Deutscher FernsehKrimi-Preis 2015 und Publikumspreis für "Polizeiruf 110 – Familiensache"

Der Gewinner des Deutschen FernsehKrimi-Festivals 2015 ist die Produktion "Polizeiruf 110 – Familiensache". Einstimmig entschied sich sowohl die Hauptjury des Deutschen FernsehKrimi-Festivals 2015 wie auch die Publikumsjury für die Produktion des NDR.

Der Film erzählt die tragische Geschichte eines erweiterten Suizids. Regie und Buch stammen von Eoin Moore. In den Hauptrollen sind Charly Hübner, Anneke Kim Sarnau und Andreas Schmidt zu sehen. Produziert wurde der Film von Iris Kiefer (Filmpool).

Die Jury begründet ihre Entscheidung: "Regisseur und Drehbuchautor Eoin Moore ist das Meisterstück gelungen, uns mit der Geschichte über einen erweiterten Suizid bis ins Mark zu erschüttern. Die Rolle des narzisstisch gestörten Familienvaters zeigt eine innere Zerrissenheit, die ein herausragender Andreas Schmidt beklemmend darstellt. Parallel wird die Familientragödie der gescheiterten Ehe des von Charly Hübner gespielten Ermittlers Bukow erzählt. Beide Handlungsstränge sind virtuos miteinander verflochten – eine grandiose Spiegelung. Ein höchst berührender Film, verstörend wie ein Alptraum, der dennoch nicht auf Humor verzichtet."

Auch die fünf Wiesbadener Bürgerinnen und Bürger der Publikumsjury zeichnen "Polizeiruf 110 – Familiensache" aus: "Der von uns gewählte Film ist ungemein spannend, obwohl der Täter schon zu Beginn feststeht. Es gilt, Menschenleben zu retten. Und hier haben uns die gute, solide Polizeiarbeit und die authentische schauspielerische Umsetzung überzeugt. Die Parallelität der Lage von Ermittler und Täter stellt die Frage nach dem Umgang mit persönlichen Tiefschlägen. Das bedrückende Thema des Films ging uns ans Herz und verschlägt uns immer noch den Atem."

Für seine Darstellung des Kommissars Faber in der WDR-Produktion "Tatort – Hydra" zeichnet die Jury den Schauspieler Jörg Hartmann mit einem Preis für eine herausragende Einzelleistung aus. "Hartmann spielt den Ermittler als agent provocateur. Trotz des vordergründigen Zynismus lässt er uns in seine Seele blicken. Sein Spiel ist ein Tanz auf Messers Schneide, er bewegt sich immer hart an der Grenze der Verletzung und Verletzlichkeit".

Das Drehbuch von Jürgen Werner für die Produktion "Tatort – Hydra" erhielt den Preis für eine weitere herausragende Einzelleistung: "Er schafft es, eine komplexe gesellschaftspolitische Problematik differenziert zu erzählen. Die Geschichte bildet die Strömungen am rechten Rand ebenso ab, wie den alltäglichen Fremdenhass. Plausibel erzählt, mit knappen, zum Teil lakonischen Dialogen, treibt er die Handlung voran, ohne die Zuschauer pädagogisch zu unterweisen. Das ist brisant, das ist aktuell und gleichzeitig ein packender Krimi", begründet die Jury den Preis für Jürgen Werner.

Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz begrüßt die Wahl der beiden Jurys: "Die Wettbewerbs-Filme zeichnen sich auch dieses Jahr durch hervorragende Schauspieler, inhaltlich sehr unterschiedliche, bewegende, aber auch aufwühlende Themen und aus meiner Sicht teilweise brillante Inszenierungen aus. Ich bin überzeugt, dass die Jurys es nicht einfach hatten – zumal im Wettbewerb mit einem Film wie dem bereits mehrfach ausgezeichneten 'Tatort – Im Schmerz geboren'. Umso mehr freue ich mich über diese Entscheidungen." Festivalleiterin Cathrin Ehrlich blickt zufrieden auf das zweite Festival unter ihrer Leitung zurück: "Die Resonanz des Publikums und der Filmschaffenden zeigt, dass wir mit der Auswahl der Filme und dem angebotenen Rahmenprogramm die richtigen Entscheidungen getroffen haben. Das Deutsche FernsehKrimi-Festival ist in der Branche zu einer festen Größe geworden."

In der Jury des Deutschen FernsehKrimi-Festivals 2015 haben der Schriftsteller und Drehbuchautor Wolfgang Brenner, die Geschäftsführerin des Robert Geisendörfer-Preises Claudia Cippitelli, der Schauspieler und Drehbuchautor Rainer Ewerrien, der Schauspieler Christoph Maria Herbst und die Schauspielerin und Sängerin Sonya Kraus über die Preisträger entschieden. Die fünf Wiesbadener Bürgerinnen und Bürger der Publikumsjury wurden über eine Verlosung des Wiesbadener Kuriers ermittelt.

Das Deutsche FernsehKrimi-Festival findet seit 2005 jedes Jahr im März statt. Zehn deutschsprachige Fernsehkrimis stehen im Wettbewerb des Festivals. Die Filme werden an drei Tagen in dem Programmkino Caligari FilmBühne gezeigt. 2015 fand das Festival vom 3. bis 8. März statt. Den Abschluss findet es in der Nacht vom 7. auf den 8. März mit einer langen Fernsehkrimi-Nacht, in der noch einmal alle Wettbewerbsfilme zu sehen sind.

Das Deutsche FernsehKrimi-Festival ist eine Veranstaltung des Kulturamts der Landeshauptstadt Wiesbaden mit Unterstützung durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, den Hessischen Rundfunk, satis&fy und dem Weingut Udo Ott, in Kooperation mit dem Medienzentrum Wiesbaden, der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung und dem Wiesbadener Kurier.

Quelle: www.fernsehkrimifestival.de