Die Preisträger*innen des 69. IFFMH

Außergewöhnliche Gewinner*innen in einem außergewöhnlichen Festivaljahr: Das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg (IFFMH) gibt am letzten Tag der digitalen Ausgabe die diesjährigen Preisträger*innen bekannt. Mit "My Mexican Bretzel" gewinnt ein "exzentrisches, unterhaltsames Debüt" und formales Experiment den hochdotierten Hauptpreis. Insgesamt werden von vier Jurys und dem Publikum sechs Preise im internationalen Wettbewerb On The Rise vergeben.

 

Zur Auswahl standen 14 fiktionale erste bis dritte Langfilme von herausragenden Regisseur*innen.

"Wir freuen uns ungemein, dass die Jurys in ihren Entscheidungen die Bandbreite des Programms so umfassend würdigen", kommentiert Festivalleiter Sascha Keilholz die Auszeichnungen: "Vom grenzensprengenden Essayfilm über das poetische Melodrama und den neo-neorealistischen märchenhaften Alptraum bis hin zur intensiven Sozialstudie finden sich unter den Preisträger*innen wunderbar vielfältige Stimmen des Kinos. Gratulation an sie – und großer Dank an die Jurys!"

Die Preisverleihung ist als Video mit offiziellen Grußworten, Beiträgen der Jurys und der Preisträger*innen hier anzusehen. Die vollständigen Jurybegründungen finden Sie hier.

Internationale Jury

Jurymitglieder: Jessica Kiang, Jan Bonny, Mathilde Henrot 

Der International Newcomer Award - Beste Regie (25.000 Euro) ging an "My Mexican Bretzel" von Nuria Giménez Lorang, Spanien.

Auszug aus der Jurybegründung: "Die Konkurrenz im Wettbewerb On The Rise war beeindruckend, doch kein anderer Film schaffte es, uns so viel Freude zu bereiten wie dieser ungemein exzentrische, unterhaltsame Debütfilm, der zugleich hinterfragt, was ein Film ist und was ein Film darf. Er täuscht uns, ohne uns zu betrügen, er beeindruckt uns, ohne zu prahlen, er lügt uns an und ist doch in allen wichtigen Punkten vollkommen ehrlich." 

Der International Newcomer Award, Hauptpreis des IFFMH, wird gestiftet durch die Manfred-Lautenschläger-Stiftung.  

Der Rainer Werner Fassbinder Award - Bestes Drehbuch (10.000 Euro) ging an "Single Cycle" ("Yè Yǐ  Jì Yè") von Zhang Qi, Volksrepublik China.

Auszug aus der Jurybegründung: "Die meisten Drehbuchautor*innen lernen erst mit der Zeit, was dem Zuschauer gezeigt und was ihm vorenthalten werden muss. Doch dieser schöne, eindringliche und seltsame Debütfilm aus China findet mühelos die perfekte Balance. [...] 'Single Cycle' ist ein wundervolles Rätsel, das umso schöner wirkt, weil es unlösbar ist." 

Der Rainer Werner Fassbinder Award* wird in Zusammenarbeit mit der Rainer Werner Fassbinder Foundation organisiert.  

Lobend erwähnt wurde "Come Closer" ("Der Siebzehnte") von Saskia Walker und Ralf Walker, Deutschland.

Auszug aus der Jurybegründung: "Keiner der Filme in diesem sehr starken Wettbewerb hat wohl so viel riskiert wie dieser. Mit einer maßlosen Intimität zeigt er die Geschichte eines Pärchens, das von den Regisseuren selbst gespielt wird. Die beiden testen und überschreiten die Grenzen ihrer Beziehung auf eine manchmal witzige, oft chaotische, aber immer offene und ehrliche Weise." 

Lobend erwähnt wurde außerdem "Beginning" ("Dasatskisi") von Dea Kulumbegashvili, Georgien, Frankreich. 

