Hessischer Filmpreis für Dokumentarfilm geht an "Mutter" von Carolin Schmitz

Beim zweiten von drei Kinoabenden zur Verleihung des 33. Hessischen Film- und Kinopreises hat Carolin Schmitz den Preis in der Kategorie Dokumentarfilm für ihren Film "Mutter" entgegengenommen.

 

Vergeben wurde am Donnerstag im BALi-Kino in Kassel auch der Drehbuchpreis an Agnieszka Piwowarska für "Vor Marie". Außerdem wurden zwölf gewerbliche Kinos mit Kinopreisen ausgezeichnet. Weitere Preise wurden am Mittwoch in Bad Nauheim und werden am Freitag in Frankfurt vergeben. Eine Gala gibt es in diesem Jahr angesichts der durch die Corona- und die Energiekrise getroffenen Kino- und Filmbranche nicht; die eingesparten Kosten kommen den Kinopreisträgern zusätzlich zugute.

"Corona ist in der Film- und Kino-Welt und in der Veranstaltungsbranche noch nicht vorbei; zusätzlich stehen sie durch die Preissteigerungen vor allem für Energie vor großen Herausforderungen. Auch deshalb wollen wir in diesem Jahr mit dem Film- und Kinopreis besondere Aufmerksamkeit auf die so wichtige Arbeit der Kinos in Hessen lenken", erklärte Ayse Asar, Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft und Kunst. "Das BALi in Kassel etwa hat in den vergangenen Jahren regelmäßig den Kinopreis gewonnen. Das Team hier macht eine tolle Kinoarbeit, auch in diesen für das Kino wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Und es stellt mit dem Dokfest, das gerade zu Ende gegangen ist, eines der renommiertesten hessischen Festivals auf die Beine, das der Filmkultur in seiner Vielfalt Sichtbarkeit verschafft."

Die Vergabe des mit 18.000 Euro dotierten Dokumentarfilmpreises an Carolin Schmitz für ihren Film "Mutter" begründet die Jury so: "Zwischen Theaterwelt und Haushalt wird der Scheinwerfer auf eine Frau geworfen, die gleichzeitig acht Frauenstimmen verkörpert. Selten sieht man Filme mit dieser Klarheit und inhaltlichen Fülle. Durch die neue Form der Verschmelzung von simplen Interviews mit einer Handlung die keiner aufregenden Dramaturgie folgt, gelingt es Carolin Schmitz mit sehr statischen Bildern ein Thema zu beleuchten, welches meist als selbstverständlich hingenommen wird: Mutterschaft. 'Mutter' ist eine Verschmelzung vom dokumentarischen Erzählen des Mutterseins mit der fiktionalen Darstellung des Alltags einer Frau. In dem die Regisseurin und ihre Hauptdarstellerin Anke Engelke auf sensible aber auch trockene Art, Wäsche waschen, Essen, Baden, Tanzen, Stricken, Putzen, Freizeit und Sport bebildern, können wir den Stimmen der Mütter lauschen und tief in Schicksale eindringen, bei denen es meist nicht schwer ist, Parallelen zum eigenen Leben herzustellen und zu hinterfragen. Eine kluge Filmkomposition deren Wirkung noch lange nachwirkt, da wir uns intensiv mit ganz grundsätzlichen Begriffen rumschlagen müssen, wie: Mutter, Vater, Partnerschaft, Weiblichkeit, Kinder, Emanzipation, Schmerz und Entscheidungen." Nominiert waren außerdem "Die Autobahn – Kampf um die A 49" von Klaus Stern und Frank Pfeiffer und "Unterm Glanz" von Gregor Eppinger. Das Nominierungsgeld beträgt 4.000 Euro.

Den mit 8.000 Euro dotierten Drehbuchpreis erhielt Agnieszka Piwowarska für "Vor Marie". Die Jury sagt dazu: "Mit präzise geführten Dialogen und viel Sensibilität gewährt uns das Drehbuch von 'Vor Marie' Szene für Szene tiefer in die Innen- und Gedankenwelt der Protagonisten ein und zeichnet so ein vielschichtiges Porträt von zwei unterschiedlichen Frauen, die auf der Suche nach ihrer Identität und nach Halt im Leben sind. Durch das Porträt dieser beiden Frauen schafft das Drehbuch, fast nebenbei, das Thema transgenerationales Trauma anzusprechen, ohne dabei ins Kitschige abzugleiten. Ein gesellschaftlich relevantes Thema, das zurzeit noch zu wenig Beachtung findet. Die Jury hat besonders die feingezeichneten Figuren, die liebevoll beschriebenen Liebesbeziehungen und die handwerkliche Präzision des Drehbuchs überzeugt. Der Autorin von 'Vor Marie' ist es gelungen, mit einfachen Mitteln und ohne bildliche Überfrachtungen ein visuelles Drehbuch zu erschaffen, dass über den Plot hinaus in die Innenwelt der Protagonisten Einblick gewährt." Nominiert war außerdem Jan Riesenbeck für das Drehbuch "Mein Name ist Hase". Das Nominierungsgeld beträgt 1.000 Euro.

Die Kinopreise für gewerbliche Kinos gingen an: Casablanca Art House (früher Kult Kinobar, Bad Soden), Mal seh’n (Frankfurt), Filmladen Kassel, BALi-Kinos Kassel, Harmonie Kinos (Frankfurt), Kino Traumstern (Lich), Programmkino Rex (Darmstadt), Capitol Filmkunstcenter (früher Kammer-Palette-Atelier, Marburg), Lichtspielhaus Lauterbach, Capitol Kino Witzenhausen, Cinéma (Frankfurt), Kronberger Lichtspiele.

Quelle: wissenschaft.hessen.de