits die Stars in Thieles erfolgreichem Tonfilm "Liebeswalzer" (1930) waren. Die Gesangseinlagen und Tanzszenen in Thieles Musikfilmen entwickelten sich direkt aus der Handlung, womit er ein zentrales dramaturgisches Element späterer Hollywood-Musicals vorwegnahm. Inhaltlich schnitten seine Filmoperetten und Komödien wie "Die Privatsekretärin" (1931) bisweilen zwar soziale Probleme der Zeit an, doch lösten diese sich am Ende stets in Wohlgefallen auf, was Thiele teils harsche Kritik der Rezensenten einbrachte.

Nach der Machtübernahme der Nazis 1933 verließ Thiele als Jude Deutschland. Er emigrierte kurzzeitig nach England, wo er mit mäßigem Erfolg "Die Fledermaus" auf englisch verfilmte ("Waltz Time",1933), und anschließend nach Österreich, wo er Léhars "Großfürstin Alexandra" (1933) für die Leinwand inszenierte. Schließlich ging Thiele nach Amerika, nannte sich fortan William und bekam 1934 nach einem kurzen Theaterzwischenspiel in New York und Chicago einen Vertrag bei dem Hollywoodstudio 20th Century Fox; zeitgleich trat er der neu gegründeten Director's Guild of America bei.

Auf Grund des finanziellen Misserfolgs seines Hollywood-Debüts "Lottery Lover" (1935) wurde Thiele zwischenzeitlich zum Regieassistenten Josef von Sternbergs degradiert. Er verließ die Fox und inszenierte für das Paramount-Studio den B-Film "The Jungle Princess" ("Die Dschungel-Prinzessin", 1936). 1937 gab ihm Metro-Goldwyn-Mayer (M-G-M) einen Siebenjahres-Vertrag. Dort drehte er eine Reihe populärer Filme, unter anderem die Gaunerkomödie "Beg, Borrow or Steal" (1937) und "The Ghost Comes Home" (1940), ein Remake seines eigenen Kassenhits "Hurra! Ich lebe!" (1928). Im Dienste des RKO-Studios inszenierte Thiele zwei Tarzan-Abenteuer mit Johnny Weissmuller: den kuriosen Anti-Nazi-Film "Tarzan Triumphs" ("Tarzan und die Nazis", 1943) und "Tarzan's Desert Mystery" ("Tarzan, Bezwinger der Wüste", 1943). Danach realisierte er nur noch zwei lange Filme in Hollywood: den Thriller "The Madonna's Secret" (1946) und das Historiendrama "The Du Pont Story" (1950).

Stattdessen drehte Thiele Dokumentar- und Werbefilme für das US-Außenministerium, die University of Southern California, für Industrie und Fernsehen. Zwischen 1952 und 1957 inszenierte er über 30 Folgen der erfolgreichen Serie "Cavalcade of America", 1954/55 führte er bei der TV-Serie "The Lone Ranger" (Die Texas Rangers") Regie.

Mit Blick auf seine Ufa-Musical-Erfolge sagte Thiele später bedauernd, dass er trotz seiner stilbildenden Arbeit leider nie die Chance bekam, in Hollywood ein Musical zu drehen.

1959 kehrte Thiele vorübergehend nach Westdeutschland zurück. Er drehte den Heinz-Erhardt-Klassiker "Der letzte Fußgänger" (1960) sowie mit Sabine Sinjen, Yehudi Menuhin und Dieter Borsche das Musical "Sabine und die 100 Männer" (1960), ein Remake des Hollywood-Musicals "One Hundred Men and a Girl" (Regie: Henry Koster, 1937). Danach zog er sich aus dem Arbeitsleben zurück. 1974 wurde Thiele beim Deutschen Filmpreis mit einem Ehrenpreis für sein langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film geehrt. Im Jahr darauf, am 7. September 1975, starb Wilhelm Thiele in Woodland Hills, Kalifornien.

 
Filmography
1960
Sabine und die 100 Männer
  • Regie
1960
Der letzte Fußgänger
  • Regie
  • Drehbuch
1957/1958
Das gab's nur einmal
  • Mitwirkung
1956
Engagement Party
  • Regie
1950
The Du Pont Story
  • Regie
  • Drehbuch
1949
The Price of Freedom
  • Regie
  • Drehbuch
1946
The Madonna's Secret
  • Regie
  • Drehbuch
1945/1946
The Face of Marble
  • Vorlage
1945
She Wouldn't Say Yes
  • Vorlage
1943
Tarzan's Desert Mystery
  • Regie
1942/1943
Tarzan Triumphs
  • Regie
  • Associate Producer
1939/1940
The Ghost Comes Home
  • Regie
1939
Bad Little Angel
  • Regie
1939
Bridal Suite
  • Regie
1938
Stablemates
  • Drehbuch
1937
Beg, Borrow or Steal
  • Regie
1937
London by Night
  • Regie
1937
Carnival in Paris
  • Regie
1936
The Jungle Princess
  • Regie
1936
Don't Get Personal
  • Vorlage
1934/1935
Lottery Lover
  • Regie
1933
Großfürstin Alexandra
  • Regie
1933
Waltz Time
  • Regie
1931/1932
Zwei Herzen und ein Schlag
  • Regie
1931/1932
Mädchen zum Heiraten
  • Regie
1932
Marry Me
  • Regie
1931/1932
L'amoureuse aventure
  • Regie
  • Drehbuch
1931
Madame hat Ausgang
  • Regie
  • Drehbuch
1931
Le bal
  • Regie
1931
Der Ball
  • Regie
1930/1931
Dactylo
  • Regie
1930/1931
La fille et le garçon
  • Regie
1930/1931
Die Privatsekretärin
  • Regie
1930
Die Drei von der Tankstelle
  • Regie
1929/1930
The Love Waltz
  • Regie
1929/1930
Liebeswalzer
  • Regie
1930
Le chemin du paradis
  • Regie
1929
Adieu Mascotte
  • Regie
1928
Hurra! Ich lebe!
  • Regie
1927/1928
Herr Jedermann ist wissensdurstig
  • Drehbuch
1928
Die Dame mit der Maske
  • Regie
1926/1927
Jugendrausch
  • Drehbuch
1926/1927
Die Csardasfürstin
  • Drehbuch
1926/1927
Die selige Exzellenz
  • Regie
  • Drehbuch
1927
Der Anwalt des Herzens
  • Regie
  • Drehbuch
1927
Orientexpreß
  • Regie
  • Drehbuch
1926
Gräfin Plättmamsell
  • Drehbuch
1926
Sein großer Fall
  • Drehbuch
1926
Die Kleine vom Varieté
  • Drehbuch
1925
Liebesfeuer
  • Drehbuch
1925
Die Insel der Träume
  • Drehbuch
1924
Zwei Kinder
  • Drehbuch
1923
Fiat Lux (... und es ward Licht!)
  • Regie
1923
Franz Lehár
  • Regie
  • Drehbuch
1922/1923
Carl Michael Ziehrers Märchen aus Alt-Wien
  • Regie
  • Drehbuch
1923
Das Gesetz der Väter
  • Regie
1922
Carl Michael Ziehrer, der letzte Walzerkönig
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
1922
Im Rausche der Milliarden
  • Drehbuch
1922
Die Tat des Abbé Montmoulin
  • Darsteller
1921
Lya's beste Rolle
  • Regie
  • Drehbuch
1920
Orchideen
  • Darsteller
1920
Die letzte Nacht
  • Darsteller
  • Regie
URL: https://www.filmportal.de/person/wilhelm-thiele_1784d178e77a4c5ebe2a5300406ddf94