Inhalt
Schauplatz ist das Spielkasino eines westdeutschen Kurortes. Die Bühnenelevin Sybille ist dort häufiger Gast, in der Hoffnung auf schnelles Geld zur Finanzierung ihres Studiums. Ein Rechtsanwalt, Handlanger des Casino-Monopols, benutzt die naive Sybille.
Er will falsche Jetons in Umlauf bringen und damit die kleine Spielbank ruinieren. Sybille soll, da er angeblich als angesehener Anwalt unerkannt bleiben möchte, für ihn spielen und soll dafür am Gewinn beteiligt werden. Gerhard, Sybilles Freund, ist Journalist. Er durchschaut das Spiel und will die Machenschaften in einer Artikelserie veröffentlichen.
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Die junge, attraktive Schauspiel-Studentin Sybille ist mit anderen weiblichen Schönheiten im Reisebus mit gläsernem Dach zum Luganer See unterwegs, um einem exklusiven Zuschauer- und Käuferkreis die aktuelle Modekollektion vorzuführen. Nach getaner Arbeit darf es dann ruhig ins Kasino gehen. Einem eleganten, durchaus charmanten älteren Herrn, der sich später als Rechtsanwalt Dr. Busch zu erkennen gibt, fällt sofort ein gazellenhaftes Wesen aus dem Kreis der unternehmungsdurstigen Mannequins auf, das offenbar am Spiel selbst überhaupt nicht interessiert ist, aber, von ihren Kolleginnen geradezu genötigt und mit Jetons versorgt, mit erheblichem Anfängerglück ein schönes Sümmchen einstreicht. Das Sybille sorgsam hütet: die begabte Studentin hat bisher vergeblich auf das dringend benötigte Stipendium gehofft und braucht jede Mark zum Überleben.
Im Hinterzimmer des Luganer Etablissements, in dem das Babelsberger Defa-Orchester Martin Böttchers flotte Arrangements zum Swingen bringt, erhält Dr. Busch vom Besitzer Martinez den Auftrag, mit gefälschten Jetons und gezielten Presse-Informationen den Konkurrenten Gallinger aus dem Weg zu räumen, der in einem bekannten deutschen Kurort (die Kulisse ist Potsdam-Sanssouci samt mit Hochglanz-Illustrierten aus dem Westen zugepflastertem Kiosk) eine Spielbank betreibt, welche Martinez gern seinem Imperium zufügen möchte. Kröger, ein straffällig gewordener und von Gallinger in Unehren entlassener Croupier, soll ihm dabei zur Hand gehen.
Dr. Busch engagiert Sybille, um angeblich ein neues Spiel-System zu erkunden und verspricht, sie zur Hälfte am Gewinn zu beteiligen. In Wirklichkeit ist die Bühnenelevin das ideale Mittel zum Zweck, um die gefälschten Jetons unauffällig unter die echten zu mischen an den verschiedenen Spieltischen. Zudem hat er mit Gerhard Fischer einen Journalisten mit ersten Informationen gefüttert und als dieser sich in der Spielbank umsieht, fällt sein Blick sogleich auf Sybille. Die beiden jungen Leute verlieben sich ineinander, ziehen zusammen und heiraten in aller Stille. Nun, da sie erfährt, an welcher Story ihr Gatte arbeitet, kann Sybille natürlich nicht mehr ihrer lukrativen Abendbeschäftigung nachgehen.
Andererseits ist die Entscheidung über die Bewilligung eines Stipendiums erneut verschoben worden und als Gerhard vom „Nachtkurier“-Verleger Dr. Müller aus politischen Gründen vom brisanten Recherche-Thema abgezogen wird, kündigt der engagierte Journalist von sich aus, um seine Story einer anderen Zeitung anzubieten. Doch wovon leben? Also geht Sybille wieder in die Spielbank. Freilich ist die Sache mit den Plastik-Blüten inzwischen aufgeflogen und die interne Untersuchung hat den Schuldigen bald gefunden. Nachdem man in Dr. Buschs Schreibtisch größere Mengen gefälschter Jetons gefunden hat, hilft kein Leugnen: der angebliche „Doktor“ wechselt rasch die Seiten, sodass Gallinger in aller Ruhe seinen Erz-Konkurrenten Martinez empfangen kann, welcher den Verräter Busch liquidieren lässt.
