Der Optimist

Deutschland 1938 Spielfilm

Filme der NS-Zeit sind im Kontext der staatlich beeinflussten Produktion und Rezeption zu sehen. Mehr erfahren »

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Falk Schwarz
"Nicht schlecht, Herr Specht"
- ruft Gustl Specht (Viktor de Kowa) und legt los mit seiner Lebensweisheit: das Leben sei wie ein Apfel. "Das Wichtigste ist, dass man erstmal reinbeisst und anfängt zu essen." Also nicht nur tönen, sondern machen. Doch da steht er sich selbst im Weg. Specht baut Luftschlösser, fantasiert, hat verrückte Ideen, jongliert mit Millionen, die er nie gesehen hat, und ist doch tagsüber ein schlichter Drogerieverkäufer. So behauptet er, dass Schlüsselblumen darauf schliessen lassen, dass in der Erde Ölquellen fließen. Also gibt er all seine Ersparnisse für eine Wiese mit Schlüsselblumen aus. Fantasien vom Kopf auf die Beine stellen? Ist ihm schnuppe. Kann er nicht. Hilfestellung kommt auch nicht von Regisseur E.W. Emo, der deshalb so aufs Tempo drückt, damit die lauwarme Luft nicht aus der Geschichte entweicht, bevor der Film zuende ist. Von Andeutung hält Emo wenig, von der Einbeziehung der Fantasie seiner Zuschauer gar nichts. Alles wird bis zum Letzten ausgespielt. Viktor de Kowa spricht in halsbrecherischem Staccato und rotiert um sich selbst. Solch hochtouriger Redefluss über 84 Filmminuten strapaziert. Emo lässt keine Stille zu. In der Übertreibung liegt Lustspielwahrheit. Allerdings versteht sich de Kowa, der Vielseitige, auch auf die leisen Töne. Wenn wieder etwas schief gegangen ist, schaut er so geknickt und reuig, dass ihm das Erbarmen sicher ist. Als ein schmieriger Unternehmer ihm jovial auf den Rücken klopft, wischt er sich mit einer Handbewegung diese Vertraulichkeit von der Schulter. Er bleibt der Drehpunkt des Films und dagegen haben es alle anderen schwer - vor allem die Frauen (wobei auch die filmische Logik strapaziert wird, wenn die 48jährige Henny Porten einen 34jährigen Filmsohn an ihrer Seite hat). Lediglich Oskar Sima und seinem Kumpel, den betrogenen Betrügern, gelingt es, sich gegen den Hauptdarsteller zu behaupten. Theo Lingen kriegt die Zähne nicht auseinander, schweigt hartnäckig und wird so wohltuend zum Kontrast zum Vielredner Specht. Zum Schluss treiben Regisseur und Team das ganze Tohuwabohu um das Öl, das nur Wasser ist, in ein törichtes Happyend. Und was machen die Düpierten und Blamierten? Sie tanzen Walzer. Wir sind ja in Wien.

Credits

Alle Credits

Länge:
84 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 03.10.1938

Aufführung:

Uraufführung (DE): 21.10.1938

Titel

  • Originaltitel (DE) Der Optimist

Fassungen

Original

Länge:
84 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 03.10.1938

Aufführung:

Uraufführung (DE): 21.10.1938