Filmmuseum Potsdam beleuchtet Leben und Schaffen afro-deutscher Komparsen in Babelsberg

Am 5. und 6. Februar 2015 widmet sich das Filmmuseum Potsdam dem Wirken afro-deutscher Komparsen in den Babelsberger Filmstudios.

Unter den namenlosen Komparsen und Statisten, die zu Tausenden in der Filmstadt Babelsberg tätig waren, befanden sich auch viele Afro-Deutsche und Migranten aus ehemaligen deutschen Kolonien. Ihre Mitwirkung in oft rassistisch motivierten Ausstattungs-, Reise- und Kolonialfilmen sollte für exotisches Flair sorgen.

Auch Theodor Michael, geboren vor 90 Jahren in Berlin als Sohn eines Kameruners, war als Kind und als Jugendlicher ein gefragter Komparse und spielte zum Beispiel 1942 in "Münchhausen" mit. Im Dritten Reich wurde er aber immer mehr diskriminiert und ab 1943 in einem Arbeitslager interniert. Nie hätte er sich erträumt, dass er nach Kriegsende noch studieren und einmal Karriere beim Bundesnachrichtendienst machen würde. "Deutsch sein und schwarz dazu. Erinnerungen eines Afro-Deutschen" so heißt das kürzlich erschienene Buch von Theodor Michael, das er im Filmmuseum Potsdam vorstellen wird. Im Gespräch mit dem Filmhistoriker Tobias Nagl wird er über sein bewegtes Leben berichten.

Afro-deutsche Komparsen und Schauspieler, ihre Hoffnungen und ihre Ausgrenzung stehen auch im Zentrum zweier weiterer Veranstaltungen: In "Majubs Reise" rekonstruiert Regisseurin Eva Knopf auf detektivische Weise das Leben von Majub bin Adam Mohamed Hussein (1904-1944), der – geboren in der Kolonie Deutsch-Ostafrika – im Ersten Weltkrieg für Deutschland kämpfte, 1929 nach Berlin kam, als Kleindarsteller an der Seite von Hans Albers, Heinz Rühmann oder Zarah Leander auftrat und 1944 im KZ Sachsenhausen umkam.

Der prominenteste afro-deutsche Schauspieler war Louis Brody (1892-1951), der sowohl in Meisterwerken des Weimarer Kinos, in nationalsozialistischen Propagandafilmen wie im DEFA-Film zu sehen war. Tobias Nagl, der Brodys Schaffen akribisch erforscht hat, stellt den in Italien gedrehten Kolonialspielfilm "Vom Schicksal verweht" (1942) vor, in dem Brody eine seiner größten Rollen hat – neben dem Star Sybille Schmitz. Auch Theodor Michael wirkte mit in diesem spannenden Film, der einerseits vom Kampf gegen Malaria auf einer karibischen Insel handelt und andererseits von Mord, Liebe, Abenteuer.

Eine gemeinsame Veranstaltung von Waschhaus Potsdam gGmbH und Filmmuseum Potsdam.

Do., 5. Februar 2015
18 Uhr
"Majubs Reise"
R: Eva Knopf, D 2013, Dok., 48‘
Eintritt: 3,- Euro
19 Uhr
Lesung und Gespräch mit Theodor Michael
Moderation: Prof. Dr. Tobias Nagl (University of Western Ontario, Kanada)
Eintritt: 5,- Euro

Fr., 6. Februar 2015
18 Uhr
"Majubs Reise"
R: Eva Knopf, D 2013, Dok., 48‘
Eintritt: 3,- Euro
19 Uhr
"Vom Schicksal verweht"
R: Nunzio Malasomma, D: Louis Brody, Sybille Schmitz, Rudolf Fernau, D 1942, 95‘
Einführung: Prof. Dr. Tobias Nagl (University of Western Ontario, Kanada)
Eintritt: 6,- Euro, erm. 5,- Euro

Quelle: www.filmmuseum-potsdam.de

Einen Beitrag über Louis Brody finden Sie in unserer filmportal.de-Themenwelt "100 Jahre Babelsberg".