Kurzfilmprogramm anlässlich des UNESCO-Welttages des audiovisuellen Erbes im Zeughauskino

Seltene Berlin-Filme, Tonbilder, polnische Avantgarde, Trickfilme: Am diesjährigen UNESCO-Welttag des audiovisuellen Erbes, dem 27. Oktober, präsentieren die Deutsche Kinemathek und das Zeughauskino wiederentdeckte und restaurierte historische Kurzfilme.

Das von Jeanpaul Goergen kuratierte und vorgestellte Programm "Chance Kurzfilm" umfasst Kurzfilm-Raritäten aus 100 Jahren Filmgeschichte, darunter der Industrie-Werbefilm "Ein Gang durch die moderne Oberst-Fabrik" (D 1932) mit außergewöhnlichen Trickaufnahmen, der dank der digitalen Umkopierung der Deutschen Kinemathek erstmals wieder zu sehen ist.

Weitere Filmkopien stellen das Arsenal – Institut für Film und Videokunst (Berlin), das Bundesarchiv-Filmarchiv (Berlin), das Deutsche Filminstitut – DIF (Frankfurt am Main) sowie das EYE (Amsterdam) zur Verfügung.

Um 1900 locken vor allem dokumentarische Bilder in die ersten Filmvorführungen. Im Niederländischen Filmarchiv sind einmalige Ansichten aus Deutschland und Berlin überliefert. Zehn Jahre später bilden "Tonbilder" die Sensation: kurze Musikstücke, die im Playbackverfahren für die Laufzeit einer Schellackplatte aufgenommen und bei der Wiedergabe synchronisiert werden. Drei Berliner Sujets demonstrieren die Leistungsfähigkeit der digitalen Bild- und Tonbearbeitung.

In dem viragierten Fragment "Schatten der Nacht" (1912) zeigt Harry Piel sensationelle Verfolgungsjagden mit Auto und U-Bahn quer durch Berlin. Zwei in Berlin gedrehte Trickfilme von 1932 – darunter (s.o.) "Ein Gang durch die moderne Oberst-Fabrik" – bezeugen die große Könnerschaft des später in den USA berühmt gewordenen Ungarn George Pal. 1932 realisieren die polnischen Avantgardisten Stefan und Franciszka Themerson das Filmexperiment "Europa" nach dem gleichnamigen futuristischen Gedicht von Anatole Stern. In dem Kulturfilm "Eine Schlagader der Großstadt" (1956) lauschen wir der faszinierenden Geräuschwelt der Berliner U-Bahn. 1996 lässt Gusztáv Hámos seine Protagonistin durch die Geschichte Berlins wandern ("Berlin retour"), während Juliane Henrich in ".spurnahme" (2008) jenes Gelände in Berlin-Mitte inspiziert, auf dem jüngst die Zentrale des Bundesnachrichtendienstes errichtet wurde.

Die Filme des Programms "Chance Kurzfilm":
"Emperor and Empress of Germany" D 1899, 1’ · 35 mm
"Changing Guard" (Berlin) GB 1897, 1’ · 35 mm
"German Lancers" D 1899, 1’ · 35 mm
"The Battleship 'Odin'" D 1900, 1’ · 35 mm
"In the Friedrichstrasse" D 1899, 1’ · 35 mm
"In a German Bath" D 1899, 1’ · 35 mm
"Schutzmannlied aus der Metropol-Theater-Revue 'Donnerwetter-Tadellos'" D 1908, 3’ · DCP
"Die Herzen der Berliner Frauen, aus: 'Das muss man seh'n!'" D ca. 1908, 3’ · DCP
"Mit mir so spät, aus: 'Die Fledermaus'" D 1909, 4’ · DCP
"Schatten der Nacht" D 1912, R: Harry Piel, 27’ · 35 mm
"Wieviel ist Ihnen Ihre Gesundheit wert?" D 1932, Gestaltung: George Pal, 2’ · 35 mm
"Ein Gang durch die moderne Oberst-Fabrik" D 1932, Gestaltung: George Pal, 7’ · Blu-ray
"Europa" PL 1932, R: Stefan und Franciszka Themerson, 8’ · 35 mm
"Eine Schlagader der Großstadt" BRD 1956, R: Herbert Lander, 13’ · 35 mm
"Berlin Retour" D 1996, R: Gusztáv Hámos, 7’ · DigiBeta
".spurnahme" D 2008, R: Juliane Henrich, 14’ · DVD

27. Oktober 2015 um 20 Uhr im Zeughauskino
Einführung: Jeanpaul Goergen / Am Flügel: Eunice Martins

Der diesjährige UNESCO-Welttag des audiovisuellen Erbes steht unter dem Motto "Archives at risk: protecting the world's identities". Informationen zum Welttag des audiovisuellen Erbes finden Sie auf dieser Webseite: www.unesco.org

Quelle: www.dhm.de/zeughauskino