Kopf hoch, Johannes!

Deutschland 1940/1941 Spielfilm

Filme der NS-Zeit sind im Kontext der staatlich beeinflussten Produktion und Rezeption zu sehen. Mehr erfahren »

Inhalt

Der propagandistische Jugendfilm "Kopf hoch, Johannes!" von Viktor de Kowa aus dem Jahr 1941 entstand in der Zeit der gleichgeschalteten Filmindustrie des Dritten Reichs.
Der Jugendliche Johannes hat die letzten zehn Jahre bei seiner Mutter in Argentinien gelebt. Nach ihrem Tod kehrt er zu seinem Vater, dem Gutsbesitzer Redel, nach Deutschland zurück. Johannes fällt die Eingewöhnung aber schwer und auch die Beziehung zu seinem Vater ist durch Ablehnung und Trotz geprägt. Redel begegnet seinem Sohn mit äußerer Härte und ist mit der Situation überfordert. Er steckt Johannes in eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt. Zunächst findet er auch dort keinen Anschluss an seine Kollegen und weigert sich, die Erziehungsprinzipien anzunehmen. Doch dann entdeckt einer der Erzieher Johannes’ Interesse an der Musik und zeigt ihm die Militärkapelle. Daraufhin blüht der Junge auf und beginnt sich für sein neues Umfeld zu öffnen. In den Ferien besucht Johannes seinen Vater und beide kommen sich bei diesem Neustart näher.

Der nationalsozialistische Propagandafilm "Kopf hoch, Johannes!" predigt Vaterlandsliebe sowie die eigene Opferbereitschaft und bot den Jugendlichen mit der Figur des Johannes gleichzeitig eine sympathisch inszenierte Identifikationsfigur. Der Film wendete sich gezielt an Jugendliche, um sie für Nationalsozialistische Erziehungsanstalten zu begeistern. Dort sollte eine neue Elitegemeinschaft ausgebildet werden, die der nationalsozialistischen Ideologie der Regierung blind folgen sollte.

Von den Alliierten wurde der Film 1945 als Verbotsfilm klassifiziert. Seit 1966 befinden sich die ehemaligen Verbotsfilme im Bestand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung und werden unter Vorbehalt in öffentlichen Aufführungen zugänglich gemacht.
Darunter fallen die Propagandafilme aus der Zeit des Nationalsozialismus, deren Inhalt kriegsverherrlichend, rassistisch, antisemitisch und/oder volksverhetzend ist und deshalb auf Beschluss des Stiftungs-Kuratoriums nicht für den allgemeinen Vertrieb freigegeben werden.

Quelle: Murnau-Stiftung

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Falk Schwarz
"Jawoll Anstaltsleiter"
Es herrscht ein rauer, autoritärer Ton im Hause Redel. Als der Sohn (gespielt von Klaus Detlef Sierck, Sohn des Regisseurs Detlev Sierck aus erster Ehe) nach zehn Jahren wieder auf seinen Vater trifft, bleibt Behn-Grund mit der Kamera hinter ihm, lässt ihn sich erst ganz langsam umdrehen und fährt dann mit der Kamera diskret zurück, damit wir dieses Aufeinandertreffen zweier Verbitterter nicht allzu nah sehen müssen. Johannes hat zwar das feine Gesicht eines Muttersöhnchens, neigt aber zu Sadismus. Er fesselt den kleinen Sohn des Verwalters und beschiesst ihn mit der Zwille mit Steinen. Der Kleine ist unfähig, sich zu wehren. Dann wird die Fassade eines großen Landhauses gezeigt, es erklingen Trompetenfanfaren, der schwer Erziehbare "darf" in dieses Internat, das sich Nationalpolitische Erziehungsanstalt nennt. Dort soll er geschliffen werden und lernen, sich einzufügen. Der Ton ist militärisch, knapp, hart, auf Individualität wird keine Rücksicht genommen. Behn-Grund fährt mit der Kamera auf ausgelegten Schienen an den Waschtrögen vorbei, wo die halbnackten Jugendlichen hantieren und sich die Zähne putzen. Zwei der Waschbecken hätten es getan, aber der Film will ja das Massenornament. "Jawoll Anstaltsleiter" haben die Jungen zu antworten, wenn ihnen ein Befehl zugeschrien wird. Hacken zusammen! Dafür dürfen sie am Arm die Binde mit dem Hakenkreuz tragen. Sie lernen marschieren, in ihrer Musikkapelle spielen sie Märsche - klar, hier werden für das kriegführende Reich die künftigen Soldaten rekrutiert. "Wer nicht gehorchen kann, hat später nicht das Recht zu befehlen". - Man schüttelt sich. Trotzdem: in der Massierung dieses paramilitärischen Gehabes, dieses Haudrauf, scheint etwas durch, was wohl nicht beabsichtigt war: die Naivität der Macher. Wird in dieser Anstalt auch Wissen vermittelt oder reicht das Marschieren? Wir erfahren es nicht. Schwer erträgliche Propaganda für die harte Erziehung im NS-Sinne. Zudem lässt sich nicht ausblenden, dass auch eine homoerotische Seite ins Spiel kommt. Der "weiße Elefant" ist immer dabei - wenn sich die Jungs bis auf eine knappe Badehose ausziehen und die Uniformträger allzu belanglos wegschauen. In der Nachkriegszeit haben westdeutsche Internate solchen Verdacht mehr als bestätigt. Wenn nicht die Kamera immer wieder Dorothea Wieck ins Bild setzen würde, die hier für den Liebreiz zuständig ist, dann wäre das Ganze noch unerträglicher. Die Murnau-Stiftung hält dieses Machwerk unter Verschluß - und das ist gut so. Viktor de Kowa setzte sich nie wieder in den Regiestuhl, der Hauptdarsteller Klaus Detlef Sierck fiel 1944 an der Front. Schlußsatz: "Eine neue Zeit ist für uns gekommen, für uns alle." Marschmusik.

Credits

Schnitt

Darsteller

Alle Credits

Regie-Assistenz

Kamera-Assistenz

Standfotos

Kostüme

Schnitt

Darsteller

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Dreharbeiten

    • From 10.06.1940: Gut Kartzow bei Potsdam , Erziehungsanstalt Oranienstein bei Limburg an der Lahn; Tobis-Atelier Berl
Länge:
2131 m, 78 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, Tobis-Klangfilm
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 05.02.1941, B.54995, Jugendfrei / feiertagsfrei;
Zensur (DE): Juni 1945, Verbot [Alliierte Militärzensur]

Aufführung:

Uraufführung (DE): 11.03.1941, Berlin, Tauentzien-Palast

Titel

  • Originaltitel (DE) Kopf hoch, Johannes!

Fassungen

Original

Länge:
2131 m, 78 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, Tobis-Klangfilm
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 05.02.1941, B.54995, Jugendfrei / feiertagsfrei;
Zensur (DE): Juni 1945, Verbot [Alliierte Militärzensur]

Aufführung:

Uraufführung (DE): 11.03.1941, Berlin, Tauentzien-Palast

Digitalisierte Fassung

Länge:
83 min
Format:
DCP 2k, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, 5.1 Mono