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Der 12-jährige Karl verliebt sich ausgerechnet in seine einen Kopf größere Klassenkameradin Lea. Da braucht es schon viel Mut, um herauszufinden, ob Lea ihn auch mag. Zumal das Schuljahr bald vorbei ist und Karl und Lea dann auf getrennte Schulen gehen werden. Für Karl ist so die gemeinsame Projektfahrt die letzte Chance, um Leas Freund zu werden. Ein einfühlsam erzählter und hinreißend gespielter Film, der seinen jungen Darstellern respektvoll auf Augenhöhe begegnet.
Quelle: 21. Festival des deutschen Films Ludwigshafen am Rhein
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Im Wasserbad kommt allmählich das großformatige Porträt eines in etwa gleichaltrigen Mädchens mit Rastalocken zum Vorschein, wie sich bald herausstellt Karls Klassenkameradin Lea. Die er nur heimlich anhimmelt, weil er sich nicht traut, die um einen halben Kopf Größere diesbezüglich anzusprechen. Beim Sportunterricht von Herrn Mattis schafft es Karl beim Wettkampf an der Kletterstange nicht bis ganz oben, kann aber immerhin aus dieser Position Lea und die anderen Mädchen bei geradezu akrobatischen Übungen auf der Gymnastikmatte beobachten.
Tom ist der Liebeskummer seines Bruders nicht verborgen geblieben und rät zur Offensive, zumal Lea demnächst die Klasse verlassen will: „Andere Schule – andere Jungs“ warnt er und liefert Karl beim Schulfest eine Steilvorlage als Mitglied einer Band älterer Schüler: Auf die fetzige Nummer „Wir sind gemeinsam stark“ lässt er den Blues-Song „Ich schreib‘ einen Brief für Dich“ folgen, zu dem Karl so innig mit Lea tanzt, dass nun jeder mitbekommt, wie es um ihn steht – und sich einige nicht entblöden, den Größenunterschied zu kommentieren.
Den könnte ein stark erhöhtes Paar Plateauschuhe mildern, das zwar 123 Euro kostet, Karl aber vom Schuhmacher Maiwald „probehalber“ kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Die Lea durchaus gefallen bei einer Besichtigung des Fotolabors ihres Klassenkameraden. Sie ist von seiner „Licht-Zauberei“ so begeistert, dass Karl Fotos der neuen Choreographie der Tanzgruppe schießen soll zur Aufführung am Schuljahresende.
Karls große Stunde schlägt, als die Kunstlehrerin Bender für die Klassenfahrt, die in ein idyllisch an einem See, sonst aber ziemlich einsam gelegenes Schullandheim in der Eifel führt, über ein Projekt abstimmen lässt: Die Klasse entscheidet sich für einen Film zum Thema „Verliebt“. Während Lea mit ihrer Freundin Klara die Interviews macht, stehen Karl und sein Freund Jacob hinter der Kamera.
Befragt werden Bewohner eines Altenheims und Passanten in der nächstgelegenen Stadt, aber auch die beiden mitgereisten Lehrer und alle Klassenkameraden. Es gibt kein Patentrezept dafür, dass es schon beim ersten Mal klappt mit der Liebe, aber ermutigende Antworten, die Karl zeigen, dass er mit seinem Problem nicht allein ist. Andererseits macht ihn die Aussage des Kioskbesitzers Firas stutzig, nach der Liebe wachsen muss – und dies erst nach dem Kennenlernen der Familie und der Kultur des jeweils anderen möglich ist.
Auf einer abgelegenen Bank mit weiter Sicht über die Hügel der Eifel bekennt Lea, dass sie Karls Angebot, sie auf eine Woche Nordsee-Urlaub mit seinem Vater mitzunehmen, nicht annehmen möchte. Und das auch, weil ihre eigene Familie vor einer Zerreißprobe steht: Während ihr Vater zurück in die USA ziehen will, möchten sie und ihre Mutter in Deutschland bleiben. Trotz Karls gewaltiger Enttäuschung wird der Film ein Riesenerfolg beim großen Fest zum Abschluss des Schuljahres. Und für den gefeierten Filmemacher Karl ergeben sich plötzlich ganz neue Perspektiven, als Klara ihn zum Eis einlädt…
Bernd Sahling, 1961 in Naumburg geborener, in Babelsberg ausgebildeter Assistent von Rolf Losansky, Hannelore Unterberg und Helmut Dziuba, hat sich mit realistischen, alltagsnahen, national wie international ausgezeichneten Spielfilmen wie „Die Blindgänger“ und „Kopfüber“ im Kinder- und Jugendbereich einen Namen gemacht. Daran knüpft „Ab morgen bin ich mutig“ an, einmal mehr getragen von einem begeisterungsfähigen jungen Ensemble. Der Film erzählt auf so humorvolle wie feinfühlige Art von großen Erwartungen und zumeist ebensolchen Enttäuschungen in der Pubertät steckender unsicherer junger Mädchen und Jungen, aber auch von hilfreicher Freundschaft unterhalb der großen ersten Liebe und von wachsendem Selbstvertrauen nach Anerkennung durch die Gemeinschaft.
Pitt Herrmann