Inhalt
Für den jungen Tobi läuft der Aufenthalt im Sommerzeltlager der Rudermannschaft nicht gerade so, wie er sich das vorgestellt hat: Achim, sein bester Freund, interessiert sich nur noch für seine Flamme Sandra, und als die hübsche Anke Tobi ihre Liebe gesteht, ist der unerfahrene Junge hoffnungslos überfordert. Als wäre das nicht genug Stress, gibt es da auch noch die "QueerSchläger", eine schwule Rudermannschaft aus Berlin: Deren sympathische Mitglieder sorgen mit ihrer offenen und direkten Art dafür, dass der verunsicherte Tobi sich vollends in emotionalen Irrungen und Wirrungen zu verlieren droht.
Kommentare
Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!
Jetzt anmelden oder registrieren und Kommentar schreiben.
Bislang weiß Tobi weder seine intensiven Gefühle für Achim, noch den Flirt mit der attraktiven Anke richtig einzuschätzen. Anke will mehr von ihm, doch der in Liebesdingen unerfahrene Tobi windet sich. Kaum im Zeltlager angekommen, beginnen die ersten Schwierigkeiten. Trainer Hansis krachledernes Bairisch besiegelt das Image der RSCler als Hinterwäldler. Unter den fünf Mannschaften, die um den See herum campieren, ist auch der Berliner Ruderclub Queerschlag, der sich selbstbewusst als schwules Team vorstellt („Heten kneten“).
Das hatten die Starnberger nicht erwartet, obwohl: Die Mädchen nehmen das gelassener. Die Berliner sind die besseren Ruderer und registrierten amüsiert, welche Verwirrung ihr Schwulsein bei den anderen auslöst. Der muskulöse Malte will unbedingt Georg „knacken“, Leo findet Tobi attraktiv. Der hingegen versucht, sich Ankes Avancen zu erwehren und leidet unter den stärker werdenden Gefühlen für Achim...
„Sommersturm“ erzählt humorvoll, einfühlsam und authentisch von den emotionalen (und sexuellen) Irrungen und Wirrungen an der Schwelle zum Erwachsensein – und von der Erkenntnis, dass das eigene Glück eng an die Ehrlichkeit anderen gegenüber gekoppelt ist. Es sind eigentlich zwei Liebesgeschichten, die eine zwischen zwei Jungs, die andere zwischen Mädchen und Junge, in die der 27-jährige Marco Kreuzpaintner eigene Outing-Erfahrungen eingebracht hat. Er kommt dabei naturgemäß nicht um die üblichen Klischees herum, ironisiert diese jedoch und nimmt ihnen die Wirkung. Überragend die beiden erstaunlich authentisch agierenden Protagonisten Robert Stadlober und Kostja Ullmann.
Leider fällt mit dem arg klattrigen Ende ein kleiner Wermutstropfen auf den ansonsten wirklich gut gemachten und sehr unterhaltsamen Sommerstreifen: Die schwulen Berliner siegen, nach einer derben Keilerei, bei der sich ein Ruderer schwerer verletzt, nur mit Hilfe eines bayerischen Leih-Teammitglieds. Und die solcherart dezimierte Starnberger Crew wird durch ein Mädchen ergänzt, ausgerechnet durch Anke, die Tobi bei aller persönlichen (Liebes-) Enttäuschung moralische Unterstützung bei dessen „Outing“ gab. Das wirkt zum guten Schluss doch sehr konstruiert. Die Normalität des Schwulseins wird dermaßen penetrant herausgestellt, dass es den Anschein hat, so normal eben doch nicht zu sein. Da hilft auch kein opulent ausgestattetes Schul-Begleitheft der Bundeszentrale für politische Bildung.
Gedreht im Sommer 2003 vor allem an der Bevertalsperre im Bergischen Land (Nordrhein-Westfalen) und am Starnberger See in Bayern ist „Sommersturm“ Ende Juni 2004 beim Filmfest München in der Reihe „Neues Deutsches Kino“ uraufgeführt und mit dem Bayern-3-Publikumspreis ausgezeichnet worden. Marco Kreuzpaintner erhielt den „New Faces Award“ 2004 als bester Regisseur, Robert Stadlober den „Undine Award“ beim Filmfest in Baden bei Wien als bester Darsteller. Auf den Kinostart, dem eine Open-Air-Preview Mitte August 2004 im Gelsenkirchener Amphitheater am Rhein-Herne-Kanal vorausgegangen war, folgte am 2. August 2008 die Free-TV-Premiere auf Pro Sieben.
Pitt Herrmann