Verpiss dich, Schneewittchen

Deutschland 2016-2018 Spielfilm

Inhalt

Eigentlich arbeitet der Deutschtürke Sammy als Putzhilfe im Hamam seines Bruders Momo. Sein großer Traum ist es jedoch, als Rockstar Karriere zu machen. Eine neue Casting-Show für Bands kommt ihm da gerade recht: Kurz entschlossen überredet er seine Schwester Jessi, den alternden Masseur Wolle und den korpulenten Mahmut zur Gründung einer Musikgruppe. Und siehe da: Die ungewöhnliche Band namens "Hamam Hardrock" kommt beim Publikums überraschend gut an. Nur der hinterhältigen Chefin eines großen Musiklabels ist der Erfolg der Hobbymusiker ein Dorn im Auge. Sie lässt sich einiges einfallen, um die Haman Hardrocker von der Bühne zu verdrängen.

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Heinz17herne
Heinz17herne
„Schlager oder Schläge!“: Die resolute Leiterin eines Altenheimes versteht bei der Ü-70-Party in ihrem Haus keinen Spaß, obwohl ihr Live-Barde darauf gehofft hatte, seinen immer noch höchst skeptischen Geschwistern Jessi und Momo sein wahres Talent vorführen zu können – weil die schwerhörigen Alten doch ohnehin nichts verstehen. Denn Sammy will endlich raus aus der Schlager-Mucke, die in der Tat nur mit einer gehörigen Portion Eierlikör zu ertragen ist. Im Inneren seines großen Herzens fühlt er sich als Rockstar, hatte bisher aber keine Gelegenheit, sein Können unter Beweis zu stellen, da eine Casting-Bewerbung nach der anderen in die Hose gegangen ist.

Ein letztes Mal will Sammy es versuchen – beim Star Battle auf Splash TV. Und Jessi gelingt ein in der Tat grandioses Split-Screen-Bewerbungsvideo, an dem selbst die eingebildete Tussi von Produzentin Paula Thomaschewsky samt ihres unterwürfigen Assistenten nicht vorbeikommt. Ein Manko kann freilich auch die rasanteste Schnitt-Technik nicht ausgleichen: Sammy hat sich für einen Band-Contest beworben. Muss also binnen einer Woche potente Mitstreiter für die Show suchen.

Ausgerechnet jetzt fährt Momo, in dessen Hamam Sammy angestellt ist, in den Traumschiff-Urlaub mit seiner Flamme Maryam, die, wie sich später herausstellt, erfolgreich versucht, auf der Kreuzfahrt mit ihm die Ringe zu tauschen. So muss der frischgebackene Rockstar nicht nur das florierende Unternehmen (gedreht wurde im größten Hamam Europas, im alten Hamburger Hafenkrankenhaus) seines Bruders eigenverantwortlich leiten, sondern auch noch zusätzliches Personal einstellen.

Mit Wolle findet seine Schwester, die als Sandwich-Frau auf Werbetour gegangen ist, einen unkonventionellen und wortkargen, offenbar aber sehr erfahrenen langzeitarbeitslosen Bademeister, dem die türkischen Stammgäste naturgemäß äußerst skeptisch gegenüberstehen. Aber Wolle erweist sich bald als Glücksgriff: Der gewichtigste Kunde Mahmut (musste für seine Rolle 25 Kilo aufspecken: Özgür Karadeniz), der gut und gerne als Sumoringer durchgehen könnte, zeigt sich ganz begeistert von den Massagekünsten des schmächtigen Zausels.

Womit, mehr oder minder freiwillig, auch die Mitglieder der Band „Hamam Hardrock“ gecastet worden sind, nachdem mehrere Versuche an außergewöhnlichen Orten wie einer Friedhofshalle (Comedian Olaf Schubert als Bestatter, der im Sarg probeschläft) grandios gescheitert sind. Nun gilt es, sich auf das Halbfinale inmitten eines Beachclub-Gewimmels zu konzentrieren. Bei dem Überangebot an nacktem Fleisch keine leichte Aufgabe. Und dann mischt auch noch die rechtsnational-pseudopolitische Band „Freiland“ mit, deren Frontmann Sven kein Pardon kennt, wenn es um die Wahrung der eigenen Interessen gilt. Dass sich dennoch Sammy & seine Freunde beim Publikumsvotum durchsetzen, hat vor allem mit ihrer originellen Bühnenshow zu tun. Die sie bis ins (im Kölner Tanzbrunnen gedrehten) Finale führt, hier aber natürlich nicht verraten wird...

Ein Film mit den Stars der deutsch-türkischen Comedy-Szene: Cüneyt Kayas nach „Ummah – Unter Freunden“ erst zweiter Kinostreifen ist eine zielgruppengerecht turbulent inszenierte alberne Klamotte samt altklug-vorlauter Schildkröte Rocky, die zwar auch auf prolligen Humor teilweise stark unter zumindest meiner Gürtellinie baut. Auf der anderen Seite brilliert Bülent Ceylan in seiner ersten Kino-Hauptrolle in einer höchst politischen Komödie, die Klischees transportiert, um sie ad absurdum zu führen. Und damit im Publikum Vorurteile abzubauen – ganz ohne erhobenen moralischen Zeigefinger. Auch der Filmtitel hat mit diesem durchaus ernsten Background zu tun: als „Schneewittchen“ wird der langhaarige Sammy von Rechtsradikalen als vermeintlicher Schwuler beschimpft - und sehr handgreiflich bekämpft.

Grandios besetzte Nebenrollen wie der Comedystar Chris Tall als überhebliches Arschloch von TV-Boss Grossmann und Cameo-Auftritte etwa von Tom Gerhardt als zwar spießiger, dann aber doch ganz hilfsbereiter Hausmeister sowie vom Rapper Eko Fresh als schüchterner Nerd - und Jessis eifersüchtiger Freund Uli – würzen den am 13. Dezember 2021 von Sat 1 als Free-TV-Premiere ausgestrahlten Spaß. Der genregemäß happy endet, obwohl der Hamam von Neonazis kurz und klein geschlagen worden ist. Was auch mit Wolle, dem „Mozart der Masseure“, zu tun hat...

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Dreharbeiten

    • 12.07.2016 - 26.08.2016: Köln, Hamburg, München
Länge:
88 min
Format:
DCP
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 07.03.2018, 177184, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Kinostart (DE): 29.03.2018

Titel

  • Originaltitel (DE) Verpiss dich, Schneewittchen

Fassungen

Original

Länge:
88 min
Format:
DCP
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 07.03.2018, 177184, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Kinostart (DE): 29.03.2018