Don Juan, Karl-Liebknecht-Str. 78

DDR 1979/1980 Spielfilm

Inhalt

Wischnewsky hat Schwierigkeiten mit der Liebe, mit den zu liebenden Damen. Vor allem aber mit sich selbst. Das wird abgehandelt vor, während und nach den Proben zu Mozarts "Don Giovanni" an einem Stadttheater irgendwo in der DDR, das Wischnewsky für diese Inszenierung als Gast-Regisseur verpflichtet hat. Die Proben gestalten sich problematisch, zumal bei Wischnewsky immer wieder Arbeit und Privates ineinander verschwimmen. Seine alte Liebe Vera, die die Partie der Donna Anna singt, möchte ihn erneut für sich gewinnen, während Wischnewsky in Beate, die Interpretin der Donna Elvira, verliebt ist. Als beide Frauen sich solidarisieren, steht der Regisseur im Regen.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Andrej Wischnewsky, renommierter Opernregisseur aus der Hauptstadt Berlin, reist in die Provinz, um als Gast Wolfgang Amadeus Mozarts „Don Giovanni“ zu inszenieren. Dabei vermischen sich zunehmend die Ebenen von Bühnen-Geschehen und Inszenierungs-Wirklichkeit. Einerseits sieht sich der Regisseur selbst immer häufiger als Don Giovanni, zumindest aber als Don Juan. Was freilich nicht ganz einleuchtet: Hilmar Thate erscheint eher als etwas abgehalfterter hauptstädtischer Star denn als feuriger Liebhaber voller Saft und Kraft, der den Funken von der Bühne mit ins Hotelbett nimmt.

Andererseits kommt er mit seinem Liebesleben ebensowenig zurecht wie mit dem Interpreten der Titelpartie. Sodass der im Übrigen verheiratete Familienvater am Ende auch mit der Zweitbesetzung der Donna Elvira zufrieden ist, nachdem er die Erstbesetzung, das Vollblutweib Beate Weber nicht bekommen hat. Auch das Verhältnis zur Sängerin der Donna Anna, Vera, einer alten Liebe Andrejs, inzwischen eine eher biedere Hausfrau, ist wenig geeignet, Parallelen zu Mozarts Opernheld zu konstruieren. Da muss schon gröberes Geschütz aufgefahren werden: Der Don Giovanni aus der Oper vergeht im Höllenfeuer, während sich der Don Juan aus der Karl-Liebknecht-Straße 78 nur das Bein lädiert beim Sturz in den Bühnen-Orkus…

Eine große Mozart-Satire also? Das stand wohl eher im Hintergrund der Intentionen Siegfried Kühns, der sich ganz der backstage-comedy gewidmet hat vor dem Hintergrund eines in der Midlife-Crisis steckenden Regisseurs. Große Oper in der Provinz auf, vor und hinter den Brettern, die die Welt bedeuten: Mit einem so verfetteten wie von sich selbst überzeugten Provinzbariton, mit reichlich Techtelmechtel hinter dem Vorhang und der doppelbödig-pirandellesken Parallelität von Operngeschehen und wahrem Leben.

Und der Figur des Regisseurs Andrej Wischnewsky, die „irgendwie blockiert ist, die versucht auszubrechen, die einen großen Anlauf nimmt, um ein Ideal zu verwirklichen, es aber nicht schafft“, so Siegfried Kühn gegenüber der DDR-Wochenzeitschrift „Sonntag“. Prompt sah er sich dem Vorwurf des „Subjektivistischen“ ausgesetzt in den ideologisch linientreuen DDR-Medien. Ist mir zu hoch gegriffen für einen Film, der von allem jeweils einen Happen offeriert, aber das Gesamtkunstwerk einer stringenten Komposition vermissen lässt.

Die am 27. August 1982 erstmals im Westen von der ARD ausgestrahlte Komödie ist eine Liebeserklärung an die Oper, sehr hörenswert mit Musik von Haydn, Lortzing, Mozart zumeist und Karl-Ernst Sasse. Eine anspielungsreiche, letztlich aber doch recht oberflächlich-seichte Theater-auf-dem-Theater-Story. Die freilich mit vielen liebevollen Details und szenischen Petitessen angereichert ist, für die auch Kameramann Claus Neumann ein Lob gebührt. Etwa für die Wartburg-Fahrt von Berlin in die Provinz über holprige Landstraßen: Die Autoscheibe ist bald so verschmiert, dass Wischnewsky so gut wie nichts mehr sehen kann. Dafür genießt er um so mehr den vollem Opernsound aus den Lautsprechern.

Oder die Begegnung des Regisseurs mit einer inzwischen in die Jahre gekommenen Sängerin, die ihm wie ein Spiegelbild der eigenen, allernächsten Zukunft vorkommen muss. Hertha Thiele verkörpert diese Episodenrolle, die schon legendäre Grand Dame des DDR-Films („Kuhle Wampe“, „Mädchen in Uniform“). Wie Siegfried Kühns Hundertminüter überhaupt mit einer tollen Besetzung aufwarten kann, unbedingt genannt werden müssen Hilmar Baumann, Fred Delmare, Ute Lubosch und die Theaterlegende Fritz Marquardt.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie-Assistenz

Drehbuch

Szenarium

Dramaturgie

Kamera

Kamera-Assistenz

Bau-Ausführung

Kostüme

Schnitt

Musik-Tonaufnahme

Musik-Ausführung

Darsteller

Sprecher

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Länge:
2706 m, 99 min
Format:
35mm, 1:1,66
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 07.08.1980, Berlin, International;
Kinostart (DD): 08.08.1980

Titel

  • Originaltitel (DD) Don Juan, Karl-Liebknecht-Str. 78
  • Arbeitstitel (DD) Don Juan aus der Provinz

Fassungen

Original

Länge:
2706 m, 99 min
Format:
35mm, 1:1,66
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 07.08.1980, Berlin, International;
Kinostart (DD): 08.08.1980