So glücklich war ich noch nie

Deutschland 2008/2009 Spielfilm

Inhalt

Nach einem Flirt in einer Boutique wird der gesuchte Hochstapler Frank gefasst und muss hinter Gitter. Wieder in Freiheit, versucht er auf ehrliche Weise sein Geld zu verdienen. Eines Tages trifft er die Frau aus dem Laden wieder. Für sie würde er alles tun. Dass sie als Prostituierte arbeitet, stört ihn nicht. Bald aber kann Frank nicht mehr anders, als zu seinen alten Methoden zurückzukehren und verliert mehr und mehr sein Realitätsbewusstsein.

Quelle: Filmfestival Max Ophüls Preis 2009

 

Kommentare

Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!

Heinz17herne
Heinz17herne
Eine grazile, aber nicht weiter auffällige, auf den ersten Blick zwar wunderschöne, auf den zweiten jedoch sehr zurückhaltend-kühle Blondine hat es Frank angetan. In einer Berliner Nobelboutique, wo sich die junge Frau unschlüssig zwischen den Kleidungsständern bewegt, das eine oder andere auch anprobiert, zuletzt einen teuren Mantel, aber sichtlich mit der Absicht, nichts zu kaufen.

Sie hat ihn dermaßen beeindruckt, dass er ihr anbietet, das teure Stück zu bezahlen. Kaum kann sie ihre ungläubige Überraschung überwinden und sein Ansinnen mit Nachdruck ablehnen, hat er schon die Kreditkarte gezückt. Eine flüchtige Begegnung mit Folgen: Während der Geschäftsführer zwei Gläser Schampus offeriert, verlässt das Objekt seiner Verzückung rasch das Geschäft – und Frank hilft auch eine vorgetäuschte Notdurft nicht weiter. Im engen Toilettenfenster steckend wird er von der Polizei verhaftet.

Frank Knöpfels Sündenregister kann sich sehen lassen, als er 24 Monate später wieder auf freiem Fuß ist: 30 Vorstrafen, vier Jahre Gefängnis, zwei Jahre auf Bewährung. Das nächste Mal drohen zehn Jahre „Bau“ – mindestens, so der Bewährungshelfer. Er findet Unterschlupf bei seinem Bruder Peter, einem karitativ tätigen Gutmenschen, und dessen Freundin Marie. Letztere teilt die schon hanebüchene Naivität ihres Partners keineswegs und hält mit ihrer Skepsis auch durchaus nicht hinterm Berg: Keine Betrügereien mehr, keine Träumereien – Frank kann seine Versprechen doch nicht halten.

Zur Verblüffung aller gelingt es ihm jedoch, so etwas wie ein geregeltes Leben zu beginnen - als Putzmann nachts in großen Firmen und tagsüber in der Luxus-Wohnung des schrillen Günther. Er denkt an eine eigene kleine Wohnung, schon um den misstrauischen Blicken der „Schwägerin“ zu entkommen. Peter tut was er kann, leiht seinem Bruder das Auto, steckt ihm heimlich Geld zu. Und dann das: Alles auf Anfang.

Frank läuft rein zufällig die zugeknöpfte Blondine aus der Nobelboutique wieder über den Weg. Er verfolgt sie heimlich, bis sie in einem Nachtclub verschwindet. Von nun an gibt es für Frank kein Halten mehr: Sämtliche unterdrückten Reflexe kommen wieder hoch und er gibt sich Tanja, so jedenfalls ihr „Künstlername“, als erfolgreicher, polyglotter Geschäftsmann aus. Mit der nötigen Kohle, um ihr ein ganz neues Leben an seiner Seite zu ermöglichen. Was der Puffmutter Fritzi naturgemäß in die Karten spuckt, weshalb sie ihren Schläger Mike auf den Kunden hetzt, der sich entgegen den Absprachen außerhalb ihres Etablissements mit ihrem besten Pferdchen trifft. Als Mike die Knöpfels verwechselt und Peter krankenhausreif schlägt, gibt es für Frank nur noch eines: Er tut das, was er am besten kann, und hängt den großen Macker ’raus.

Zuerst in der Klinik, damit sein Bruder ein Einzelzimmer samt Chefarztbehandlung erhält. Dann bei dessen bestem Kunden, Schlickenrieder, den er mit einem Aktiendeal zum Millionär zu machen verspricht. Und in Günthers Luxuswohnung mit dem Wahnsinns-Blick über die Hauptstadt, wo er als braungebrannter Makler gleich bei einem halben Dutzend potentieller Käufer die Vermittlungskaution in bar kassiert. Und schließlich in Fritzis Bordell, wo er sich mit einer knappen Andeutung als bester Freund der Russenmafia outet und ihm der Batzen Kohle, mit dem er gerade Tanja freigekauft hat, geradezu nachgeschmissen wird. Für einen Moment genießen sie das perfekte Glück auf dem Balkon des Appartementhauses – Frank aus Berlin und Hannelore aus Siebenbürgen...

Im großartigen Spielfilmdebüt des 1965 in München geborenen Juristen Alexander Adolph hat Kamerafrau Jutta Pohlmann die beiden Protagonisten dermaßen ins rechte Kunst-Licht gerückt, dass sie uns wie Märchenfiguren vorkommen, die über allem schweben, auch wenn es sich im Grunde um grässliche Dinge alltäglicher Kriminalität handelt. Welche Adolph aus seinem Studium, das er mit beiden bayerischen Staatsexamina abschloss, sehr genau kennt und die er schon einmal, 2007, in seinem Dokumentarfilm „Die Hochstapler“ verarbeitet hat.

„So glücklich war ich noch nie“ wird gemeinhin dem Genre „Tragikomödie“ zugeschlagen. Dabei schlüpft Devid Striesow in ein halbes Dutzend Rollen, von denen keine von vornherein sympathisch ist. Sie hinterlassen sämtlich Spuren in den Biographien ihrer leichtgläubigen, naiven Opfer. Doch Mitleid will keines aufkommen, weder für den naiven Gutmenschen Peter noch für den so leichtgläubigen wie gierigen Kleinbürger Schlickenrieder. Von schmierigen Bussi-Bussi-Adabeis wie Günther ganz zu schweigen. Weil Striesow mit einer solch nonchalanten Leichtigkeit im Handumdrehen die Persönlichkeit wechselt, dass er sogleich alle Sympathie auf sich vereinigt – und längst vor dem absehbaren Ende vom Täter zum Opfer mutiert.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Dreharbeiten

    • 15.04.2008 - 17.05.2008: Berlin
Länge:
92 min
Format:
Super16mm - Blow-Up 35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 11.02.2009, 116915, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 29.01.2009, Saarbrücken, Max-Ophüls-Preis, Wettbewerb;
Kinostart (DE): 09.04.2009;
TV-Erstsendung (DE FR): 07.05.2010, Arte

Titel

  • Originaltitel (DE) So glücklich war ich noch nie

Fassungen

Original

Länge:
92 min
Format:
Super16mm - Blow-Up 35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 11.02.2009, 116915, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 29.01.2009, Saarbrücken, Max-Ophüls-Preis, Wettbewerb;
Kinostart (DE): 09.04.2009;
TV-Erstsendung (DE FR): 07.05.2010, Arte

Auszeichnungen

FBW 2009
  • Prädikat: wertvoll
Max-Ophüls-Preis Saarbrücken 2009
  • Filmmusikpreis