Ein auf mehrere Jahre angelegtes Modellprojekt erprobt neue Module und Filme für die Filmbildung mit Vorschulkindern und entwickelt für Kinos in ganz Deutschland eine mobile Version des beliebten Formats MiniFilmclub.
Der vom Deutschen Filminstitut und seinen Partner-Kitas in den vergangenen Jahren im Programm "Kunst und Spiele" der Robert Bosch Stiftung entwickelte MiniFilmclub für Vier- bis Sechsjährige, der schon Vorschulkinder an das Medium Film als künstlerische Ausdrucksform heranführt, erhält jetzt bundesweite Relevanz. In einem auf mehrere Jahre angelegten Modellprojekt, das von der Kulturstiftung des Bundes gefördert wird, entwickelt das Deutsche Filminstitut Möglichkeiten, das Format bundesweit auch für weitere Kinos und Museen nutzbar zu machen. Die Robert Bosch Stiftung ermöglicht mit der weiteren Förderung im Programm "Kunst und Spiele" eine Partnerschaft mit dem Arsenal - Institut für Film und Videokunst in Berlin und dem Filmmuseum Potsdam. Mit dieser gebündelten Expertise soll eine mobile Version des Minifilmclubs entwickelt werden. Alle drei Filminstitutionen bilden an ihren Standorten partnerschaftliche Tandems mit Kindertagesstätten, und integrieren die Erfahrung und das Know-how der beteiligten Erzieher/innen im gesamten Prozess von der Konzeption bis zur Durchführung. In Frankfurt wird die Kita "Grüne Soße" (Träger: Sozialpädagogischer Verein zur familienergänzenden Erziehung), die von Anfang an den MiniFilmclub mitkonzipiert hat, während des Projekts die Beschäftigung mit der Kunstform Film zum konzeptionellen Thema ihrer Einrichtung machen, vergleichbar mit einem Musikkindergarten.
Das Deutsche Filminstitut will gemeinsam mit seinen Partnern einen nachhaltigen, bundesweiten Wissens- und Formattransfer in Gang setzen und so die deutschsprachige Filmvermittlung stärken und besser vernetzen. Eine Arbeitstagung und eine Online-Publikation schließen das Modellprojekt ab.
Die Partner: Filmmuseum Potsdam
Ein Schwerpunkt bei der Projektumsetzung mit dem Filmmuseum Potsdam besteht darin, den MiniFilmclub örtlich ganz flexibel zu machen. Dazu soll ein "Museumskoffer" entwickelt werden, der die Vor- und Frühgeschichte des Kinos unabhängig von einem Filmmuseum veranschaulicht. Der komplementäre "Aktivkoffer" enthält Anregungen und Materialien, damit die Kinder sich kreativ mit einer Auswahl an Filmen auseinandersetzen können, auch ohne museale Workshopräume. Mit im Boot ist in Potsdam außerdem die inklusive AWO-Kita "Kinderhafen". Sie wird ihre Expertise einbringen, um das Format MiniFilmclub gezielt auch für Kinder mit speziellem Förderbedarf weiterzuentwickeln.
Die Partner: Arsenal - Institut für Film und Videokunst, Berlin
Die von Künstler/innen entwickelte Reihe "Arsenal Filmatelier: Großes Kino, kleines Kino" lädt seit 2016 einmal pro Monat zu einem Filmprogramm für Kinder zum Mitmachen ein. Präsentiert werden Künstler- und Experimentalfilme, frühes Kino und immer wieder Filme, die in Workshops der Arsenal Filmateliers entstanden sind Gastspiele dieser Reihe in Frankfurt stehen bei dem partnerschaftlichen Austausch auf dem Programm. Zusätzlich werden die beteiligten Künstler/innen in "Kita-Laboren" erproben, wie filmkünstlerische Themen in der Kita selbst gestaltet werden können. Das Berliner Arsenal wird mit der interkulturell geprägten Kita EKT "Regenbogen-Kidz" zusammenarbeiten. In Kooperation mit dem Arsenal und dessen Filmsammlung werden außerdem neue Filme und Aktiveinheiten in das Programm und in die DVD-Edition des MiniFilmclubs aufgenommen.
Wie funktioniert der MiniFilmclub bisher im Deutschen Filmmuseum?
Der MiniFilmclub vermittelt ästhetische Filmbildung an Vorschulkinder im Alter von vier bis sechs Jahren. Eine Gruppe von acht bis zehn Kindern erobert an sieben Terminen das Deutsche Filmmuseum, vor allem aber das Kino. Ganzheitlich und systemisch gedacht, gehört eine Einführung für die pädagogischen Fachkräfte aus den Kitas ebenso dazu wie die Einbeziehung der Eltern. Kern des MiniFilmclubs bilden die Besuche der Kinder im Museum. Zunächst erforschen die Kinder an zwei Terminen das Haus und das Kino einschließlich Vorführraum. An den weiteren Besuchstagen entdecken sie kurze Kunst- und Experimentalfilme.
Dazu gehören bislang: "Les Kiriki" von Segundo de Chomón (FR 1907), "Rainbow Dance" von Len Lye (UK 1936), "Begone Dull Care" ("Trübsal Ade", CA 1949) von Norman McLaren und Evelyn Lambert, "Schatten" von Hansjürgen Pohland (BRD 1960), "Spiel mit Steinen" ("Hra s kameny", AT 1965) von Jan Švankmajer sowie "Virtuos Virtuell" von Thomas Stellmach und Maja Oschmann (DE 2013). Jede Kita wählt vier Titel aus. Methodisch kombiniert der MiniFilmclub den Kinobesuch mit aktiven Einheiten. Das Gesehene wird dabei mit allen Sinnen verarbeitet. Die Kinder malen auf Blankfilm, fertigen Daumenkinos, experimentieren mit Tusche oder tanzen vor bunten Lichtern, um ihre farbigen Schatten zu erkunden. Der MiniFilmclub möchte Kinder dauerhaft für anspruchsvolles Kino begeistern. Film soll daher Einzug in die Kitas erhalten. Nach jedem Museumsbesuch nehmen die Kinder den Film, der im Mittelpunkt stand, als DVD mit in die Kita. Als Bildungsangebot sind die DVDs genau wie Bilderbücher für die Kinder von da an frei zugänglich. Der MiniFilmclub wird von Frankfurter Kitas gerne und regelmäßig gebucht.
Quelle: www.deutsches-filminstitut.de