Auszug aus der Jurybegründung: "Es ist schwer zu glauben, dass dieses provokative und zutiefst verstörende Drama aus Georgien wirklich ein Debütfilm ist. Er zeichnet sich durch eine Präzision und formale Stilsicherheit aus, die sogar bei dem sechsten oder siebten Film noch bemerkenswert wäre, von einem Erstling ganz zu schweigen."

Fipresci Jury 

Jurymitglieder: Dr. Christina Stojanova, Schayan Riaz, Ernesto Diezmartínez

Der Fipresci Award ging an "My Mexican Bretzel" von Nuria Giménez Lorang, Spanien.

Auszug aus der Jurybegründung: "Im Rahmen des diesjährigen Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg wurde eine großartige Auswahl an Filmen gezeigt, die repräsentativ, sehr ausgewogen und äußerst vielversprechend waren. Daher fiel es uns sehr schwer, unter diesen Filmen einen Gewinner auszuwählen. Letztendlich entschieden wir uns für einen Film, der auf spielerische Weise in Frage stellt, was wahr und was falsch ist, und was es bedeutet, eine Geschichte zu erzählen. [...] Durch den subjektiven Stream of Consciousness konfrontiert er uns zudem auf kraftvolle Weise mit Fragen, die auch heute noch aktuell sind."

Ökumenische Jury

Jurymitglieder: Gergely Hajnal, Michael Kranzusch, Uta Losem, Mina Radovic, Rianne Wijmenga-van Dijk

Der Ecumenical Award (5.000 Euro) ging an "Una Promessa" ("Spaccapietre") von Gianluca & Massimiliano De Serio, Italien, Frankreich, Belgien.

Auszug aus der Jurybegründung: "Durch Szenen voller familiärer Wärme und Zärtlichkeit zeigt uns "Una Promessa" mit einer sehr persönlichen Ästhetik die wahre Bedeutung von Liebe in einer Welt voller Armut, Demütigung und Tod. So ist der Film ein starkes Plädoyer für Menschenwürde und die Notwendigkeit, den Kreislauf von Ausbeutung und Gewalt zu durchbrechen."

Lobend erwähnt wurde "The Slaughterhouse" ("Koshtargah") von Abbas Amini, Iran.

Auszug aus der Jurybegründung: "Eine innere moralische Krise [bildet] das Herzstück der Erzählung. Der Film wirft die Frage auf, ob wir unsere Menschlichkeit auch unter unmenschlichen Umständen bewahren können und enthält somit eine universelle Botschaft, die weit über die Grenzen des Irans hinaus Gehör findet."

Junge Jury

Jurymitglieder: Sabrina Mertens, Nico Hagel, Ruth Lang Fuentes

Der Award of the Student Jury (5.000 Euro) ging an "Lorelei" von Sabrina Doyle, USA.

Auszug aus der Jurybegründung: "In ihrem Debüt überzeugt die Regisseurin und Drehbuchautorin mit ausdrucksstarken Bildern, einer vielschichtigen Handlung und einer eindringlichen Darstellung gesellschaftlicher Probleme mit viel Liebe zum Detail. [...] Der gesamte Cast besticht durch eine starke schauspielerische Leistung."  

Lobend erwähnt wurde "Shithouse" von Cooper Raiff, USA.

Auszug aus der Jurybegründung: "Shithouse ist ein sehr ehrlicher und menschlicher Film mit großartigen Ideen, starkem Schauspiel und liebenswertem Humor [...]. Die Leistung des erst 23-jährigen Cooper Raiff als Drehbuchautor, Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller ist höchst bemerkenswert."
Publikum

Der Audience Award (5.000 Euro) ging an "Lorelei" von Sabrina Doyle, USA.

Der Audience Award geht an den Film im Wettbewerb, der die besten Bewertungen durch das Publikum erhält. Die Kriterien für die Auswahl – seien es rationale, emotionale oder ästhetische – liegen allein in den Händen der Zuschauer*innen. Die Weisheit der Masse, auch Schwarmintelligenz genannt, entscheidet – der beliebteste Film gewinnt.

Quelle: www.iffmh.de