Heute beginnt das DOK.fest München @home 2020

Schwierige Zeiten erfordern neue Wege: Das DOK.fest München, das größte Dokumentarfilmfestival Deutschlands, findet in seiner 35. Edition online statt.

 

Heute eröffnet das Festival mit dem bewegenden Film "The Euphoria of Being". Moderatorin Christina Wolf und Festivalleiter Daniel Sponsel begrüßen aus dem (leeren) Deutschen Theater. Karten für die Eröffnung gibt es unter www.dokfest-muenchen.de. Hier sind dann von Donnerstag, 10 Uhr, bis zum 24. Mai 121 Filme aus 42 Ländern zu sehen.

"Das kann das DOK.fest München in seiner Online-Edition nicht bieten: die Begegnungen von vielen Menschen in einem Kinosaal mit den Filmen auf der großen Leinwand und die persönlichen Gespräche mit den Macherinnen und Machern", sagt Daniel Sponsel, Leiter des DOK.fest München. "Aber wir können die Filme bieten, und wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Mehrzahl der Macherinnen und Macher mit ihren Filmen dabeigeblieben ist. Und sie sind neugierig, was eine Online-Edition unseres Festivals für die Branche bedeutet."

Bei dieser Online-Edition bleibt die gewohnte Struktur erhalten: So finden die drei Wettbewerbsreihen wie geplant statt. DOK.international, DOK.deutsch und DOK.horizonte versammeln Höhepunkte internationalen Filmschaffens. Hochkarätige internationale Jurys küren dort die Sieger*innen der Hauptpreise, der Viktors. Diese werden am Samstag, den 16. Mai, um 20 Uhr verliehen.

Schon zuvor gibt es weitere Preisverleihungen: am 9. Mai (DOK.fest Preis der SOS-Kinderdörfer weltweit, VFF Dokumentarfilm-Produktionspreis), am 14. Mai (DOK.digital – Preis für neue Erzählformate, British Pathé Archive Award, Deutscher Kompositions-Förderpreis, Pitch Award des Hauses des Dokumentarfilms) und am 15. Mai (Megaherz Student Award, FFF Förderpreis Dokumentarfilm). Am 22. Mai wird schließlich der von BR und 3sat gestiftete kinokino Publikumspreis überreicht. Insgesamt haben die Preise einen Wert von knapp 55.000 Euro. An allen Online-Preisverleihungen nehmen unter anderem die Juror*innen, Preisstifter*innen und Gewinner*innen teil. Außerdem sind Ausschnitte der Gewinnerfilme zu sehen. Alle Preisverleihungen sind frei zugänglich unter www.dokfest-muenchen.de.

Das Rahmenprogramm umfasst außerdem Filmgespräche mit Regisseur*innen, Produzent*innen und Protagonist*innen: Die Videos werden teilweise voraufgezeichnet, teilweise werden die Filmgespräche live gesendet. Eine Übersicht aller Live-Veranstaltungen gibt es unter www.dokfest-muenchen.de/Events_at_home_2020. Die Zahl der Filmgespräche ist im Vergleich zum ursprünglich geplanten Festival sogar gestiegen: So werden über 80 Gespräche mit Interviewpartner*innen aus aller Welt stattfinden. Außerdem können mehrere Beteiligte eines Films in Videokonferenzen über die Arbeit an dem Film sprechen, beim regulären Festival kann wegen der Verfügbarkeiten und Reisekosten meist nur ein Filmschaffender eingeladen werden. "In Videokonferenzen sprechen unsere Moderatorinnen und Moderatoren jetzt nicht nur mit den Macherinnen und Machern, wir holen Teammitglieder dazu und die Protagonistinnen und Protagonisten – beinahe emissionsfrei, nachhaltig und inklusiv, in jedem Sinne", sagt Daniel Sponsel. Alle Gespräche sind kostenfrei zu sehen unter www.dokfest-muenchen.de.

Einige Filme des DOK.fest München @home sind nur für einen begrenzten Zeitraum zu sehen, bei manchen ist die Zahl der Tickets auf Wunsch der Rechteinhaber*innen limitiert. Die entsprechenden Filme und nähere Informationen finden Sie unter www.dokfest-muenchen.de/Filmlimitierungen. Die Filme kosten jeweils 4,50 Euro (oder freiwillig 5,50 Euro inklusive 1 Euro Beitrag für unsere drei Partnerkinos), mit dem Festivalpass für 50 Euro sind alle Filme abrufbar.

"Aktuell reagieren zahlreiche Kulturanbieter im Netz auf die Beschränkungen durch die Corona-Krise mit wohlmeinenden Angeboten – selbstverständlich kostenfrei", sagt Daniel Sponsel. "Ein grundsätzlich fragwürdiges Signal, gerade in dieser Zeit. Auf diese Weise forcieren wir weiter den eigentlichen Geburtsfehler des Netzes, die scheinbar urheberlose und kostenfreie Welt des digitalen Contents. Auch in seiner Online-Edition sind die Filme des DOK.fest München nur mit einem Ticket oder dem Festivalpass zu sehen."

DOK.focus lasting memories
In der Online-Edition gibt es wie in jedem anderen Festivaljahrgang eine Themenreihe: DOK.focus lasting memories beschäftigt sich mit Zeitzeug*innen des Nationalsozialismus und dem Umgang der nachfolgenden Generationen mit deren Vermächtnis. In dieser Reihe laufen der Eröffnungsfilm "The Euphoria of Being" und der semi-fiktionale Film "Die Winterreise" mit Bruno Ganz in seiner letzten Rolle. Der Film "Endlich Tacheles" begleitet einen jungen Game-Designer aus Berlin, der ein Spiel entwickelt, das auf der Geschichte seiner Großmutter im Krakauer Ghetto basiert: Die Reise in die Vergangenheit wird bald zur Suche nach der eigenen Identität. Im Film "Displaced" blickt die in München geborene Filmemacherin Sharon Ryba-Kahn mit den Augen der dritten Generation nach der Schoah auf sich selbst, ihre Familie und ihr deutsches Umfeld. Alle Informationen zu der Reihe finden Sie unter www.dokfest-muenchen.de/Filmprogramm_2020

DOK.network Africa
Auch die Reihe DOK.network Africa findet beim Online-Festival statt. Gezeigt werden drei Filme aus Algerien, Lesotho und Kenia: In "143 Rue du Désert" wird ein Kiosk in der Sahara zum Zwischenstopp für moderne Nomaden. "Days of Cannibalism" erzählt vom Einfluss chinesischer Wirtschaftsmigranten auf die Gesellschaft im südlichen Afrika. In "The Letter" geht es um Aberglaube zwischen Generationenkonflikt und wirtschaftlicher Notwendigkeit.

Beim Afrikatag @home am 10. Mai gibt es eine Diskussion zum Thema "Stronger Together – Translating Panafricanism Into Documentary Filmmaking" (19 Uhr, www.dokfest-muenchen.de). Vier Gäste diskutieren über Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Geschichte des Filmemachens, der Filmästhetik und in den Produktionsbedingungen: Maia Lekow und Christopher King, die Filmemacher*innen von "The Letter", Teboho Edkins, der Produzent von "Days of Cannibalism" sowie Produzentin Tiny Mungwe. Im Anschluss gibt es einen kurzen musikalischen Beitrag von Regisseurin Maia Lekow: Musik aus dem Score ihres Films "The Letter", den sie selbst komponiert hat. Die Diskussion findet auf Englisch statt.

Quelle: www.dokfest-muenchen.de