Grün ist die Heide

BR Deutschland 1951 Spielfilm

Inhalt

Der größte Filmerfolg der Saison 1951/52. Lüder Lüdersen, ein ehemaliger Gutsbesitzer, der seinem ostpreußischen Jagdrevier nachtrauert, wird ob dieses Verlusts zum Wilderer in der Lüneburger Heide. Seine Tochter Helga ist verzweifelt über das Tun ihres Vaters, zumal sie in den jungen Förster Walter, der hinter dem Wilddieb her ist, verliebt ist. Als eines Tages gar ein erschossener Gendarm aufgefunden wird, überredet Helga ihren Vater, mit ihr in die Stadt zu ziehen. Während eines großen Volksfestes ist Lüdersen wieder beim Wildern und trifft dort auf einen anderen Wilderer. Es kommt zum Kampf, und Lüdersen wird angeschossen. Der Förster und einige Polizisten kommen aber hinzu und retten Lüdersen, seinen Gegner - der sich als Mörder des Gendarmen herausstellt - können sie festnehmen. Geläutert und einsichtig geworden, verspricht Lüdersen seiner Tochter, das Wildern zu lassen, und Helga kann nun mit ihrem Walter glücklich werden.

 

Kommentare

Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!

Falk Schwarz
Die gestörte Heideidylle
Die Farbe Grün lädt zum Verweilen ein, „eine Heimat des Auges, ein Ort ruhiger Ankunft“ (Marschall). So sind es die grünen Blätter im ersten Schwenk der Kamera, an denen sie entlangstreift, bis sie auf einer Birke hängen bleibt und der Vorspann beginnt. Dann die rosafarbene Heide, der Schäfer, die Heidschnucken, die alte reetgedeckte Scheune, der blaue Himmel - hier darf durchgeatmet werden. Endlich kein Stress, keine Trümmer. Drei Musikanten kommen ins Bild (im Film heißen sie „Stromer“), sie singen „Auf der Lüneburger Heide“ und schon wird dem Zuschauer feucht um die Seele. So viel Idylle. Die Drei repräsentieren, was eben damals fehlte: Ungebundenheit, Fröhlichkeit, Freiheit. „Wir schlafen im Moos und decken uns mit dem Himmel zu“. Dann aber setzt sich das Wildererdrama in Gang. Schon nach 13 Filmminuten wissen wir, wer der Wilderer ist: Lüder Lüdersen (Hans Stüwe), der das Schicksal des Vertriebenen mit sich herumträgt, der nichts mehr hat (bis auf das eigene Leben). Er kommt sich „geduldet“ vor und fragt: „Warum darf man kein Mensch sein, nur weil man alles verloren hat?“ Schwer hat es dieser Mann, deprimiert ist er, traurig und voller Zorn. „Sein Wildern ist die Externalisierung seiner Verletzung“ (Bliersbach). Tochter Helga (Sonja Ziemann) spaziert derweil im gelben(!) Kleid mit einem gebundenen Heidestrauß und ihrem Förster (Rudolf Prack) durch die Landschaft. Sie haben sich, sie kriegen sich? Beim ersten Kuss fällt der Schuss. Der Förster rennt los, aber er weiß schon, dass der Vater seiner Liebsten der Gesuchte ist. Er handelt „edel“ und deckt ihn. Wie soll er seine Helga heimführen, wenn der Vater im Gefängnis sitzt? So treffen sich alle auf dem Rummelplatz gemeinsam mit Schlesiern in ihrer Tracht, und singen „Riesengebirge, deutsches Gebirge“ (alle sind Opfer und müssen nun das „Nazierbe“ ertragen). Da hat in den Kinosälen Ende 1951 ein Tränen-, aber kein Bewusstseinsstrom eingesetzt. Der verletzte Vater wird rehabilitiert, der Förster und seine Liebste könnten zusammenkommen. Ob oder nicht, verschweigt der Film. - Bobby E. Lüthge, der viel beschimpfte Drehbuchautor, hat diese harmlose Geschichte mit sicherem Instinkt und Geschick zusammengefügt. Kein anderer Film hatte Produzent Kurt Ulrich mehr privaten Nutzen (er wurde innerhalb weniger Wochen zum zweiten Mal Millionär) und eine nachhaltigere Schädigung seiner Reputation (als Erfinder des „Heimatfilms“) eingebracht als dieses rosafarbene Wildererdrama aus der Heide. Ist der Film nur heiter? „Grün ist die Heide verbreitet eine merkwürdige Schwermut; der Film hat etwas Bleiernes, Lähmendes“ (Bliersbach).
Sophie Jakubetz
Gelbes Kleid von Helga
Hallo Falk Schwarz,
du hast es in deinem Kommentar bereits hervorgehoben: "Tochter Helga (Sonja Ziemann) spaziert derweil im gelben(!) Kleid mit einem gebundenen Heidestrauß und ihrem Förster (Rudolf Prack) durch die Landschaft. " Im Film trägt Helga ein lila-gestreiftes Kleid. Warum ist das Foto mit dem (fälschlich) gelben Kleid so verbreitet und was hat es zu bedeuten? ich schreibe gerade eine Arbeit über den Film und beschäftige mich v.a. mit dem Einsatz filmästhetischer Mittel (Kamera, Licht, Farbe usw.) Dabei liegt ein Hauptaugenmerk auch auf der Farbe Lila (Heide, Kleid usw.). Deswegen interessiert mich dieser Punkt mit dem gelben Kleid so. Du hast sicher nicht durch Zufall das Ausrufungszeichen gesetzt. Was hat es mit diesem gelben Kleid auf sich? Macht mich wahnsinnig! :-) Ich hätte eine Erklärung, die eigentlich gar nicht sehr weit her geholt ist, jedoch - bei allem Lob für die Qualität des Films - es doch etwas zu sehr in die implizite Dramaturgie gehen würde und es sich bei Grün ist die Heide nun doch nicht um einen fincher'esken Mindfuck handelt. Hast du eine Idee?

Credits

Alle Credits

Dreharbeiten

    • 19.09.1951 - 26.09.1951: Berlin Tempelhof
    • 28.08.1951 - 16.09.1951: Lüneburger Heide, Bleckede
Länge:
2482 m, 91 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
Gevacolor, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 01.11.1951, 03412, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 14.11.1951, Hannover, Palast

Titel

  • Originaltitel (DE) Grün ist die Heide

Fassungen

Original

Länge:
2482 m, 91 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
Gevacolor, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 01.11.1951, 03412, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 14.11.1951, Hannover, Palast

Auszeichnungen

Bambi 1952
  • geschäftlich erfolgreichster Film