Charly Wierczejewski

Weitere Namen
Charly Wierzejewski (Schreibvariante)
Darsteller

Biografie

Charly Wierczejewski (oft auch: Charlie bzw. Wierzejewski) wurde als Sohn einer Arbeiterfamilie mit insgesamt 15 Kindern geboren. Er wuchs in einem Erziehungsheim auf, wie er 2020 in einem Interview mit der Zeitschrift "Jungle World" erzählte; als Jugendlicher lebte er in einem Wohnheim in Bremerhaven. Sein Leben nahm eine Wende, als 1969 die sogenannte "Heimkampagne" der Studentenbewegung begann, bei der auf die brutale Disziplinierung in den Erziehungsheimen aufmerksam gemacht wurde. Als Ausweg holten die Studenten die meist proletarischen Jugendlichen aus den Anstalten in ihre Kommunen. Im Zuge dieser Bewegung kam Wierczejewski im Frühjahr 1969 nach Frankfurt. Die Heimkampagne sollte zwar nicht zuletzt dazu dienen, die jungen Menschen politisch zu agitieren (Wierczejewski war nach eigener Aussage zeitweise ein Leibwächter von Rudi Dutschke). Doch Wierczejewski erläuterte im Interview: "Den Jugendlichen aus den Heimen [stand] natürlich erst mal gar nicht der Sinn danach, von diesen Studierenden resozialisiert zu werden. Nach der Heimerfahrung, in der Gewalt und Missbrauch an der Tagesordnung waren, wollten die eher Freiheit und ein Bohème-Leben."

1972 lernte Wierczejewski Roland Klick kennen, der in der Münchner "Kommunengruppe Südfront" aktiv war. Zugleich war Klick durch seine preisgekrönten Filme "Bübchen" (1969) und "Deadlock" (1970) bereits ein renommierter Regisseur. Er engagierte Wierczejewski für eine Hauptrolle in "Supermarkt" (1974), einem Hamburger Milieu-Drama nach amerikanischen Genremustern über einen Jugendlichen, der immer weiter in die Kriminalität abrutscht. Im Gewand eines Thrillers unterzog der Film aber auch die linken Hoffnungen von der Politisierung jugendlicher Außenseiter einer kritischen Revision. Im fertigen Film wurde Wierczejewski auf Grund seiner fehlenden Sprechausbildung von dem damals noch unbekannten Marius Müller-Westernhagen (als Marius West) nachsynchronisiert. "Supermarkt" bekam sehr gute Kritiken, gewann zwei Bundesfilmpreise und gilt längst als Klassiker des deutschen Films.

Aber trotz dieses Erfolgs verfolgte Wierczejewski keine ernsthafte Leinwandkarriere: "Schauspieler zu sein, hat mich nie wirklich interessiert". In Westberlin führte er Kneipen und Cafés, in denen sich Filmschaffende und Künstler trafen.  

Als Schauspieler wirkte er in Christa Maars Fernsehspiel "Wandas Paradies" (1975) und Hartmut Bitomskys erstem Spielfilm "Auf Biegen und Brechen" (1975) mit. Eine bedeutende Hauptrolle hatte er an der Seite von Marquard Bohm in Michael Fenglers "Eierdiebe" (1976), einer Milieu- und Charakterstudie über zwei notorisch erfolglose Kleingangster. Mit Bohm arbeitete er zeitweise auch für den Münchner Filmverlag der Autoren. In Peter Fratzschers Fernsehspiel "Asphaltnacht" (1980), einer utopischen Jugendkultur-Milieustudie zwischen Punk und Rock, spielte Wierczejewski seine letzte Rolle: einen abgehalfterten Songschreiber.

FILMOGRAFIE

1980
  • Darsteller
1976
  • Darsteller
1974/1975
  • Darsteller
1973/1974
  • Darsteller