Deutsches Filminstitut & Filmmuseum übernimmt die Sammlungen der Rainer Werner Fassbinder Foundation und eröffnet Fassbinder-Center

Die Rainer Werner Fassbinder Foundation gibt den größten Teil des umfangreichen Nachlasses des legendären Regisseurs in die Obhut des Deutschen Filminstituts & Filmmuseums, Frankfurt am Main. Im Frühjahr 2019 wird in Frankfurt am Main das Fassbinder Center eröffnen.

 

Rainer Werner Fassbinder ist der bedeutendste deutsche Filmregisseur der Nachkriegszeit. Mit seinem umfangreichen Werk, das er in nur 37 Jahren Lebensjahren schuf, verschaffte er dem Neuen Deutschen Film wie auch andere junge Regisseure in den 1970er Jahren internationales Ansehen. Doch Rainer Werner Fassbinder war in seiner Radikalität und politischen Haltung ein Solitär. Mehr als 35 Jahre nach seinem Tod ist das Filmschaffen Rainer Werner Fassbinders in der ganzen Welt präsent, wird gefeiert und bewundert. Das zeigen die zahlreichen Retrospektiven in Kinos und Museen, zuletzt im Sommer 2018 etwa in Australien. Renommierte Institutionen wie das New Yorker Museum of Modern Art (1997) und die Cinémathèque française in Paris (2018) widmeten sich seiner Kunst.

Jetzt findet das Werk eine neue Heimat in Frankfurt am Main. Im Frühjahr eröffnet dort das Fassbinder Center, Frankfurt, des Deutschen Filminstituts & Filmmuseums. Die von Rainer Werner Fassbinders Mutter Liselotte Eder 1986 gegründete und 1992 auf Juliane Maria Lorenz-Wehling, Fassbinders Film-Editorin und Erbin, in Folge übertragene Rainer Werner Fassbinder Foundation (RWFF) in Berlin bewahrt und pflegt seit Jahrzehnten den umfangreichen Nachlass des Regisseurs. Jetzt gibt sie den größten Teil in die Obhut des Deutschen Filminstituts & Filmmuseums, Frankfurt am Main.

Das Deutsche Filminstitut & Filmmuseum ist stolz auf die Übernahme dieser herausragenden Sammlung, die nur dank der großzügigen Unterstützung der Hessischen Kulturstiftung, der Kulturstiftung der Länder sowie der Stadt Frankfurt am Main möglich wurde. Das neue Fassbinder Center wird in zentraler Lage, nahe der Goethe-Universität, als dynamische, öffentlich zugängliche Forschungseinrichtung eröffnet. Es bietet die Möglichkeit, die umfangreichen Sammlungen des Deutschen Filminstituts & Filmmuseums zentral zu vereinen. Viele davon beziehen sich auf Fassbinders zeitgenössische Regie-Kolleg/innen des Neuen Deutschen Films. Die Räume an der Eschersheimer Landstraße können das ganze Jahr über für Vorträge, Vorführungen und andere öffentliche Programme genutzt werden.

Der in mehr als 180 Archivboxen verwahrte, angekaufte Schriftgutnachlass umfasst 25 Arbeitsdrehbücher, 97 meist handschriftliche Szenenfolgen, 31 Szenenaufstellungen, 118 handschriftliche Dialoglisten, 61 Kalkulationen und Finanzierungspläne, 53 Stablisten, 16 Drehpläne, 30 Verträge, zahlreiche noch nicht erschlossene Produktionsakten, 27 Briefe, 13 Telegramme und 27 Urkunden. Dieser Schatz des deutschen Filmerbes geht nun nach Frankfurt am Main – die Stadt, in der Rainer Werner Fassbinder von 1974 bis 1976 im Theater am Turm wirkte, Filme drehte ("Mutter Küsters Fahrt zum Himmel", BRD 1975; "In einem Jahr mit 13 Monden", BRD 1978) und Gegenstand brisanter Debatten wurde. Er geht in die Obhut des Deutschen Filminstituts & Filmmuseums, das dadurch, passgenau zum 70. Geburtstag des Instituts im April 2019, seine internationale Strahlkraft und sein fachliches Renommée weiter entscheidend ausbaut.

"Die Übergabe dieses reichen Fundus an Originaldokumenten und Exponaten an das Deutsche Filminstitut & Filmmuseum dokumentiert auch die Intensität unseres seit mehr als 25 Jahren andauernden Arbeitsverhältnisses und das große Vertrauen, das in langjähriger Zusammenarbeit gewachsen ist", sagte RWFF-Präsidentin Juliane Maria Lorenz-Wehling. "Rainer Werner Fassbinder braucht keine Denkmäler. Seine Filme halten die Erinnerung an ihn auf der ganzen Welt wach. Und doch freue ich mich, dass mit diesem schönen Forschungszentrum mitten in Frankfurt sein Erbe lebendig gehalten wird. Ich bin schon gespannt auf die Früchte wissenschaftlicher Arbeit, die dieses Haus hervorbringen wird."

"Die Übernahme des Nachlasses von Rainer Werner Fassbinder ist eine große Ehre für das Deutsche Filminstitut & Filmmuseum, das damit seinen langjährigen Sammlungsschwerpunkt Neuer Deutscher Film entscheidend ausbaut", sagte Direktorin Ellen Harrington. "Fassbinder ist der weltweit bekannteste und meistgesehene deutsche Regisseur seiner Generation; die Bewahrung und Erforschung seines Nachlasses durch unser Haus wird die internationale Wahrnehmung des Deutschen Filminstituts & Filmmuseums weiter erhöhen. Wir sind daher ungeheuer stolz und froh über das uns entgegengebrachte Vertrauen, das wir zu würdigen wissen."

Quelle: www.deutsches-filminstitut.de