Die Gänsehirtin am Brunnen

DDR 1978/1979 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
„Wer Reichtum erringen will, muss bei Zeit erlernen, Lasten zu tragen“: Eine Alte sammelt Reisig, Pilze und Kräuter im Wald. Sie rastet an einem Brunnen, in dessen Wasser sich kurzzeitig eine Märchenwelt auftut, als die betagte Frau mit einem Zweig voller Blätter über die Oberfläche streicht. Davon bekommt der junge Mann aber nichts mit, der frohen Mutes aus der Tiefe des Waldes kommend auf der Bildfläche erscheint. Er befinde sich auf der Wanderschaft, heiße Hans und sei der nicht erbberechtigte Sohn eines Schmiedes. Also inzwischen ein unnützer Esser am Tisch des Vaters.

So ziehe er in die Welt hinaus, um Macht, Ruhm und Reichtum zu erlangen. Jetzt aber wolle er der Alten das schwere Reisigbündel bis nach Hause tragen, ein Angebot, das diese mit einem geheimnisvollen Lächeln annimmt. Und Hans, als dieser zwischendurch schlapp zu machen droht ob der Schwere der Last, Weisheiten solcher Art mit auf den Weg gibt: „Wer nach Macht strebt, muss stark genug sein, seine eigene Trägheit zu beherrschen.“

In ihrer kleinen, ärmlichen Hütte angekommen, in der die Alte mit ihrer nicht gerade hübschen Gänsehirtin Trulle lebt, darf Hans auf dem Strohlager übernachten. Er fällt sogleich in einen tiefen Schlummer, den die Alte mit den Dämpfen eines Gebräus aus ihrer Alchimisten-Küche befeuert: Der Junge träumt von einem prächtigen Schloss, in dem König Albrecht, der Glänzende und seine Gattin Margarethe den siebten Geburtstag ihres Nesthäkchens, Prinzessin Marie, feiern.

Sehr zum Verdruss ihrer älteren, eifersüchtigen Schwestern Elisabeth (Manja Göring) und Helene (Viola Schweizer) werden Marie die kostbarsten Gaben dargereicht. So von Prinz Machmud aus dem Land der Morgenröte, dem Junker Herzlieb von und zu Schreckenfeld und sogar von König Volkrad, welcher der Kleinen den „Orden der goldenen Sonne“ überreicht. Marie lässt diese nicht enden wollende Zeremonie ungerührt über sich ergehen.

Rechte Freude kommt bei ihr erst auf, als doch noch ihre Patin, die Fee Almuthe erscheint. Und in ihrem Gefolge schließlich auch Konrad, Liesa und die anderen Gesindekinder, mit denen sie am liebsten ihre eng bemessene Freizeit verbringt, selbst gebastelte Geschenke überreichen. Sowie einen entzückenden kleinen Hund, der die feine Hofgesellschaft derart in Rage versetzt, dass der König ein Machtwort spricht, sich alle „Bettelmann-Gaben“ verbittet und die Freunde Maries achtkantig vor die Tür setzt.

Beim ersten Hahnenschrei ist der Traum zu Ende – und Hans hat, als Dank für seine Hilfe, einen Wunsch frei. Der törichte Junge erträumt sich ein Leben am Hofe König Albrechts und wünscht sich ein schnelles Pferd, ein gutes Schwert und eine glänzende Rüstung. Zur eigenen Überraschung findet er alles draußen vor der ärmlichen Kate vor – und reitet davon. Hans gelangt an eine Burg, wo sich die Söhne um die Nachfolge des verstorbenen Burgherrn schlagen – in einem Ritterturnier. Er greift erfolgreich ein – und wird doch ins Turmverlies verbannt, weil er sich als Sohn eines Schmiedes statt eines Edelmannes zu erkennen gegeben hat.

Der Einfaltspinsel kann sich jedoch befreien und kehrt reumütig zur Alten zurück. Hat ihn der Schaden klüger gemacht? In der Nacht träumt er sich an den Hof König Albrecht, des Glänzenden, zurück. Zum zwölften Geburtstag Maries kommt es im Schlosspark (Eberhard Borkmanns Kamera steht in Schwerin) zu einer weiteren höchst unerfreulichen Begegnung: Nachdem er seine Lieblingstochter erneut in Gegenwart der Gesindekinder erwischt hat, verbannt er Letztere aus ihrem Umkreis und Marie ins Schloss. Ihre Geschenke, darunter ein schöner Baum, werden vernichtet.

„Für die Macht tauge ich nicht“: Am anderen Morgen ist Hans zu der Einsicht gelangt, dass er es lieber mit Reichtum versuchen soll. Er wünscht sich einen mit Kaufmannswaren voll beladenen Pferdewagen – und die Alte erfüllt ihm auch dieses Begehren in der Erkenntnis: „Aus einem Toren kann man über Nacht keinen Weisen machen.“ Doch schon bald bringen ihn drei Wegelagerer um alles Hab und Gut - Hans kehrt erneut zur Alten zurück. Da alle guten Dinge drei sind, jedenfalls im Märchen, träumt er in dieser Nacht vom 15. Geburtstag Maries. König Albrecht, der seinen drei Töchtern die Frage stellt, wer ihn am meisten liebe, wirft sein Lieblingskind mit Schimpf und Schande – und einem schweren Sack Salz auf den zierlichen Schultern - aus seinem Schloss. Hat Marie doch gewagt, ihm eine so kluge wie ehrliche Antwort zu geben: Sie liebe ihn so wie Salz, ohne das keine Speise schmecke. Für den am anderen Morgen erwachenden Hans ist die Sache klar: Er will diese Prinzessin retten!

Als Glücksbringer mit auf den Weg erhält er von der Alten eine Smaragddose. Hans erreicht tatsächlich das Schloss des Königs Albrecht. Und die Königin erkennt sogleich die mit Edelsteinen verzierte Dose als Preziose ihrer längst sehnsüchtig vermissten Tochter Marie. Hans macht sich sogleich erneut auf die Suche – und findet die nun in voller Schönheit erblühte Königstochter Marie just an dem Brunnen, wo ihm einst die Alte begegnet ist: Sie ist niemand anderes als die Gänsemagd und die Alte keine Geringere als die Fee Almuthe. An ihrem 18. Geburtstag kann Marie endlich wieder mit den Gesindekindern feiern – bei Brot und Salz!

Ursula Schmenger erzählt das Grimmsche Märchen mit einem tollen Ensemble als eine Geschichte von unten: Hans, der Handwerkersohn, und Marie, die Königstochter, die lieber mit den Kindern des Gesindes spielt als sich von Speichelleckern und Blaublütern hofieren zu lassen, sind die Helden einer Adlershofer Auftragsproduktion (PL Willi Teichmann), die am 22. Dezember 1979 erstmals im Fernsehen der DDR ausgestrahlt worden ist.

Pitt Herrmann

Credits

Darsteller

Alle Credits

Bauten

Darsteller

Länge:
1687 m
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

TV-Erstsendung (DD): 27.03.1981, DDR-TV

Titel

  • Originaltitel (DD) Die Gänsehirtin am Brunnen

Fassungen

Original

Länge:
1687 m
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

TV-Erstsendung (DD): 27.03.1981, DDR-TV