Die verbotenen Inseln

DDR 1971/1972 Kurz-Dokumentarfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Mehr als 15 Jahre lang waren Christine Jahrow (später Bergmann) und Siegfried Bergmann Vogelwarte der beiden Inseln Kirr und Oie im Barther Bodden, einer großen Lagune zwischen der Halbinsel Zingst und der auf dem Festland gelegenen Stadt Barth. Jeweils zwischen April und Juni beobachteten sie Flora und Fauna vor der schon zu DDR-Zeiten beliebten Urlaubsregion an der Ostsee, die nach der Wende einen enormen, unter Naturschutz-Gesichtspunkten einen kaum mehr tragbaren Zulauf erhalten hat.

450 Hektar umfasste zu DDR-Zeiten das Vogel- und Naturschutzgebiet, das in den 1960er Jahren durch hochintensive Landwirtschaft gefährdet wurde, weil zwischen Naturschützern und Rinderzüchtern ein „Kampf um jedes Stück Land“ ausgebrochen war, der schließlich durch den Rat des Kreises Rostock „im Sinn der sozialistischen Landeskultur“ durch Kompromisse beendet werden konnte, wie sich Dieter Wien am Ende der 16-minütigen, am 12. Mai 1972 als Kino-Beiprogramm angelaufenen Dokumentation aus dem Off vernehmen lässt. So konnte der jährliche Weideauftrieb zeitlich nach hinten verschoben werden, um die Gelege von Bodenbrütern wie dem Säbelschnäbler und der Seeschwalbe zu schützen.

Mehr als sechzig Seevogelarten nutzen die kargen Eilande als Brutrevier, ihnen stehen 12.000 Vierbeiner der Volkseigenen Rinderzucht Zingst gegenüber – und das häufig im wahren Wortsinn. Die Salzwiesen sind vor allem für die Kälberaufzucht bestens geeignet, gleichzeitig aber für den Erhalt seltener Pflanzen und vom Aussterben bedrohter Tierarten von großer Bedeutung. Die von der Landwirtschaft forcierte Mineraldüngung des Bodens aus der Luft gefährdet das biologische Gleichgewicht nicht nur des Schutzgebietes: Nitrate verunreinigen zunehmend das Trinkwasserreservoir der Ostsee-Anrainergemeinden.

Die beiden Kameraleute zeigen nicht nur die Anlage künstlicher Bruthilfen für Brandgänse und Enten, sondern verfolgen auch das Gründeln eines einsamen Flamingos, einem „Irrgast“ hier im Barther Bodden, sowie das muntere Treiben von Brandseeschwalben: die seit Jahrzehnten vom Aussterben bedrohte Küstenvogelart, die bis heute in der Kategorie 1 der Roten Liste geführt wird, hat sich neben einer bestehenden Lachmöwen-Kolonie angesiedelt.

Siegfried Bergmann in „Sternstunden des Tierfilms“ von Gabriele Teutloff (Steinfurt, Tecklenborg: 2.000): „In der DDR stand die Ökonomie im Vordergrund. Also musste auch das Ökonomische betont werden, um damit die ökologische Bedeutung klar zu machen. Ein Frosch zum Beispiel frisst so viele Insekten, dass man zehn Kilogramm Pestizide einspart. Das war die Art, mit der man argumentieren musste, um bestimmte Dinge zu erhalten.“

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Länge:
430m, 16 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Erstaufführung (DD): 12.05.1972

Titel

  • Originaltitel (DD) Die verbotenen Inseln

Fassungen

Original

Länge:
430m, 16 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Erstaufführung (DD): 12.05.1972