Ehrenpreis des Präsidenten und Vorstands der European Film Academy für Béla Tarr

Anlässlich der 36. Verleihung der European Film Awards am 9. Dezember wird der legendäre Regisseur Béla Tarr mit dem Ehrenpreis des Präsidenten und des Vorstands der Academy ausgezeichnet.

 

Mit dieser Auszeichnung möchte die European Film Academy einen herausragenden Regisseur und eine Persönlichkeit mit einer starken politischen Stimme würdigen, der von seinen Kollegen hoch geachtet und gleichzeitig von einem weltweiten Publikum verehrt wird. Béla Tarr ist der sechste Filmemacher, der diese Auszeichnung erhält - die früheren Preisträger waren Manoel de Oliveira, Michel Piccoli, Sir Michael Caine, Andrzej Wajda und Costa-Gavras.

Der in Ungarn geborene Béla Tarr begann im Alter von 16 Jahren mit ersten Amateurversuchen im Filmgeschäft. Sein Spielfilmdebüt gab er 1979 mit "Familiennest" ("Családi tüzfészek"), der auf Anhieb den Großen Preis des Mannheimer Filmfestivals gewann. 1982 erhielt "Betonbeziehung" ("Panelkapcsolat") eine lobende Erwähnung in Locarno. Es folgten das Kammerspiel "Herbstalmanach" ("Öszi almanach", 1984) und "Verdammnis" ("Kárhozat"), der 1988 für den ersten Europäischen Filmpreis nominiert wurde.

Einer von Tarrs bekanntesten Filmen ist "Satanstango" ("Sátántangó"), eine 450-minütige Verfilmung des Romans von László Krasznahorkai, die 1994 in der Sektion Forum der Berlinale gezeigt wurde und den Caligari-Preis gewann. Der Film wurde auch mit dem Großen Preis der Jury bei der Ungarischen Filmwoche in Budapest ausgezeichnet. Er erlangte schnell Kultstatus und wird oft als einer der wichtigsten Filme der 1990er Jahre bezeichnet. "Satanstango" ist auch ein gutes Beispiel für den einzigartigen Stil Béla Tarrs, dessen Filme ihrem eigenen Rhythmus folgen und sich in langen Schwarz-Weiß-Aufnahmen Zeit lassen.

Im Jahr 2000 gewann der Film "Die Werckmeisterschen Harmonien" ("Werckmeister harmóniák") den Großen Preis der Ungarischen Filmwoche. "Der Mann aus London" ("A Londoni férfi"), eine Verfilmung von "L'Homme de Londres" von Georges Simenon mit Miroslav Krobot und Tilda Swinton, lief 2007 im Wettbewerb in Cannes. Zwei Jahre zuvor hatte das Festival Tarr als "Foreign Cineaste of the Year" gefeiert.

Sein Spielfilm "Das Turiner Pferd" ("A Torinói ló") erhielt 2011 in Berlin den Großen Preis der Jury, den Silbernen Bären und den FIPRESCI-Preis und wurde für den Europäischen Filmpreis nominiert.

Béla Tarr ist Ehrenpräsident des Ungarischen Filmemacherverbandes und Mitglied der Széchenyi-Akademie der Künste und Literatur. Er wurde mit dem renommiertesten ungarischen Preis für Künstler, dem Kossuth-Preis, und dem ungarischen Preis für Filmemacher, dem Balázs-Béla-Preis, ausgezeichnet. Er wurde zum Chevalier dans l'Ordre des Arts et Lettres ernannt und mit mehreren bedeutenden nationalen und internationalen Auszeichnungen, Ehrendoktoraten und Preisen für sein Lebenswerk geehrt. 

Schon früh unterstützte Béla Tarr das 1995 gegründete Sarajevo Film Festival. Im Jahr 2013 gründete er in Sarajewo eine Filmschule mit dem Namen "film.factory" und zog 2016 dorthin um. Béla Tarr wird bei der Preisverleihung am 9. Dezember in Berlin als Ehrengast anwesend sein und den Preis entgegennehmen. Die Gala wird live auf www.europeanfilmawards.eu übertragen. 

Die Verleihung der European Film Awards – der renommierten und prestigeträchtigen Auszeichnung für den europäischen Film – wird von der European Film Academy und der European Film Academy Productions gGmbH veranstaltet.

Quelle: www.europeanfilmacademy.org