Pack schlägt sich, Pack verträgt sich, wenn nur die Kohle stimmt. Für das frischgebackene Ehepaar Fischer gibt es dagegen kein Happy End: Sybille muss ein Schuldeingeständnis samt Schadensersatzforderung unterzeichnen, gegen das keine juristischen Mittel eingelegt werden können. Gallinger verlässt das Justizgebäude nicht nur als freier, sondern auch als gemachter Mann: „Niemand ist geschädigt, es wird keine Anklage geben.“
Und wo bleibt das Positive? Gar die parteiliche Haltung? Im authentisch-detailreichen Szenarium Hans von Oettingens, dem ehemaligen Pressechef der Wiesbadener Spielbank und Chefredakteur des Branchenblattes „Casino-Revue“, gibt es keinen sozialistischen Helden, der mit den Schweinereien dieser über Leichen gehenden Finanzhaie aufräumt. Und was beinahe noch schlimmer ist: dem heimischen DDR-Publikum wird der böse, ausbeuterische Kapitalismus in den schönsten Farben vor Augen geführt. Attraktive Mode, schnittige Cabrios, schöne und dazu noch unerreichbare Landschaften (gedreht wurde auch in Italien) im Totalvision-Format: das ist ja geradezu konterrevolutionär. Weshalb auf der 2. Filmkonferenz 1958 in Berlin auch von kleinbürgerlicher Opposition zu kapitalistischen Verhältnissen die Rede war.
Der in Berlin-Charlottenburg lebende Regisseur Arthur Pohl (1900-1970), dessen Vorname zu DDR-Zeiten „Artur“ geschrieben wurde, kam 1947 vom Theater zur Defa und ließ sich einen Teil des Gehalts in West-Mark auszahlen. Er sollte ein unterhaltsames Opus über die finsteren Machenschaften in westdeutschen Spielbanken drehen. Dass es so opulent ausfallen konnte, war dem in München lebenden Koproduzenten Erich Mehl (Real-Film) zu verdanken, der über seinen kleinen Stockholmer Ableger Pandora nicht weniger als acht westdeutsche und österreichische Schauspieler verpflichtete und nach einem Unfall Pohls während der Dreharbeiten am Schluss selbst die Regie übernehmen musste.
Zwei Filmschlüsse wurden montiert: in der 92-minütigen Farb-Version für den Westen, die den Titel „Parkplatz zur großen Sehnsucht“ trägt, werden die drei „Spielbank-Haie“ dingfest gemacht und vor Gericht gestellt. In der auf Normalformat heruntergebrochenen 90-minütigen Schwarzweiß-Fassung für die DDR bleibt alles beim alten: die Recherchen des Journalisten sorgen nur kurz für Aufsehen, am Ende hackt eine Kapitalisten-Krähe der anderen kein Auge aus. Arthur Pohl hat so vehement wie vergeblich gegen diese Aufsplitterung des Filmschlusses protestiert: nach fast zehn Jahren Tätigkeit für die Defa hat er als einer der letzten West-Regisseure, 1953 DDR-Nationalpreisträger für „Die Unbesiegbaren“, Babelsberg den Rücken gekehrt. Freilich nicht zum eigenen Vorteil: dem West-Berliner blieben nur noch TV-Produktionen, „Spielbank-Affäre“ war sein letzter Kinostreifen. Dessen farbige Totalvision-Fassung erstmals 2016 auf einer Doppel-DVD (Filmjuwel) zugänglich gemacht worden ist, in Westdeutschland war Ende der 1950er Jahre nur die Farb-Version auf Normalformat gezeigt worden.
Pitt Herrmann