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Michael "Bully" Herbig (Weiterer Name)
Darsteller, Regie, Drehbuch, Sonstiges, Produzent
München

"Über einen Arthouse-Film beschwert sich ja auch keiner"

Michael "Bully" Herbig und die Physik des "(T)Raumschiffs Surprise"



Katharina Dockhorn, epd-Film, 02.09.2004

Acht Monate Vorbereitung, 50 Drehtage, mehr als ein Jahr Postproduction, neun Millionen Euro Budget und nach fünf Wochen Laufzeit über sieben Millionen Zuschauer – das ist Michael "Bully" Herbigs "(T)Raumschiff Surprise – Periode 1" in nackten Zahlen. Ein Erfolg, mit dem allerdings zu rechnen war: Schon "Der Schuh des Manitu" hatte zwölf Millionen Deutsche ins Kino gelockt.

Alle Welt fragt sich nach dem Geheimnis für den Erfolg des "Schuh des Manitu". Können Sie es verraten?

Nein. Es war schon ein Phänomen. Am Anfang wurde ein bisschen auf den Film eingeprügelt. Dann hat man sich ein wenig gewundert und nach sechs, sieben Millionen Zuschauern nach einer Erklärung gesucht. Wenn ich wüsste, warum der Film so erfolgreich war, dann gäbe es sicher mehr davon. Ich weiß es nicht.

Zu den Merkwürdigkeiten um den Manitu gehört die Entscheidung, den Film nicht für den Deutschen Filmpreis zu nominieren und ihn stattdessen mit einem Sonderpreis zu bedenken. Damit konnten Sie keine Prämien bekommen, die für die Produktion eines neuen Films ein Anfang gewesen wären. Sind Sie noch frustriert?

Frust ist das falsche Wort. Ich habe mich nur gewundert. Ich saß bei der Verleihung und man hat über den deutschen Film und dessen Marktanteil gesprochen. Jeder in dieser Halle wusste, was passiert war. Aber keiner hat vorne darüber gesprochen. Wenn ich ganz ehrlich bin, ich hätte diesen Sonderpreis nicht gebraucht. Es hätte Möglichkeiten gegeben, den Film in irgendeiner Kategorie zu nominieren. Das hätte mich sehr stolz gemacht. Dabei geht es gar nicht um mich. Ich habe ganz tolle Publikumspreise bekommen. Darüber freue ich mich sehr.

Haben wir Deutsche Probleme mit Komödien?

Ich glaube schon. Nein, falsch. Das darf man nicht verallgemeinern. Das Publikum nicht. Wir leben ja in einer Demokratie. Und je vielfältiger das Angebot ist, umso besser. Es beschwert sich ja auch keiner über einen Arthouse-Film. In der Diskussion um den deutschen Film vermisse ich das Wort Unterhaltung. Es geht immer nur um Identifikation. Und was ist der deutsche Film? Mir ist egal, wo ein Film herkommt. Wenn ich ins Kino gehe, möchte ich unterhalten werden.

Waren Sie immer ein Science-Fiction-Fan?

Geht so. Was habe ich denn als Kind geguckt? "Lassie" und "Wickie". Nur "Die Reise in einem verrückten Flugzeug" ist wie eine Bibel für mich. Sie hat mich geprägt und mir die Liebe zu Details klar gemacht.

Sie gelten als Perfektionist, andererseits erwächst Humor oft aus Spontaneität. Wie verträgt sich das miteinander?

Eigentlich ganz gut. Zunächst ist alles an Ideen erlaubt, egal ob sie im Kopf entstehen oder bei einer Alberei. Wir haben neun Fassungen des Buches geschrieben. Dann ist solch ein Film immer ein Prozess, bei dem man bis zum Schluss noch lustige Geräusche in der Mischung einfügen kann. Alles was den Film unterhaltsamer machen kann, ist erlaubt.

Also sind Sie kein Mensch, der aus dem Bauch heraus entscheidet?

Im Gegenteil. Was ich aus dem Kopf entschieden habe, bereue ich meist. Wie die erste Staffel der "bullyparade". Wir hatten Gott sei Dank die Chance weiterzufummeln, da wir fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit gesendet haben. Wahrscheinlich hat nicht mal der Sender gemerkt, dass wir on air waren.

Wo liegt für Sie die Grenze zum Klamauk?

Das ist schwierig, denn das empfindet jeder anders. Für mich heißt guter Humor, dass die Leute, die man auf den Arm nimmt, darüber lachen. Das ist ein Volltreffer.

Gab es Beschwerden von homosexuellen Zuschauern?

Keine. Aus der Schwulenszene gibt es zwei Reaktionen: die einen finden es total übertrieben, die anderen sagen, wir schmeißen uns weg vor Lachen. Damit kann ich gut leben. Wir haben es wohl geschafft, das Thema charmant zu bedienen. Und letztlich lebt der Film nicht in erster Linie von der Verulkung von Klassikern aus der Filmgeschichte, sondern von der Stimmigkeit der Figuren und deren Beziehungen. In "(T)Raumschiff Surprise" geht es um eine Mädchen-WG und um Zeitreisen. Ich weiß jetzt, wie sie funktionieren.

Und?

Von Quantentheorie, Paralleluniversen, Wurmlöchern und Paradoxon haben sie doch sicher schon gehört. Dieser Film ist unsere Bewerbung für den Nobelpreis in Physik, nachdem "Der Schuh des Manitu" eher ein Aufklärungsfilm war. Bedeutet Periode 1, dass es einen zweiten Teil geben wird? Die eins steht nur da, weil es ohne eins komisch klingt.


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