Berlinale Talents 2019: Nachhaltig gut – Das sind die 250 Talente

Gesicht zeigen, Position beziehen: Vom 9. bis 14. Februar 2019 kommen 250 aufstrebende Filmschaffende aus 77 Ländern zu Berlinale Talents, um sich auszutauschen, zu vernetzen und ihre neuen Herzensprojekte voranzutreiben.

 

Die diesjährige Gruppe aus 141 Frauen und 109 Männern ist sozial, kulturell und künstlerisch äußerst divers — in Berlin treffen sich internationale Verleiher*innen wie Talita Arruda aus Brasilien, die unter anderem den 2018 mit dem Teddy Award ausgezeichneten Film "Tinta Bruta" ("Hard Paint") vertritt, mit Animationsfilmregisseur*innen wie Brenda Lien, eine der Gewinner*innen des Deutschen Kurzfilmpreises 2018.

Nachhaltigkeit & Engagement: Wichtig für Berlinale Talents — und für die 250 Talente

In den engagierten und künstlerisch herausragenden Arbeiten der Talente spiegeln sich die zentralen Themen der Gegenwart wider; hervorstechende Aspekte sind dabei gesellschaftliche Teilhabe, ziviles Engagement und zunehmend auch der Klima- und Umweltschutz. Zu nennen sind hier unter anderem Guy Nemesh aus Israel, der Samuel Maoz' preisgekrönten Film "Foxtrot" zusammen mit Arik Leibovitch editierte, sowie der Kameramann Christopher Aoun und der Editor Konstantin Bock aus Deutschland, die zuletzt an Nadine Labakis hoch gelobtem libanesischen Cannes-Beitrag "Capharnaüm" ("Capernaum — Stadt der Hoffnung") arbeiteten. Der Film darf bei den Academy Awards auf die Auszeichnung als "Bester Ausländischer Film" hoffen. Viele Talente setzen sich auch beruflich für Nachhaltigkeit ein und zeigen auf, wie man sich konkret für den Wandel engagieren kann — ein Fokus, der Berlinale Talents auch im Programm besonders interessiert. Allumfassend betrifft dies die dringlichen Themen Geschlechtergerechtigkeit und Diversität; in diesem Kontext hat zum Beispiel die in Brasilien lebende Wilssa Esser aus Venezuela ein Kollektiv für Kamerafrauen mitinitiiert und wird sich nun in Berlin mit ähnlichen Initiativen vernetzen können. Der Regisseur Jamyang Wangchuk (er spielte als 14-Jähriger in "Seven Years in Tibet" ("Sieben Jahre in Tibet") den jungen Dalai Lama) aus Bhutan — das als einziges Land der Erde als CO2-neutral gilt — arbeitet notgedrungen und gleichermaßen nachhaltig mit den wenigen vorhandenen Ressourcen der jungen Filmindustrie im Land. Auch die in den USA lebende argentinisch-italienische Produktionsdesignerin Rocio Gimenez setzt im Sinne des "Green Film Shooting" auf Reduktion und nutzt, wo möglich, recycelbare Materialien beim Setbau. Berlinale Talents unterstützt auch innovative, zum Beispiel Blockchain-basierte Filmvertriebskonzepte der Talente und Alumni. In einem dergestalt ansonsten zunehmend digitalisierten Markt kann die neuseeländische Produzentin Morgan Leigh Stewart Erfahrungen aus einem "Grassroots"-Projekt einbringen, das die Anwohner*innen einer Drehlocation vom Skript bis zur Vertriebs- und Kommunikationsstrategie in das Filmerlebnis mit einbezog. Die südafrikanische Verleiherin Sydelle Willow Smith geht mit dem "Sunshine Cinema" auf Tour — ein mobiles, solar-betriebenes Kinoformat, das kuratierte Filmreihen einem breiten Publikum jenseits des klassischen Kinoraums zugänglich macht und Dialog stiftet.

Prominente Alumni zeigen Präsenz bei Berlinale Talents

Berlinale Talents erfreut sich seiner bis dato 5.673 Alumni, die inzwischen jährlich in etwa 70 Filme zum Festivalprogramm der Berlinale beisteuern und oft auch im HAU Hebbel am Ufer ihr Wissen an die aktuellen Talente weitervermitteln. Unter den Alumni-Gästen ist in diesem Jahr Adina Pintilie, die 2018 für "Touch Me Not" den Goldenen Bären und den GWFF Preis Bester Erstlingsfilm erhielt, und gemeinsam mit der Produzentin Bianca Oana eine Fallstudie zur Vermarktung und Platzierung des besonderen künstlerischen Filmes machen wird. Auch David Lowery ("A Ghost Story") gehört zu den ehemaligen Talenten, die es wieder nach Berlin zieht: Er wird anlässlich seines aktuellen Films "The Old Man and the Gun" (der am 28. März unter dem Titel "Ein Gauner & Gentleman" in die deutschen Kinos kommt) erzählen, welche Hürden es als aufstrebende*r Filmemacher*in zu überwinden gilt. Die Talentförderung umfasst auch alle anderen Filmgewerke: Kameramann und Alumnus Diego García, der unlängst Spielfilme für Apichatpong Weerasethakul, Carlos Reygadas und Paul Dano fotografiert hat, wird Experte des diesjährigen Camera Studio Workshops.

Die Auswahl der 250 Talente von Berlinale Talents 2019

Die Talente kommen aus den Bereichen Regie (108), Produktion (49), Schauspiel (14), Drehbuch (6), Kamera (16), Montage (13), Produktionsdesign (11), Weltvertrieb und Verleih (10), Filmmusik (7) und Sounddesign (8) — darunter besonders viele Talente, die digitale Workflows von der Produktion bis zum Vertrieb innovativ ausloten und inhaltlich zunehmend hybride Formate und Erzählweisen wählen. 42 Talente nutzen die Project Labs mit Mentor*innenbetreuung, um ihre Dokumentar-, Spielfilm- und Kurzfilmprojekte weiter zu entwickeln. Währenddessen diskutieren acht Filmkritiker*innen der Talent Press die Filme und Themen der Berlinale und hinterfragen gemeinsam mit Gästen die neuen Rollen von Journalist*innen im Filmfestivalbetrieb. Die Talente sind keine Anfänger*innen: Sie haben ihren Filmhochschulabschluss zum Teil bereits zehn Jahre in der Tasche, berufliche Erfahrungen gesammelt und sind regelmäßige Festivalgäste. Das internationale Auswahlkomitee bewertet nicht nur ihre künstlerische, individuelle Leistung, sondern achtet auch darauf, wie in den Arbeiten der Talente die sozialen und wirtschaftlichen Kontexte der jeweiligen Herkunftsländer reflektiert werden und die Filme in dort beheimate Zukunftsdebatten einfließen.

Hier finden Sie die Auswahl:

250 Talente / 41 Filmprojekte in den Project Labs

Quelle: www.berlinale.de