Der Herr Kanzleirat

Österreich 1948 Spielfilm

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Falk Schwarz
Der Moser mal als Casanova
Wer beim Kanzleirat Leopold Bachmayer (Hans Moser) in die Gerichtsstube will, muss warten können. In seiner Paragraphen-Alleinherrschaft ist er frech und ungnädig zu jedermann, besteht auf seinen Ritualen und verbittet sich im Verhör alles Persönliche. Eine Brosche ist gestohlen worden. Frau von Seewald (Susanne von Almassy), die Bestohlene, stürmt herein, ohne anzuklopfen, setzt sich in Positur und verdreht dem alten Hagestolz im Nu den Kopf. Dieser Charmeoffensive ist er nicht gewachsen, sein altes Herz legt Extraschläge ein, er verliebt sich. Doch warum entwickelt sich jetzt keine Mosersche Komik? Warum wirkt dieses Entré flau und flach? Flapsig gesagt: weil der Regisseur nicht E.W. Emo heißt. Denn anstatt die Einheit des Raumes zu belassen, in dem sich alles verwickelt entwickelt, schneidet Regisseur Hubert Marischka Szenen dazwischen, die ablenken und verwirren. Komik braucht einen Rahmen, bei Moser einen engen. Nur dann wirkt sein Talent. - Nächste Szene: Wörthersee. Dorthin ist der verliebte Gockel der verheirateten Frau von Seewald gefolgt, die Ferien machen will. Durch eine Verwechslung muss nun der gute Leopold den Ehemann der Dame abgeben, was er nicht kann und was er nicht will. Da helfen auch keine halben Sätze, sein Wuseln bringt ihn nur noch tiefer in Verlegenheit - und wieder fehlt der zündende Funke. Oder ist es komisch, wenn der schon immer etwas bejahrte Moser einen frisch gebügelten Casanova abgeben soll? Zumal seine Angebetete nicht einmal ahnt, was er sich da eingeredet hat. Oder wenn er an einer Angel Schwimmunterricht nehmen soll und dabei zappelt wie ein Fisch auf dem Trockenen? Das ist von aussen übergestülpt, führt Moser vor, anstatt seinem Talent gerecht zu werden (was ein Emo niemals zugelassen hätte). Gelacht wird allerdings ständig laut und keck - nur leider nicht von den Zuschauern, sondern von den Darstellern im Film, die sich in Albernheit retten. Ein Juwel ist Rudolf Carl ("woll, woll") als etwas behämmerter Hoteldiener - eine wirklich komische Charge. Auch die Schlusspointe vergeigt der Regisseur: der Leopold muss sich erholen von den Wirrnissen am Wörthersee (seine Liebe ist filmisch bereits vergessen), also fährt er zur Erholung (alleine) nach Gänserndorf. Und was sieht man kommentarlos im letzten Bild? Watschelnde Gänse...

Credits

Drehbuch

Musik

Darsteller

Produktionsfirma

Produzent

Alle Credits

Drehbuch

Musik

Liedtexte

Darsteller

Produktionsfirma

Produzent

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Länge:
2800 m, 102 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, Ton
Aufführung:

Uraufführung (AT): 21.05.1948, Wien

Titel

  • Originaltitel (AT) Der Herr Kanzleirat

Fassungen

Original

Länge:
2800 m, 102 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, Ton
Aufführung:

Uraufführung (AT): 21.05.1948, Wien

Verleihfassung

Länge:
2825 m, 103 min
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): November 1948, ab 16 Jahre / Jugendverbot [Alliierte Militärzensur]

Aufführung:

Erstaufführung (DE): 26.11.1948, Karlsruhe